Bosch in der Krise: Mahnfeuer in Leonberg, Betriebsversammlung in Abstatt
Bosch will die Wochenarbeitszeit für um die 10.000 Beschäftigte kürzen und Stellen abbauen. In Leonberg sorgten gescheiterte Zukunftspläne für Kritik und Proteste – mit einem Mahnfeuer.
Der Technologiekonzern Bosch will sparen und das auf mehreren Wegen: Neben dem geplanten Stellenabbau soll für rund 10.000 Beschäftigte in Deutschland die Wochenarbeitszeit verkürzt werden. Das betrifft unter anderem Mitarbeiter an Standorten wie Abstatt, Holzkirchen, Stuttgart-Feuerbach, Schwieberdingen, Hildesheim, Leonberg, Renningen, Schwäbisch Gmünd und Gerlingen-Schillerhöhe, wie eine Unternehmenssprecherin bestätigte.
Die betroffenen Beschäftigten, die bisher 38 bis 40 Stunden pro Woche arbeiten, müssen sich auf ein reduziertes Arbeitspensum einstellen – und damit auch auf ein entsprechend geringeres Gehalt. Bosch hatte bereits in der Vergangenheit angekündigt, in einzelnen Bereichen die Arbeitszeit anpassen zu wollen. Die Maßnahme soll dazu beitragen, die Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern.
Bosch streicht Tausende Stellen: Protest mit Mahnfeuer in Leonberg
Mit einer Aktion protestierten am Sonntagabend, 24. November, in Leonberg der Bosch-Betriebsrat und einige Mitarbeiter gegen den geplanten Stellenabbau. "Rund 30 Menschen waren am Protest beteiligt", sagt Maren Of, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Stuttgart auf Anfrage der Heilbronner Stimme. Man wollte einen leisen Protest mit wenigen Menschen. Es sei eine stellvertretende Aktion für die Kollegen gewesen, die von den Sparmaßnahmen betroffen sind. "Viele Menschen sind zudem so eingeschüchtert, dass sie sich nicht trauen, aktiv zu werden", ergänzt Of.
Noch vor wenigen Jahren sei Leonberg als künftiges Zentrum für Fahrerassistenzsysteme bei Bosch gefeiert worden, heißt es von Seiten der IG Metall. Das Unternehmen versprach eine blühende Zukunft und plante, die Region zum "Silicon Valley der Fahrerassistenz" zu machen. Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe seien nach Angaben der Gewerkschaft angekündigt, Grundstücke teuer erworben und eine Taskforce eingerichtet worden, um mehr als 2000 neue Mitarbeiter zu gewinnen. Doch diese Pläne sind mittlerweile Geschichte.
Die für Leonberg vorgesehenen Neubauten wurden gestoppt, bereits vorbereitete Baugruben wieder zugeschüttet. Gleichzeitig ist von einem "sozialverträglichen Abbau einer vierstelligen Zahl von Arbeitsplätzen im Bereich der Fahrerassistenzsysteme die Rede", beklagt die IG Metall Stuttgart.
Arbeitszeit-Verkürzung bei Bosch – was der Abstatter Betriebsratschef fordert
Der Bosch-Standort in Abstatt ist ebenfalls von den Sparplänen betroffen: Rund 2300 Beschäftigte der Tochtergesellschaft Bosch Engineering arbeiten schon seit Oktober statt 40 nur noch 37 Wochenstunden. Fest geplant ist, dass die Arbeitszeit zum Jahreswechsel erneut um eine Stunde auf dann 36 Stunden sinkt.
Helmut Meyer, Betriebsratsvorsitzender der Robert Bosch GmbH am Standort Abstatt, äußert deutliche Kritik an den aktuellen Plänen. „Das gesamte Vorgehen kommt bei der Belegschaft nicht gut an“, betont er. Besonders die Unterschiede zwischen dem tarifgebundenen Teil der Robert Bosch GmbH in Abstatt und der nicht tarifgebundenen Bosch Engineering bezeichnet er als ungerecht und spaltend. Der Betriebsratschef fordert daher dringend Gespräche darüber, wie die Zukunft des Standorts gestaltet und die Innovationsfähigkeit langfristig gesichert werden kann. „Bisher dreht sich alles nur um Kostensenkungen und Verlagerungen“, kritisiert er.
An diesem Dienstag, 26. November, ist eine Betriebsversammlung geplant, auf der sich Belegschaft und Geschäftsführung mit der aktuellen Situation auseinandersetzen. Darüber hinaus kündigt Meyer für die kommenden Wochen weitere Aktionen an, auch direkt am Standort Abstatt.


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