Firmen bleiben Treiber bei Neuinfektionen im Hohenlohekreis
Viele Geimpfte stecken sich mit Corona an, aber fast keiner erkrankt schwerer oder landet auf der Intensivstation. Wie bereits in der dritten Welle im Frühjahr sind Ausbrüche in Unternehmen auch aktuell Haupttreiber des Infektionsgeschehens im Hohenlohekreis.
Die vierte Corona-Welle hat Fahrt aufgenommen: auch im Hohenlohekreis. Unter den Neuinfizierten ist ein beträchtlicher Teil vollständig geimpft. Zuletzt waren es 40,1 Prozent. Bei ihnen verläuft die Infektion aber fast immer mild. Das heißt: Geimpfte Coronafälle landen in der Regel nicht auf der Intensivstation. So ist es seit 1. August bis heute im Hohenloher Krankenhaus in Öhringen. Auf den Intensivstationen der Heilbronner SLK-Kliniken liegen derzeit ebenfalls nur Ungeimpfte.
Kreis ist derzeit kein Corona-Hotspot
Der Hohenlohekreis war immer wieder ein Corona-Hotspot. Aktuell ist er es nicht. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist seit Oktober zwar auch gestiegen, allerdings verzeichneten am Donnerstag 29 von 44 Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg höhere Werte. Die Inzidenz gilt weiter als Indikator, hat angesichts der gestiegenen Impfquote aber keinen Einfluss mehr auf Maßnahmen der Corona-Verordnung.
Wieder dominieren Firmen die Ausbruchsherde
Blickt man auf die Ausbruchsherde seit 1. August, zeigt sich: Wie in der dritten Welle im Frühjahr 2021, sind Corona-Ausbrüche in Unternehmen hauptverantwortlich für die Zahl der Neuinfektionen. Die Hälfte aller größeren Ausbruchsgeschehen haben in Firmen ihren Ausgang genommen. Zum Stichtag 2. November entfielen 55,6 Prozent aller Ausbrüche im Hohenlohekreis auf Unternehmen. Im Landesschnitt waren es am 4. November nur 3,5 Prozent. In Privathaushalten sind es im Kreis nur 11,1 Prozent, während sie das Geschehen im Land mit 29,2 Prozent dominieren. Bei den Schulen sind die Ausbruchswerte landesweit deutlich gestiegen und nähern sich denen im Hohenlohekreis an.
Warum bleiben Unternehmen die größten Treiber bei den Neuinfektionen? "Das Arbeitsleben im Hohenlohekreis ist vor allem durch das produzierende Gewerbe und Handelsfirmen geprägt - mit vielen Arbeitsplätzen ohne Homeoffice-Möglichkeit", erklärt Dr. Annemarie Flicker-Klein, die Leiterin des Gesundheitsamts. "Auch wer privat Kontakte weiterhin minimiert, kommt am Arbeitsplatz unausweichlich mit Menschen in Kontakt." Hinzu komme, dass mehr Menschen aus dem Homeoffice ins Büro zurückkehrten und es wieder mehr Präsenzveranstaltungen im Arbeitsleben gebe. Der größte Ausbruchsherd im Hohenlohekreis seit 1. August wurde in einem Pflegeheim im Raum Öhringen mit 65 Fällen identifiziert, die meisten Fälle in Firmen waren auf einen Ausbruch bei einem Betrieb in der Hohenloher Ebene zurückzuführen: insgesamt 28.
Das ist die Altersverteilung der Coronafälle
In der vierten Corona-Welle stecken sich im Hohenlohekreis viel mehr Jüngere an. Anders als im Landesschnitt, waren Ende Oktober aber mehr über 70-Jährige und mehr unter Neunjährige betroffen, während im Kreis bei den zehn- bis 49-Jährigen weniger infiziert wurden. Von den derzeit 255 aktiven Fällen entfallen die meisten auf die Stadt Öhringen (94), gefolgt von Bretzfeld (28) und Pfedelbach (24).
Die Impfquote liegt bei 59,2 Prozent. Die Leiterin des Gesundheitsamts appelliert eindringlich, sich impfen zu lassen. Bei vollständig Geimpften seien überwiegend keine schweren Verläufe bekannt. Nur zwei geimpfte Fälle der vergangenen Woche müssten derzeit stationär behandelt werden.
Etwas mehr als ein Drittel der Klinik-Patienten war geimpft, aber nicht schwer erkrankt
Wie ist die Bilanz seit 1. August im Hohenloher Krankenhaus Öhringen? "Etwas mehr als ein Drittel der Covid-19-Patienten war vollständig geimpft, dies betraf vor allem ältere und hochbetagte Patienten. Diese mussten in der Regel allerdings nicht auf der Intensivstation behandelt werden und hatten weniger schwere Verläufe", sagt Sprecherin Ute Emig-Lange.
Das waren die Belegungszahlen seit 1. August
54 Coronafälle seien seit August stationär versorgt worden, davon 17 auf der Intensivstation. Fünf hätten beatmet werden müssen. Im Schnitt seien die Patienten zwölf Tage geblieben, wobei die Spanne von nur einem Tag bis mehreren Wochen gereicht habe. Der jüngste Patient sei 20 Jahre alt gewesen, der älteste 95. Auf der Intensivstation hätten Patienten zwischen 43 und 83 Jahren gelegen. "Zurzeit behandeln wir im Schnitt sechs bis zwölf Covid-19-Patienten täglich." In der Hochphase der ersten bis dritten Welle seien bis zu 30 Fälle gezählt worden. Aktuell gebe es ein bis zwei Intensivfälle täglich, damals seien es bis zu sechs gewesen.
Aktuell sei die Lage noch zu bewältigen. "Wenn das so weitergeht - und alle Anzeichen sprechen dafür - könnten wir in wenigen Wochen auf eine ähnlich angespannte Situation zusteuern wie vor einem Jahr", warnt die Kaufmännische Direktorin Melanie Junge.



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