Wie oft regionale Abgeordnete im Bundestag am Mikrofon standen
Irgendwann steht jeder Abgeordnete mal am Rednerpult im Bundestag. Das gilt auch für die Politiker aus den Wahlkreisen Neckar-Zaber, Heilbronn und Schwäbisch Hall-Hohenlohe. Bei einer Auswertung unserer Redaktion zeigt sich jedoch: Manche reden oft und gerne, während andere lieber schweigen.
Der Bundestag ist ein Arbeitsparlament. Die Hauptarbeit findet daher in den Ausschüssen und Fraktionen statt. Nicht selten fliegen im Bundestag dennoch die Fetzen. Auch Abgeordnete aus der Region haben sich in den vergangenen vier Jahren für Reden und Kurzinterventionen oft ans Mikrofon gestellt. Wir haben nachgefragt, wie sie ihre Rede-Bilanz beurteilen.
Alexander Throm (CDU)
Reden im Bundestag sind "Momente, die mir Freude machen", sagt der Heilbronner CDU-Abgeordnete Alexander Throm. "Deshalb habe ich auch viele Gelegenheiten genutzt, um ans Rednerpult zu gehen." Dabei könne man für seinen Standpunkt werben und darüber streiten. "Wichtig ist, dass man mit einer klaren Sprache auch die Zuhörer aus der Bevölkerung mitnimmt." Worüber er gerne öfter gesprochen hätte: Die Ablehnung gemeinsamer EU-Schulden.
Josip Juratovic (SPD)
"In meinen 16 Jahren als Mitglied des Bundestages habe ich schon etliche Reden gehalten", sagt der Heilbronner SPD-Abgeordnete Josip Juratovic. Der Austausch im Plenum verdeutliche die Unterschiede bei den Parteien. "Ich halte den öffentlichen Diskurs für einen der Höhepunkte repräsentativer Demokratie." Ein Thema, das aus seiner Sicht zu kurz kam: "Als überzeugter Europäer und engagierter Außenpolitiker hätte ich gerne öfter zu Europa gesprochen."
Michael Link (FDP)
"Rede und Gegenrede, wie sie im Plenum des Deutschen Bundestages stattfinden, sind Eckpfeiler der parlamentarischen Arbeit", sagt der Heilbronner FDP-Abgeordnete Michael Link. Debatten bräuchten jedoch Schwerpunkte: "Manchmal hat man als Abgeordneter nur drei Minuten Redezeit, um sich zu einem sehr komplexen Thema zu äußern." Das führe zu "verkürzten und zugespitzten Argumenten". Internationale Politik müsse mehr im Fokus stehen.
Franziska Gminder (AfD)
"Ich habe nach bestem Wissen und Gewissen, ohne mich zu verbiegen, meine Reden selbst gestaltet und im Sinne meiner Überzeugung vorgetragen", erklärt die AfD-Abgeordnete Franziska Gminder aus Heilbronn. Reden im Bundestag seien wichtig, um die Haltungen anderer Parteien kennenzulernen. "Natürlich hätte ich gerne noch mehr Reden gehalten", so Gminder, etwa zur Bonpflicht, Vogelschutz oder der Förderung von Elektrofahrrädern.
Eberhard Gienger (CDU)
"Die eigentliche Arbeit findet hinter den Kulissen statt", sagt Eberhard Gienger, CDU-Abgeordneter im Wahlkreis Neckar-Zaber. "Über die Anzahl meiner Reden im Bundestag habe ich mir bisher keine Gedanken gemacht." Er bleibe lieber im Hintergrund. "Für mich zählt das Ergebnis, also der Gesetzesentwurf, der am Ende nach langen und teilweise schwierigen Verhandlungen als Resultat feststeht", sagt Gienger. In Ausschüssen gehe es ruhiger zu.
Marc Jongen (AfD)
Marc Jongen, AfD-Abgeordneter im Wahlkreis Neckar-Zaber, hat die meisten Reden unter den regionalen Abgeordneten gehalten: 60 Stück. "Aber auch inhaltlich bin ich mit meiner Bilanz sehr zufrieden." Besonders Kultur und Bildung habe er thematisiert. Reden hätten einen "sehr hohen Stellenwert, da sie, speziell für uns AfD-Abgeordnete, das wichtigste Vehikel sind, um unsere Botschaften an den Bürger zu bringen." Über die Corona-Politik hätte er gerne öfter gesprochen.
Harald Ebner (Grüne)
23 Reden sind für den Hohenloher Grünen-Abgeordneten Harald Ebner eine "ordentliche Bilanz". Intensive Debatten seien wichtig für die Demokratie: "Argumentieren, kontrollieren, auch mal in der Sache streiten und das Für und Wider abwägen." Die Tagungen der Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin "hinter geschlossenen Türen" hätten gezeigt, wie wichtig der offene Diskurs ist. Wichtig seien künftig Debatten um zivilgesellschaftliches Engagement.