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Wie die digitale Welt von Neckarsulm aus geschützt wird

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Die Schwarz-Gruppe betreibt eine spektakuläre Cyber-Abwehr-Kommandobrücke mit einem außergewöhnlichen Zugangsprocedere in einem Parkhaus.

Die Welt auf einen Blick: Fotografieren ist in der Cyber-Zentrale zwar verboten, aber so ungefähr muss man sich die Kontrolleinheit vorstellen.
Foto: gion like/stock.adobe.com
Die Welt auf einen Blick: Fotografieren ist in der Cyber-Zentrale zwar verboten, aber so ungefähr muss man sich die Kontrolleinheit vorstellen. Foto: gion like/stock.adobe.com  Foto: gion like stock adobe com

Über einige mögliche Probleme mit Cyber-Versicherungen haben wir im vierten Teil der Serie berichtet. Es gibt aber noch andere. Das Cyber-Versicherungsprodukt wurde in den vergangenen vier Jahren immer teurer, und der Schutz immer geringer. Aus Sicht von Experten ist Cyber kein Produkt für Versicherungen, da es immer wieder neue Angriffe und unvorhersehbare Ereignisse gibt. Mehr als 116 Millionen neue Schadprogramm-Varianten alleine in Deutschland im Jahr 2022 machen das deutlich.

Probleme mit den Versicherungen

Oft einigen sich die Versicherung und das erpresste Unternehmen dann auf eine Kulanz-Zahlung. Wer den Versicherungsschutz in Anspruch genommen hat, dem wird anschließend meist gekündigt. Und eine neue Cyber-Versicherung zu erhalten, ist ohnehin mit hohen Hürden verbunden. Interessant auch: Im Allianz Risiko Barometer 2023 gelten Cybervorfälle als das größte Geschäftsrisiko weltweit. Die Corona-Pandemie, der Klimawandel oder Naturkatastrophen zählen nach dieser Erhebung nicht mehr als Top-Gefahren.


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Das IT-System muss mit den Augen des Hackers gesehen werden

Über Betroffene von Cyber-Kriminalität haben wir in den bisherigen Serienteilen bereits berichtet. Und darüber, ob und wie sie sich anschließend schützen. Alles Gründe, warum immer mehr Unternehmen bei XM Cyber, dem Unternehmen der Schwarz-Gruppe, Schutz suchen. Man muss Cyber anders denken und das IT-System mit den Augen des Hackers sehen. Mit der Software erhalten die Kunden dann einen Service, der es möglich macht, Gefahrenpotenziale zu priorisieren. Die Software gibt einem Unternehmen Expertenwissen, obwohl man gar keine Experten im Haus hat.

Schwarz-Gruppe strebt keine riesige Marge an

Stellt sich die Frage, was diese Cyber-Sicherheit made by Schwarz kostet. "Wir verdienen unser Geld mit dem Verkauf von Möhren und Erbsen. Wir müssen hier keine riesige Marge rausholen. Die Kosten für die Firmen bewegen sich im Rahmen von marktüblichen Lizenzkosten im Softwareumfeld", sagt Rolf Schumann, Vorstandsvorsitzender von Schwarz Digital. Das eigene Produkt verkaufen wolle man nicht mit Angst, sondern mit Aufklärung. Aus Kreisen von XM-Cyber-Kunden ist zu hören, dass ein Mittelständler das Schutzpaket für einen sechsstelligen Betrag buchen kann, ein kleineres Unternehmen zahlt noch weniger. Viele sind daher tatsächlich verwundert, dass dies Beträge sind, die für ein Unternehmen darstellbar sind.

Man kauft dabei nichts Unbekanntes. "Es ist wie beim Autokauf. Erst gibt es eine Probefahrt kostenlos. Das heißt, wie bieten einen Testzyklus kostenlos an. Damit wollen wir den Kunden vom Produkt überzeugen", erklärt Schumann.


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Immer öfter werden Menschen Ziel von Cyber-Attacken. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sieht vor allem Hersteller und Anbieter digitaler Dienste in der Pflicht Verbraucher zu schützen.
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Cyber-Sicherheit: Der größte Risikofaktor bleibt der Mensch


Nur mit der Hand-Vene bekommt man Zutritt

Überzeugungsarbeit leistet man dann vor allem auch im persönlichen "Verkaufsgespräch". Über einen unscheinbaren Zugang gelangen die Besucher per Aufzug in den sechsten Stock eines Neckarsulmer Parkhauses. Auf dem riesigen Stockwerk befindet sich die Zentrale der Cyber-Abwehreinheit der Schwarz-Gruppe. Am Empfang müssen Handys oder Fotoapparate abgegeben werden. Für Kunden oder Besucher, die so wichtig und prominent sind, dass sie mit Personenschützern kommen, steht ein Tresor zur Verfügung. Darin müssen dann die Waffen deponiert werden. Bevor man schließlich das Innere betreten kann, geht es durch eine Sicherheitstüre. Der Zugang erfolgt jedoch nicht einfach nur per Karte, Fingerabdruck oder Augen-Scan. Nein, es gibt nur ein Körperteil, dass nicht reproduzierbar ist: Die Hand-Vene. Die muss man vor den Scanner halten. Klingt wie in einem Spionage-Film, und so fühlt man sich auch. Vorbei an einer Teeküche geht es in einen großen Besprechungsraum. Die Scheiben sind abgedunkelt, damit niemand von einem der entfernt liegenden Weinbergen mit einem Fernglas die Präsentation in diesem Raum sehen kann.

Die ganze Welt auf einen Blick

Die größte Überraschung gibt es dann aber am Ende des Gesprächs. Christian Müller, Vorstandsvorsitzender der Schwarz IT, drückt auf einen Knopf und ein Sichtschutz hebt sich in die Höhe. Hinter der 20 Meter breiten Glaswand blickt man auf PC-Inseln, die sich direkt vor einer riesigen elektronischen Weltkarte befinden. Eine Mischung aus Raumschiff Enterprise und James-Bond-Film. Es flackern Lichter und Symbole, elektronisch werden Grafiken und Zahlen angezeigt. Dabei sieht man, welche Schwachstellen Hacker als mögliches Einfallstor in die Systeme der Schwarz-Gruppe nutzen könnten. Weltweit werden in diesem Augenblick 2000 offene Punkte angezeigt, als wirklich wichtig hat die Software von XM Cyber 70 lokalisiert. Und genau die werden von den Mitarbeitern bekämpft beziehungsweise geschlossen. Auf einem Monitor ist zudem der augenblickliche Sicherheitsgrad der Unternehmen der Schwarz-Gruppe zu sehen: 95 Prozent.


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Mehr als die Hälfte der Chefs erwarten Cyber-Attacken

Eine hundertprozentige IT-Sicherheit gibt es bekanntlich nicht. Aber 95 Prozent ist ja wahrlich kein schlechter Wert. Immerhin einer, der viele Firmenchefs ruhiger schlafen lassen würde, wenn sie einen solchen Wert erreichen würden. Schließlich fürchten 53 Prozent aller Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten Datendiebstahl als Cyberrisiko. Wer alle Fakten analysiert, erkennt, dass es immer noch zu wenige sind, die sich wirklich ernsthafte Cyber-Sorgen machen.

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