KI-Park: Dieses Top-Büro plant Heilbronns Vorzeigeprojekt
Vier international renommierte Architekturbüros waren zuletzt im Rennen um den Planungsauftrag für Heilbronns Innovationspark Künstliche Intelligenz. Jetzt steht der Sieger des aufsehenerregenden Wettbewerbs fest. Der Entwurf setzt auf eine kreisförmige Anordnung der Gebäude.

Der Sieger heißt MVRDV. Das Büro aus Rotterdam hat ein Planungskonzept unter dem Titel "Der Krais” vorgestellt. Das Wort enthält die Abkürzung AI für Artificial Intelligence, also Künstliche Intelligenz. Kreisförmig angeordnet sind die Gebäude im Planentwurf der Niederländer, als Zylinder gestaltet das markanteste Gebäude, das aus dem Areal herausragen soll. Das Konzept habe unter anderem durch seinen "klaren Wiedererkennungswert” überzeugt, sagte Heilbronns OB Harry Mergel am Dienstag bei der Vorstellung. Auch Wolfgang Riehle, Vorsitzender des Preisgerichts, betont: "Es ist ein Gesicht für den Ipai, das wir uns einprägen werden." Der Park soll "Anziehungspunkt für die internationale Elite der KI werden".

Das Quartett, das nach der Vorauswahl übrig blieb, las sich bereits wie ein Who is Who der internationalen Architektenszene. Neben MVRDV hatten OMA, ebenfalls aus den Niederlanden, Wulf Architekten aus Stuttgart sowie Herzog & de Meuron aus Basel den Hut in den Ring geworfen. Letztere haben sich unter anderem durch die Hamburger Elbphilharmonie einen Namen gemacht.
Sieger von 50-köpfiger Jury im Bildungscampus vorgestellt
Das von einer 50-köpfigen Jury zum Sieger gekürte Büro MVRDV hat unter anderem die spektakuläre Bibliothek im chinesischen Tianjin geplant und viele Städtebauprojekte umgesetzt. Das Gelände in Heilbronn nun mit einem Kreis zu überlagern, bezeichnet Jurypräsident Riehle bei der Vorstellung als "fast außerirdischen Ansatz".
Heilbronn will mit dem Projekt Maßstäbe bei zentralen Zukunftstechnologien setzen. Der KI-Park entsteht auf einem 23 Hektar großen Gelände im Gebiet Steinäcker in Heilbronn-Neckargartach. Finanziert wird das Projekt vor allem von Stadt, Land und der Dieter-Schwarz-Stiftung. Es sei das erste Mal, dass die Stiftung richtig spüre, das ihre Investitionen in den KI-Park Wirkung zeigen, erklärt Geschäftsführer Reinhold Geilsdörfer. Er betont aber auch, dass der Innovationspark nicht für Heilbronn entwickelt werde, sondern für das ganze Land: Wenn nicht alle Regionen in Baden-Württemberg mitziehen, werden wir nicht erfolgreich sein."
Das Miteinander betont auch Landeswirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Der Ipai werde dazu führen, dass das Land im weltweiten Wettbewerb vorne dabei sein werde. "Mit diesem Schritt nehmen wir unsere digitale Zukunft selbst in die Hand." KI sei keine Zukunftstechnologie, sondern eine Gegenwartstechnologie. "Wir erwarten, dass durch die Landesförderung Milliarden-Investitionen ausgelöst werden", so die Ministerin in Heilbronn.
Gesamte Baukosten lassen sich noch nicht beziffern
Möglichst 2024 soll mit dem Bau begonnen werden. "Wenn alles gut geht", so Professor Reinhold Geilsdörfer, Geschäftsführer der Dieter-Schwarz-Stiftung. 100 Millionen Euro sind für den ersten Abschnitt geplant. 50 Millionen Euro übernimmt das Land, die andere Hälfte bezahlt die Dieter-Schwarz-Stiftung. "Wir sind stolz, dass das Land uns das Vertrauen schenkt", so Geilsdörfer. 5000 Arbeitsplätze sollen hier entstehen. Wie hoch die Baukosten für das Projekt ausfallen werden, lasse sich noch nicht beziffern. Geilsdörfer geht davon aus, dass das Projekt in acht bis zehn Jahren umgesetzt wird.
Die Jury überzeugte unter anderem die Aufenthaltsqualität des Entwurfs, so Wolfgang Riehle, Jury-Vorsitzender und Ehrenpräsident der Architektenkammer Baden-Württemberg. Zukünftig sollen hier viele Menschen aus verschiedenen Berufsgruppen arbeiten und forschen, sich versorgen und ihre Freizeit verbringen. Das Areal soll jeden Tag 24-Stunden belebt sein. Die begrünten Kanten außerhalb gehören auch zum Entwurf. Sie werden mit angewandter KI bewirtschaftet. Wie die Verkehrsanbindung aussehen wird, sei in Planung, so der Heilbronner Baubürgermeister Andreas Ringle.
Zusammenspiel mit Tübingen
Mit dem Innovation Park Artificial Intelligence (Ipai) entsteht in Heilbronn ein Zentrum für Künstliche Intelligenz (KI), das nach Vorstellung des Landes Baden-Württemberg in der Weltliga der KI mitspielen soll. Ipai soll die gesamte KI-Wertschöpfungskette abdecken. Von der Qualifizierung über Forschung und Entwicklung bis zur Anwendung und Kommerzialisierung. Für Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut steht das Ipai im Zusammenspiel mit dem Tübinger Cyber Valley, das Grundlagenforschung im KI-Bereich betreibt.
Ausstellung auf der Inselspitze
Das Ipai-Konsortium ist der Empfehlung der Jury gefolgt. Das Konsortium setzt sich zusammen aus der Stadt Heilbronn, der Dieter-Schwarz-Stiftung, der Stadtsiedlung Heilbronn und der Schwarz Gruppe. Interessierte Bürger können sich von Freitag, 21., bis Sonntag, 23. April, auf der Inselspitze in Heilbronn ein Bild von den neun eingereichten Entwürfen der internationalen Architekturbüros machen.
Diese vier Büros waren in der Auswahl

MVRDV
Was Stuttgart mit Tianjin in China gemein hat? Beide Städte haben Büchereien, die zu den schönsten der Welt zählen. In Stuttgart plante der Koreaner Eun Young Yi. In Tianjin erschufen die Architekten des niederländischen Büros MVRDV eine Bücherkathedrale in strahlendem Weiß. Stapelungen großer Blöcke gehören zur Handschrift des Büros, das große Wohngebäude, den niederländischen Expo-Pavillon oder die Markthalle in Rotterdam realisiert hat.

Herzog & de Meuron
Das von Jacques Herzog und Pierre de Meuron gegründete Büro unterhält Niederlassungen in aller Welt, beschäftigt mehr als 400 Mitarbeiter und zeichnet für spektakuläre Bauwerke verantwortlich. Unter den zahlreichen Projekten sind die 2005 eröffnete Allianz-Arena in München und das Nationalstadion für die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking. Die Hamburger Elbphilharmonie wurde nach Plänen des Büros gebaut und 2017 eröffnet.

OMA (Office for Metropolitan Architecture)
Die Fondaco dei Tedeschi in Vendig ist ein schon im Mittelalter genutztes Handelszentrum. Gegen allzu moderne Umbaupläne regte sich Widerstand. Letztlich gelang den OMA-Architekten aus Rotterdam ein behutsamer Umbau des Areals. Auch hypermoderne Bauten tragen die Handschrift des Büros, so das Hauptquartier des chinesischen Staatsfernsehens in Peking.

Wulf Architekten
Heftige Proteste begleiteten den Neubau der Landesmesse auf den Fildern. Heute nennt sich Leinfelden-Echterdingen stolz "Messestadt" und die Ausstellungshallen an der A8 gelten als architektonischer Wurf. Die geschwungenen Dächer nehmen die charakteristische Landschaftsform auf. Geplant wurde die Messe vom Stuttgarter Büro Wulf Architekten, das eine Vielzahl von Schul,- Forschungs- und Verwaltungsbauten in aller Welt entworfen hat.