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Massiver Stellenabbau bei Bosch – 5550 Stellen sollen wegfallen

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In drei Geschäftsbereichen von Bosch soll es massiven Stellenabbau geben. Auch der Standort Abstatt ist betroffen. Arbeitnehmervertreter kritisieren das Management scharf und kündigen Widerstand an.


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Der Autozulieferer Bosch baut erneut massiv Stellen in Deutschland ab. Wie die IG Metall und der Bosch-Gesamtbetriebsrat am Freitagmittag mitteilten, habe die Geschäftsführung den Abbau von zusätzlichen 3800 Stellen in Deutschland beschlossen. Betroffen ist demnach auch der Standort in Abstatt. Insgesamt sieht das Unternehmen einen "Anpassungsbedarf" von bis zu 5550 Stellen. Nach Bosch-Angaben handele es sich dabei um Planungen, die genauen Zahlen stünden erst nach den Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern fest. Der Stellenabbau soll demnach so sozialverträglich wie möglich ablaufen.

Bosch gehe von einem Anpassungsbedarf im Werk Hildesheim von rund 750 Stellen aus, heißt es in der Pressemitteilung. In Hildesheim werden Produkte für die Elektromobilität gefertigt. Im Geschäftsbereich XC (Softwareentwicklung für Autonomes Fahren) seien die Standorte Leonberg, Abstatt, Renningen, Schwieberdingen und Hildesheim betroffen. An diesen Standorten sollen rund 1750 Stellen gestrichen werden. Darüber hinaus sollen weitere 1300 Arbeitsplätze im Geschäftsbereich VM (Vehicle Motion) in der Lenkungssparte am Standort Schwäbisch Gmünd abgebaut werden.


Bosch setzt Sparkurs fort: Zusätzliche Sparmaßnahmen am Standort Abstatt

Am Standort Reutlingen, an dem der Geschäftsbereich Mobility Electronics angesiedelt ist, herrsche Unsicherheit über die Zukunft der Arbeitsplätze, teilen Gewerkschaft und Betriebsrat mit. Die Geschäftsführung habe die Mitarbeiter darüber informiert, dass Produkte ausliefen und nicht ersetzt würden.

Der Standort Abstatt ist den Angaben zufolge von zusätzlichen Kostensparmaßnahmen betroffen, die das Unternehmen einseitig im Geschäftsbereich Vehicle Motion umsetzt. Hier wird die Arbeitszeit der Tarifbeschäftigten von 40 oder 38 Stunden auf 35 Stunden pro Woche gekürzt - bei entsprechend geringerem Lohn. Laut Pressemitteilung liegt der Entgeltverlust bei bis zu 15 Prozent. Diese Maßnahme betrifft auch alle Bosch-Zentralbereiche und die Zentralbereiche der Mobility-Sparte. Betroffen seien insgesamt rund 2300 Mitarbeiter an verschiedenen Standorten, hieß es. Wie ein Bosch-Sprecher auf Nachfrage betonte, seien die Bereiche Bosch Engineering und Vehicle Motion in Abstatt nicht von dem zusätzlichen Stellenabbau betroffen, sondern nur der Bereich XC. Wie viele Stellen in Abstatt wegfallen werden, stehe noch nicht fest.

Auch am Entwicklungsstandort von Bosch in Abstatt wird es Stellenstreichungen geben. Das Ausmaß ist allerdings noch nicht bekannt.
Auch am Entwicklungsstandort von Bosch in Abstatt wird es Stellenstreichungen geben. Das Ausmaß ist allerdings noch nicht bekannt.  Foto: Archiv/Paul

Bosch-Gesamtbetriebsrat: "Ein Schlag ins Gesicht für die Mitarbeiter"

Von einem "Schlag ins Gesicht" für die Mitarbeiter spricht Frank Sell, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats des Unternehmensbereichs Mobility Solutions der Bosch-Gruppe und stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der Robert Bosch GmbH. Sell erinnert daran, dass die Geschäftsführung erst im Juli 2023 in einer Vereinbarung mit dem Gesamtbetriebsrat der Mobilitätssparte betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2027 ausgeschlossen hatte.

"Schon im Mai 2024 wurde in vier verschiedenen Geschäftsbereichen ein Personalabbau von insgesamt zirka 2200 Mitarbeitern in Deutschland vereinbart", sagt Sell. "Gerade mal sechs Monate später sollen weitere 3800 Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer fallen."

Stellenabbau bei Bosch: IG Metall Baden-Württemberg kritisiert die Pläne

Der zusätzliche Personalabbau lasse das Vertrauen der Mitarbeiter in die Geschäftsführung schwinden, sagt Sell. "Durch den einseitigen Eingriff des Unternehmens in das Entgelt der Beschäftigten haben wir zudem einen neuen Tiefpunkt in unserer Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung erreicht", betont der Arbeitnehmervertreter, der den sozialen Frieden im Unternehmen gefährdet sieht. "Wir werden unseren Widerstand zu diesen Plänen nun auf allen Ebenen organisieren", kündigte Sell an. Die Geschäftsführung fordert er auf, die Digitalisierung der deutschen Standorte voranzutreiben und in die Verbesserung von Prozessen und Zukunftstechnologien zu investieren. Bosch sei ein multinationales Unternehmen. "Unser Management sollte jedoch nicht vergessen, dass seine Wiege in Deutschland und Europa liegt", so Sell.

"Wir kritisieren die Pläne von Bosch, erneut massiv Stellen abzubauen, scharf", sagt Barbara Resch, Bezirksleiterin der IG Metall Baden-Württemberg. Der Standort Deutschland und die Beschäftigten verdienten eine echte Chance statt einem Manöver in die Sackgasse. Resch: "Wir erwarten nun vom Konzern, mit uns gemeinsam eine tragfähige Lösung zu entwickeln."

Bosch-Chef Stefan Hartung setzt den Rotstift an: 3800 zusätzliche Stellen sollen in Deutschland gestrichen werden.
Bosch-Chef Stefan Hartung setzt den Rotstift an: 3800 zusätzliche Stellen sollen in Deutschland gestrichen werden.  Foto: Bernd Weißbrod

Adrian Hermes, Konzernbeauftragter der IG Metall und Mitglied im Aufsichtsrat der Robert Bosch GmbH, sagt: "Besonders pikant: die Kürzungen sollen vor allem in Zukunftsfeldern erfolgen, in denen Bosch langfristig kraftvoll wachsen will." Vor dem Hintergrund der handelspolitischen Zuspitzungen zwischen den USA, Europa und China sei eine solide Basis für Innovationen und Industrialisierung in Deutschland und Europa deshalb umso wichtiger. "Hier erwarten wir eine echte Zusammenarbeit am technologischen Puls der Zeit statt einseitiger Kürzungspolitik", betont Hermes.

"Das Werk Hildesheim hat sich die Transformation von Verbrenner-Produkten hin zu Zukunftsprodukten der E-Mobilität über viele Jahre hart erarbeitet. Wenn an diesem Standort nun tatsächlich Personal abgebaut werden soll, wäre das ein fatales Signal für alle Standorte, die diese Transformation noch vor sich haben", sagt Stefan Störmer, Betriebsratsvorsitzender im Bosch-Werk Hildesheim. Mit Personalabbau gestalte man keine Zukunft. Hierfür seien weitsichtige Ideen nötig.

 

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