Faktencheck: Wie viele Niedriglöhner hat Deutschland?

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FDP-Vize Lindner sagt: Die SPD zeichnet beim Mindestlohn ein Zerrbild. Die Zahlen seien gar nicht so hoch. Stimmt das? Wir checken die Fakten.

Der stellvertretende FDP-Chef Christian Lindner wirft der SPD beim Mindestlohn billige Wahlkampftaktik vor. SPD, Linke und Grüne verbinden ihre Forderung nach Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns nämlich immer wieder mit dem Hinweis auf die hohe Zahl von Niedriglöhnern hierzulande. Die Rede ist dann von sieben bis acht Millionen Beschäftigten, die weniger als 8,50 Euro in der Stunde verdienen – und dass Deutschland das Land mit dem größten Niedriglohnsektor in Europa sei.

Stimmt das?

Wahr ist: Das stimmt nur zum Teil. Entscheidend ist, wie gerechnet wird. Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) geht für 2012 von knapp 1,3 Millionen Beschäftigten in Ostdeutschland mit einem Tariflohn von weniger als 8,50 Euro aus und von rund 3,7 Millionen im Westen. Zusammen sind das fünf Millionen Niedriglöhner.

Das Institut für Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen kam in seinem Niedriglohnreport 2010 zum Ergebnis: „Bezieht man Schüler/innen, Studierende und Rentner/innen mit ein, waren gut 7,9 Millionen abhängig Beschäftigte von Niedriglöhnen betroffen.“ Die Niedriglohngrenze zog das IAQ bei 9,15 Euro in der Stunde.

Nach einer Studie des Nürnberger Instituts für Arbeit- und Berufsforschung (IAB) rangierte Deutschland 2010 unter 17 europäischen Ländern auf Platz zwei der Niedriglohnquoten-Rangliste, hinter Litauen. Für Deutschland weist das IAB einen Niedriglohn-Anteil von 24,1 Prozent an allen Beschäftigten aus, für Litauen 27,5 Prozent. Die Niedriglohnschwelle setzt das IAB bei 9,54 Euro in der Stunde an.

Ländervergleich Beschränkt man die Betrachtung auf Vollzeitbeschäftigte, so ergibt der IAB-Ländervergleich ein anderes Bild: Hinter Litauen mit einer Niedriglohnquote von fast 30 Prozent folgen Großbritannien, Zypern, Polen und Bulgarien. Deutschland liegt mit 19,5 Prozent dahinter. dpa
 

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