Stimme+
Neckarsulm
Lesezeichen setzen Merken

Schwarz-Gruppe: Tempo und Teamplay in der digitalen Welt

   | 
Lesezeit  5 Min
Erfolgreich kopiert!

Wie die Neckarsulmer Schwarz-Gruppe zu einem bedeutenden Player bei der Digitalisierung und Cyber-Sicherheit wurde. Rolf Schumann und Christian Müller sind die Köpfe des digitalen Wandels.

Ideen und 400 Projekte: Rolf Schumann (links) und Christian Müller leiten die digitalen Einheiten der Schwarz-Gruppe.
Foto: Veigel
Ideen und 400 Projekte: Rolf Schumann (links) und Christian Müller leiten die digitalen Einheiten der Schwarz-Gruppe. Foto: Veigel  Foto: Veigel, Andreas

Erpresste Unternehmen - auch aus Baden-Württemberg und auch aus der Region Heilbronn -, die aus Scham schweigen. Staaten und Erpresser, die mit Cyber-Kriminalität Milliarden verdienen. Machtlose Behörden oder gehackte Krankenhäuser. Versicherungs-Policen, die am Ende manchmal wenig wert sind. Der ungleiche Kampf zwischen Polizei und Tätern, die in totalitären Staaten geschützt werden.

Das Thema Cyber-Kriminalität ist vielfältig und für viele noch immer nicht richtig fassbar. Die Auswirkungen der Taten sind extrem, die Möglichkeiten, sich zu schützen, kompliziert. Viele von den Erpressungen betroffenen Unternehmen, Behörden und Institutionen suchen mittlerweile Schutz bei den IT- und Digital-Experten der Schwarz-Gruppe. Warum das so ist und welche bislang wenige bekannten Erkenntnisse man gewinnen kann, schildern wir in dieser Serie.

Enorme Risiken, hohe Schäden

Die Zahlen sind eindeutig, die Risiken hoch: 34.740 Passwörter werden weltweit pro Minute gehackt. Mehr als 116 Millionen neue Schadprogramm-Varianten gab es alleine in Deutschland im Jahr 2022. 54 Prozent der Unternehmen haben keinen Plan, wie sie sich gegen Cyber-Attacken verteidigen sollen. Der Handlungsbedarf ist also groß.

Wenn es um den Wandel bei der Schwarz-Gruppe in Sachen Digitalisierung geht und wer die Ursachen für den Erfolg im Bereich der Cyber-Strategien sucht, der landet schnell bei Christian Müller und Rolf Schumann. Zwei, die als IT- und Digital-Chefs maßgeblich die Richtung vorgeben. Und die zusammengehören wie Yin und Yang, wie sie scherzhafterweise bei der Cyber-Sicherheits-Konferenz in Heilbronn bezeichnet wurden. Gewehrt gegen diesen Vergleich haben sie sich nicht.


Mehr zum Thema

Zum Themendienst-Bericht von Katja Wallrafen vom 27. September 2022: Cyberkriminalität hat viele Facetten: Mitarbeiter der Abteilung Cybercrime Bundeskriminalamt (BKA) behalten kriminelle Tätigkeiten im Netz genau im Auge.
Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen

Fazit der Cyber-Sicherheits-Konferenz in der Experimenta Heilbronn


Aber der Reihe nach. Gerd Chrzanowski erkannte die Chancen und Risiken der Digitalisierung schon frühzeitig. Der Komplementär der Schwarz-Gruppe transformiert den Riesenkonzern in Rekordzeit in ein Digitalunternehmen. Seit mehr als einem Jahr treibt er nun als erster Mann im Unternehmen den Digital-Prozess weiter voran.

Schwarz als IT-Dienstleister für andere Unternehmen

Die digitalen Lösungen, die die Schwarz-Gruppe gefunden hat, werden auch als Dienstleistung für andere Unternehmen angeboten. Einerseits mit dem in Israel hinzugekauften Unternehmen XM Cyber. Als führender Anbieter für Hybrid-Cloud-Sicherheitslösungen bietet man Lösungen an, die Cyber-Risiken minimieren. Zudem ist die deutsche Cloud-Lösung "STACKIT" Teil der IT-Organisation der Schwarz-Gruppe. Was vielen illusorisch vorkam, wird zum Erfolgsmodell: eine digitale Cloud made in Schwaben.

4.000 Mitarbeiter sind für die Schwarz IT tätig

Bevor es aber so weit kam, mussten auch bei der Schwarz-Gruppe erst einmal die Grundlagen geschaffen werden. Christian Müller, Vorstandsvorsitzender der Schwarz IT, erinnert sich an die Anfänge vor sechs Jahren: "Das war der Urknall der Schwarz IT. Im Jahr 2017 entstand eine gemeinsame Einheit für die Unternehmen der Schwarz-Gruppe. Am 1.5.2019 haben wir dann die Schwarz IT zum Leben erweckt. Es entstand eine eigene Unternehmensform, in der wir bei der Schwarz IT 4000 Mitarbeiter zusammengezogen haben." Die ersten Schritte zur digitalen Eigenständigkeit waren damit gemacht.

Diese Eigenständigkeit betrifft auch die Unabhängigkeit bei Cloud-Lösungen. "Wir wollten uns nicht abhängig machen von amerikanischen oder asiatischen Unternehmen, daher haben wir 2018 entschieden, eine Cloud selbst zu entwickeln und diese auch selbst separat zu betreiben. Seitdem sind wir unterwegs mit der Dreifaltigkeit der Cloud, um es mal so zu beschreiben", erläutert Müller.


Mehr zum Thema

Auf dem Bildschirm eines Laptops ist ein Binärcode zu sehen.
Stimme+
Meinung
Lesezeichen setzen

Wer den Forderungen von Cyber-Kriminellen nachgibt, schließt ein Abo mit ihnen ab


Die Daten bleiben in Deutschland

Das Rechenzentrum ist ausschließlich in Deutschland, die Betreuung dazu findet ausschließlich in Deutschland statt. "Wir entwickeln alles in Deutschland, und alle Daten, die wir in unserer Cloud hosten, werden nur in Deutschland oder Europa verarbeitet. Die Daten sind ausschließlich in Deutschland und verlassen Deutschland nicht", sagt Müller. Ganz im Gegensatz dazu, wenn ein Unternehmen mit Microsoft oder Google zusammenarbeitet. Selbst wenn deren Rechenzentrum in Deutschland steht, dann kann immer auch irgendjemand aus dem Ausland auf diese Daten zugreifen.

Der Konzern will Datenabhängigkeiten von anderen Ländern vorbeugen

Seit 2021 ist man in der Lage, die Unternehmensgruppe Schwarz auf der eigenen Cloud zu betreiben. "Es ist extrem wichtig, nicht alles in die Cloud zu ziehen, sondern nur das, was Sinn ergibt. Wir sind jetzt grob bei 30 Prozent der Unternehmen der Schwarz-Gruppe, die in der Cloud sind. Ziel ist es, bis 2025 80 Prozent der Unternehmensgruppe Schwarz in unserer eigenen Cloud zu haben", sagt Müller. Warum man das tut, liegt für ihn auf der Hand: "Wir diskutieren immer über die Energieabhängigkeit von Russland. Wir wollen aber in fünf Jahren nicht die Situation haben, dass wir eine Digitalabhängigkeit von anderen Ländern haben."

Schumann und Müller treiben den digitalen Wandel in der Schwarz-Gruppe voran

Das digitale Tempo nahm weiter Fahrt auf, als im Februar 2019 Rolf Schumann zur Schwarz-Gruppe wechselte. "Als ich 2019 dazu kam, war die Frage, wie können wir die Unternehmen der Schwarz-Gruppe digital transformieren", sagt Schumann. Und das war der Beginn einer Partnerschaft, die das Fundament für den digitalen Wandel bildete. "Christian und ich haben ein Zusammenarbeitsmodell, das man in der Branche sehr selten findet. Wir unterscheiden zwar zwischen Digital und IT. Wir wissen aber, dass beides zusammengehört. Zwischen uns beide passt kein Stück Papier. Der Rolf hat die verrückten Ideen und Christian sorgt dafür, dass es funktioniert."


Mehr zum Thema

Die jüngste Weiterentwicklung von ChatGPT kann sogar Text- und Bilderstellung kombinieren.
Berlin/Pforzheim/Stuttgart
Lesezeichen setzen

Wie kreativ ist die künstliche Intelligenz?


Fruchtbares Zusammenspiel von IT und Digital-Bereich

Rolf Schumann unterstützt als Vorstandsvorsitzender der Schwarz Digital GmbH & Co. KG alle Sparten der Schwarz-Gruppe, um deren digitale Anforderungen zu identifizieren und mit Technologie-, Markt- und Industrietrends deren Geschäftsziele umzusetzen. Was es dazu braucht, beschreibt er mit einfachen Worten: "Das große Problem der Industrie ist doch, dass da der Digitalmensch reinkommt und der IT erklärt, wie doof sie ist. Die IT zeigt ihm dann, warum er scheitern wird."

Ein Thema, das viele Verantwortliche kennen. Es kommt auf die richtige Zusammenarbeit an. Und die scheint man in Neckarsulm gefunden zu haben. "Christian und ich kannten uns vorher nicht, wir haben uns hier gefunden. Das ist wirklich mehr als eine kollegiale Zusammenarbeit, das ist eine Freundschaft geworden. Weil wir gemerkt haben, wenn man die beiden Dinge mit Respekt zusammenbringt, dann hat man eine Beschleunigung und eine Kraft, die ist unglaublich", sagt Schumann.

Enormes Tempo bei Digitalprojekten vorgelegt

Wer einen Beweis für das Tempo braucht, hier liefert ihn Schumann: "Wir haben innerhalb der ersten zwölf Monate über 400 Digitalprojekte für die Unternehmen der Gruppe identifiziert. Wir haben eine Fünf-Jahres-Roadmap und gehen rollierend durch: Bisher haben wir schon die Hälfte umgesetzt. Das glaubt einem ja kaum jemand." Tatsächlich dürfte da manch einer, der in seinem Unternehmen schon bei nur drei Digitalprojekten drei Jahre ansetzt, ins Grübeln kommen.

Das Tempo ist auch ein Grund dafür, warum man in Sachen Cyber-Sicherheit Maßstäbe setzt. "Das Thema Cyber wird immer professioneller und dreister. Es gibt keinen Tag ohne Angriffe. Es ist ein lukratives Geschäftsmodell für Angreifer geworden. Dabei gibt es beispielsweise Staaten, die damit mehrere Milliarden Dollar für ihren Staatshaushalt verdienen", sagt Schumann.

Zu den Personen

Christian Müller ist Vorstandsvorsitzender der Schwarz IT. Er verantwortet seit 1. Januar 2018 - zunächst als Bereichsvorstand, dann als Vorstand und seit 1. Juli 2021 als Vorstandsvorsitzender - die Geschäfte der Schwarz IT KG.

Rolf Schumann ist Vorstandsvorsitzender der Schwarz Digital GmbH & Co. KG. Zuvor war Rolf Schumann bei SAP als General Manager weltweit für den Geschäftsbereich Plattform & Innovation zuständig.


Nächster Serienteil

Wie dreist die Täter vorgehen, welche Tricks sie beim Eindringen in die Systeme anwenden und wie man die Herangehensweise in Sachen IT-Sicherheit ändern muss, davon handelt der dritte Teil unserer Serie, der morgen erscheint.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben