Gewerkschaft Verdi ruft zu Warnstreiks im Handel auf – Lidl, Kaufland und Edeka betroffen
Die Tarifverhandlungen im Handel kommen seit Monaten nicht voran. Verdi will nun mit Aktionswochen Druck machen. Die Gewerkschaft nimmt mehrere Unternehmen ins Visier.

Ende Juli 2023 zogen Teilnehmer an einem Verdi-Protestzug über die Allee in Heilbronn. Einige Wochen zuvor hatten sich Streikende vor der Kaufland-Zentrale in Neckarsulm zu einer Aktion versammelt. Jetzt hat die Gewerkschaft Verdi die Beschäftigten im Handel erneut zu Warnstreiks aufgerufen und zwar bundesweit an diesem Freitag. "Dies ist nur der erste von mehreren Streik- und Aktionshöhepunkten in den kommenden Wochen", teilte die Gewerkschaft mit.
Auch in Baden-Württemberg sind Aktionen geplant. Befristete Arbeitsniederlegungen soll es am Freitag in Karlsruhe, Pforzheim, Mannheim, Heidelberg, Stuttgart und Umgebung, Ulm, Dettingen, Aalen, Reutlingen, Göppingen, Esslingen, Konstanz, Radolfzell und Freiburg geben, wie Gewerkschaftsfunktionär Wolfgang Krüger am Donnerstag mitteilte. Betroffen sind unter anderem die Unternehmen Kaufland, Lidl, Ikea, H&M, Primark, Alliance Healthcare, Bäko und DM. Es seien etwa 1300 Beschäftigte zur Teilnahme aufgerufen.
Verdi-Gewerkschaftsfunktionär: Geduld der Beschäftigten erschöpft
Krüger sagte: «Viel zu lange warten die Beschäftigten bereits auf die neuen Entgelte.» Es sei höchste Zeit, dass es bald Tarifabschlüsse gebe. Die Geduld der Beschäftigten sei erschöpft. Verdi fordert im Einzelhandel unter anderem in allen Regionen mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde und eine Laufzeit von einem Jahr. Je nach Bundesland kommen weitere Forderungen hinzu. Auch Spitzengespräche auf Bundesebene haben keinen Fortschritt gebracht. Verdi wirft den Arbeitgebern vor, die Verhandlungen zu blockieren.
Der Tarifgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland, Steven Haarke, wandte ein: «Das Angebot der Arbeitgeber hätte zu echten Reallohnzuwächsen geführt.» Die Arbeitgeber hätten in der ersten Verhandlungsrunde vor über zehn Monaten ein Angebot vorgelegt und es mehrfach nachgebessert. Verdi habe sich nicht bewegt. Das führe in eine Sackgasse. «Die Handelsunternehmen beweisen seit vielen Monaten, dass sie mit den Streiks klarkommen.»
Verdi-Warnstreiks: Kunden spüren nur geringe Auswirkungen
Die aktuelle Tarifrunde im Einzelhandel dauert bereits seit Monaten an. Auch zahlreiche Warnstreiks etwa direkt vor den Weihnachtstagen konnten die verfahrene Situation nicht verändern. Für die Kunden hatten die Warnstreiks bisher nur geringe Auswirkungen, weil die Beteiligung am Arbeitskampf eher gering war.
Bis Ostern sollen laut der Verdi-Mitteilung mehrere Aktionswochen folgen. «Wir wollen gezielt die Blockierer im Arbeitgeberlager in den Fokus nehmen. Diese Woche fangen wir mit Edeka an. Dazu finden Aktionen vor Lagern und Filialen statt», kündigte Silke Zimmer, für den Handel zuständiges Verdi-Bundesvorstandsmitglied, an.
Für Freitag plant die Gewerkschaft auch mehrere Streikkundgebungen bei Edeka, unter anderem in Hamburg, Köln und Chemnitz.