Audi sieht keine Zukunft in Brüssel: Was das für das Werk bedeutet
Das Audi-Werk in Brüssel steht seit langem auf der Kippe. Es scheint keine Lösung innerhalb des VW-Konzerns zu geben. Was passiert, wenn kein Investor gefunden wird?
Nach einer wochenlangen Schließung sind rund 80 Prozent der Beschäftigten im Audi-Werk Brüssel am Dienstagmorgen (17. September) wieder zur Arbeit erschienen. Die Wiederaufnahme der Produktion des schwächelnden E-Autos Q8 E-Tron soll nun schrittweise erfolgen. Hinter dem Werk liegen eineinhalb turbulente Wochen. Vergangene Woche Sonntag hatten Beschäftigte zunächst 200 Schlüssel von Neuwagen entwendet, tags drauf brannten vor dem Werk Reifen, am vergangenen Montag demonstrierten mehr als 5000 Menschen für den Erhalt des kleinsten Audi-Werks.
Audi-Werk in Brüssel vor dem Aus: Mehr als 20 Alternativen diskutiert
Am Dienstag kam in Brüssel der Unternehmensrat zusammen, um über die Zukunft zu beratschlagen. Wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilt, "sei derzeit keine wirtschaftliche Lösung innerhalb des VW-Konzerns in Aussicht. „Wir haben eine Vielzahl an Optionen für den Standort intensiv geprüft, haben mehr als 20 alternative Geschäftsmodelle analysiert und sie mit den Sozialpartnern im Rahmen des Informations- und Konsultationsprozesses transparent erörtert. Leider stellte sich bisher keines als wirtschaftlich und nachhaltig heraus", sagt Audis Produktionsvorstand Gerd Walker im Gespräch mit der Heilbronner Stimme.
"Als global agierendes Unternehmen bilden Wirtschaftlichkeit und Profitabilität die Basis für unsere Zukunftsfähigkeit und die langfristige Sicherung von Arbeitsplätzen", so Walker. "Jetzt konzentrieren wir uns mit vollem Fokus auf die gemeinsame Arbeitsgruppe und die Suche nach potenziellen Investoren – immer in offenem und konstruktivem Dialog mit den Sozialpartnern.“ Auf Wunsch der Gewerkschaften wird es nach Informationen unserer Zeitung ab 1. Oktober Gespräche über einen Sozialplan geben. Findet sich kein Investor für das Werk in brüssel, stehen rund 3000 Jobs auf dem Spiel. Zum Hintergrund: Die Beschäftigungssicherung bei Audi, die noch bis Ende 2029 läuft, gilt nur für die deutschen Standorte des Autobauers.
Nachfrage für Elektro-SUV eingebrochen – kein anderes Audi-Modell aus Brüssel
Im Juli hatte Audi die Belegschaft darüber informiert, die vorzeitige Einstellung des Modells in Erwägung zu ziehen. Die Nachfrage für das Elektro-SUV ist bereits im vergangenen Jahr eingebrochen. Im ersten Halbjahr sind gerade einmal 13.600 Q8 E-Tron produziert worden. Dem Vernehmen nach rechnet man fürs Gesamtjahr mit etwas mehr als 20.000 Einheiten. Ausgelegt ist das Werk Brüssel auf maximal 150.000 Fahrzeuge jährlich. Klar ist bereits, dass der Nachfolger des Q8 E-Tron in etwa zwei Jahren im mexikanischen Audi-Werk vom Band rollen wird. Verschärft hat sich die Situation unlängst, nachdem der VW-Konzern vor zwei Wochen bereits mitgeteilt hatte, dass in Brüssel in den nächsten Jahren kein anderes Modell produziert wird.
Audi übernahm VW-Werk – doch Lohn- und Logistikkosten in Belgien sehr hoch
Die Situation ist nicht neu. Bereits seit Jahren wird ergebnislos versucht, ein anderes Modell für das Werk in Brüssel zu finden. Der Standort in Belgien gilt schon immer als Problemfall. Brüssel war zunächst ein VW-Werk, 2007 musste es Audi gegen immense interne Widerstände übernehmen. Der dort gefertigte Kleinwagen A1 war unseren Informationen zufolge nie rentabel. Die Lohn- und Logistikkosten sind im Vergleich zu anderen Standorten mit am höchsten. Lohn- und Logistikkosten in Belgien sehr hoch.
„Der Informations- und Konsultationsprozess ist für alle Beteiligten emotional belastend, ganz besonders für die Mitarbeiter von Audi Brussels. Es gibt weiterhin keine finale Entscheidung zur Zukunft des Standorts", betont Produktionsvorstand Walker. "Ich will aber nochmals klar betonen: Wir sind uns unserer Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern bewusst und werden unseren Verpflichtungen als Arbeitgeber nachkommen.”

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