Baden-Württemberg schafft weitere Impfangebote
Baden-Württembergs Sozialminister Manne Lucha kündigt die Aufstockung der mobilen Impfteams an. Aktuell ist der Andrang bei den Corona-Impfangeboten groß. Im Land sind allerdings immer noch 35 Prozent der Menschen ab 12 Jahren nicht vollständig geimpft.

Es ist 12 Uhr. Im ersten Stock des Shoppingcenters Breuningerland in Ludwigsburg bildet sich schon eine Schlange von mindestens 50 Metern - stetig kommen neue Passanten dazu. Es ist Geduld gefragt, denn erst in einer Stunde beginnen die Mitarbeiter des mobilen Teams mit den Corona-Impfungen. Und diese nehmen es mit dem Dienststart heute ganz genau, auch wenn die Schlange immer länger wird.
Verschiedene Gruppierungen
Unter den Impfwilligen befinden sich viele Ältere mit Auffrischimpfungen, genauso wie Stillende und Schwangere, die wegen der späten Empfehlung der Ständigen Impfkommission erst jetzt kommen - oder auch diejenigen, die sich nach langem Zögern impfen lassen, weil der Druck auf Ungeimpfte durch die jüngsten politischen Maßnahmen - Stichwort Corona-Warnstufe - immer größer geworden ist.
Mehr mobile Impfteams geplant
Wie in Ludwigsburg geht es derzeit in vielen Orten Baden-Württembergs zu, schließlich sind noch immer rund 35 Prozent der Bevölkerung ab zwölf Jahren nicht vollständig geimpft. Und da die Impfzentren wieder geschlossen worden sind, ist der Andrang in den Arztpraxen oder eben bei den mobilen Impfteams groß. Baden-Württembergs Sozialminister Manne Lucha (Grüne) hat jedenfalls angekündigt, in den kommenden Wochen weitere 50 mobile Impfteams zusätzlich einzusetzen - und deren Zahl landesweit auf insgesamt 130 zu erhöhen. "Wir müssen jetzt schnelle und pragmatische Lösungen anbieten. Die Zeit läuft uns sonst davon", sagt Lucha. Derweil steigt nach Angaben der kassenärztlichen Vereinigung im Südwesten die Zahl der Impfungen in den Arztpraxen stetig an. Ließen sich in der ersten Oktoberwoche noch rund 85.000 Personen in den Südwest-Arztpraxen gegen Corona impfen, waren es in der letzten Oktoberwoche schon etwa 107.000, erläutert eine Sprecherin.
Jeder vierte Corona-Patient in Kliniken ist geimpft
Doch wie groß ist der Schutz durch die Impfungen? Aus einer Erhebung des Landesgesundheitsamts (LGA) geht hervor, dass die Zahl der geimpften Patienten in den Südwest-Kliniken höher ist als angenommen. So war in den vergangenen vier Wochen rund jeder vierte Patient, der mit Covid-19 in eine Klinik im Land eingeliefert worden ist, geimpft. In den vergangenen 28 Tagen seien dem LGA 2202 Covid-19 Fälle gemeldet worden, die in Krankenhäusern behandelt werden mussten (Stand 3. November 2021), sagt eine LGA-Sprecherin. Weiter erklärt sie, dass es sich bei 525 der hospitalisierten Fälle (23,8 Prozent) um Impfdurchbrüche handele. 1677 Fälle (76,1 Prozent) seien ungeimpft gewesen. In den vergangenen vier Wochen seien der Behörde zudem 321 Covid-19-Fälle mit Angaben zu einer Behandlung auf einer Intensivtherapiestation übermittelt worden. Bei 56 Fällen (17,4 Prozent) handele es sich um Impfdurchbrüche, so die Sprecherin weiter.
Debatte über Impfpflicht
Derweil macht sich das Land laut einer Sprecherin des Staatsministeriums dafür stark, dass eine Impfpflicht zum Beispiel in Alten- und Pflegeheimen eingeführt wird. Schon zum Auftakt des Treffens der Gesundheitsminister in Lindau am Bodensee hat Lucha zudem auch eine Impfpflicht im Erziehungs- und Bildungswesen gefordert - und ist dafür gleich von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert worden.
Alarmstufe könnte bald in Kraft treten
Spitzt sich die Infektionslage in Baden-Württemberg weiter zu, könnte laut Prognosen bereits Mitte November die Corona-Alarmstufe in Kraft treten. Dies hätte zur Folge, dass Menschen, die nicht geimpft und nicht genesen sind, bald keinen Zutritt mehr in weite Teile des öffentlichen Lebens hätten. Dabei gilt seit vergangenem Mittwoch im Südwesten erst die Warnstufe, die Ungeimpften den Zutritt in viele öffentliche Bereiche nur noch mit einem negativen PCR-Test erlaubt.
Die Alarmstufe kommt, wenn an zwei aufeinanderfolgenden Werktagen mehr als 390 Covid-19-Patienten in den Intensivstationen behandelt werden. Sie greift auch, sobald die Hospitalisierungsinzidenz – die Zahl der Corona-Patienten in einer Woche pro 100.000 Einwohner – den Wert 12 überschreitet.



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