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Küken-Sensation in der Deutschen Greifenwarte auf Burg Guttenberg: Meilenstein für den Artenschutz

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Der Deutschen Greifenwarte auf Burg Guttenberg gelingt ein seltener Zuchterfolg. Im April sind zwei europäische Seeadler geschlüpft. Warum das ein Erfolg für den Artenschutz ist.

Die Seeadler-Küken der Deutschen Greifenwarte.
Die Seeadler-Küken der Deutschen Greifenwarte.  Foto: MARCEL TSCHAMKE

Die Deutsche Greifenwarte auf Burg Guttenberg hat Grund zur Freude: Mitte April sind auf der Stauferburg zwei europäische Seeadler geschlüpft und markieren damit einen Meilenstein für den Artenschutz und die Bemühungen um den Erhalt dieser majestätischen Greifvögel. Die beiden Küken sind die ersten aus eigener Zucht seit 24 Jahren und zeigen inzwischen eine gesunde Entwicklung. 

Dieser Erfolg ist das Ergebnis sorgfältiger Brutpflege und das Engagement der Mitarbeiter der Deutschen Greifenwarte. „Die Eierpflege in einem Inkubator ist nicht ganz so einfach“, erklärt die Falknerin Nathalie Denolf. Der Inkubator ist eine Wärmevorrichtung zum Ausbrüten von Vogel- und Reptilieneiern. Temperatur, Luftfeuchtigkeit und das Brutgewicht müssen genau abgestimmt und entsprechend angepasst werden. 


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Zu frühe Hilfe könnte tödlich sein: Deshalb müssen Seeadler-Küken allein zurechtkommen

„Da die Eier während des Schlüpfens meine volle Unterstützung brauchten, habe ich zwei Nächte mit sehr wenig Schlaf im Brutraum verbracht“, ergänzt Nathalie Denolf, die 2021 ihre Falknertätigkeit auf Burg Guttenberg begonnen hat. „Die Mühe hat sich gelohnt!“ Das erste Adlerküken schlüpfte nach 37 Tagen, das zweite einen Tag danach.

„Den Küken beim Schlüpfen zu helfen, kann aber auch gefährlich werden, da sich ihre Venen schließen und sich der Dotter in den Bauch zurückziehen muss“, verdeutlicht die Falknerin. Zu frühes Helfen könne für die Küken möglicherweise tödlich enden. Nathalie Denolf ist erleichtert und zeigt sie auch ein bisschen stolz über ihre erfolgreiche Geburtshilfe. 

Seeadler-Küken schlüpfen in Haßmersheim: Eltern sind 25 Jahre alt

Der Nachwuchs wog gleich nach dem Schlüpfen zusammen zwischen 75 und 85 Gramm. Bereits innerhalb der ersten Woche hatten beide ihr Gewicht schon verdoppelt. „Die Küken bekommen dreimal täglich ihr Futter aus gehackten Mäusen und Ratten, angereichert mit Vitaminen und Mineralien“, beschreibt Nathalie den Speiseplan. „Die Kleinen wachsen erstaunlich gut heran, fühlen sich wohl und sind gesund.“


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Das finden auch ihre Seeadler-Eltern, Raukar und Odina. Sie sind 25 Jahre alt und gehören zum Bestand von 60 Großgreifvögeln auf einer der ältesten Burgen Deutschlands. Vor drei Jahren wurde das Paar zusammen in eine Zuchtvoliere gesetzt, doch es dauerte 24 Monate bis es herausfand, wie es klappen kann, Eltern zu werden. Nach dieser Phase gab es in diesem Jahr endlich befruchtete Eier. 

Das Team der Deutschen Greifenwarte weiß, dass brütende Adlerweibchen bei Störungen von außen besonders scheu und im Horst sehr wachsam sind. So besteht die Gefahr, dass es beispielsweise durch Gleitschirmflieger aufschreckt und dadurch die Eier zerbrechen können. Deshalb hat sich Nathalie Denolf für den Inkubator entschieden. 

Faszinierende Greifvogelart: Seeadler werden bis zu sieben Kilo schwer

Europäische Seeadler können ein Gewicht von bis zu sieben Kilogramm erreichen. Sie sind im Alter von fünf bis sechs Jahren ausgewachsen und gelten mit ihrer Körperlänge von bis zu 95 Zentimetern und einer Flügelspannweite von 2,50 Metern als die größten Adler Europas. 

„Wir sind stolz darauf, unseren Beitrag zum Erhalt dieser faszinierenden Greifvogelart zu leisten und freuen uns auf die weitere Entwicklung der beiden jüngsten gefiederten Burgbewohner“, sagt der Chef der Deutschen Greifenwarte, Bernolph Freiherr von Gemmingen-Guttenberg. 

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