Zeag Energie AG plant Milliarden-Investitionen in Windkraft und Solar
Der regionale Strom- und Gasversorger Zeag kündigt das größte Investitionsprogramm seiner Geschichte an. Dabei lief das vergangene Geschäftsjahr gar nicht mal so gut.
Vorstand Franc Schütz spricht die Zahl aus, als wäre sie fast eine Nebensache. „Annähernd eine Milliarde Euro“ werde die Zeag Energie AG bis Anfang des nächsten Jahrzehnts investieren – in Windkraft und Photovoltaik, in den Netzausbau und die Digitalisierung.
So ganz scheinen nicht einmal die beiden Vertreter der Aktionärsvereinigungen zu begreifen, was das heißt: Der regionale Strom- und Gasversorger will ein Vielfaches seines Gewinns innerhalb von sechs Jahren ausgeben – obwohl er für dieses Jahr gerade mal 11,6 Millionen Euro dafür vorgesehen hat. „Ohne Unterstützung unserer Mutter wäre das nicht möglich“, sagt Schütz in der Hauptversammlung der Zeag in der Heilbronner Harmonie. Auch jetzt schon finanziert sich das Unternehmen vor allem über Anleihen beim Mehrheitseigner EnBW – die Karlsruher halten 98,26 Prozent der Aktien. An der Börse werden die Papiere längst nicht mehr gehandelt.
Energiewende bei Zeag: Zahl der Windräder soll sich verdreifachen
Worin konkret investiert werden soll, deutet Schütz nur an. 45 Windräder hat die Zeag bislang gebaut, deren Zahl soll verdreifacht werden, verkündet er. Dieses Jahr sollen zudem fünf große Freiflächen-Solarparks entstehen, im Gespräch ist außerdem ein Projekt am Steinbruch bei Talheim, das alleine schon drei Millionen Euro kosten werde.
Außerdem sollen die Netze – vor allem Stromleitungen – ausgebaut und verdichtet werden, um sie auf den veränderten Bedarf im Zuge der vorgesehenen Energiewende vorzubereiten. Weitere Bausteine sind Quartierprojekte mit großvolumigen Wärmeanlagen.

Zeag Energie AG plant Milliarden-Investitionen in Windkraft und Solar
Dabei musste das Unternehmen im abgelaufenen Jahr durchaus Rückschläge hinnehmen. Dass am Ende der Gewinn nur leicht zurückging, von 24,2 auf 21,3 Millionen Euro, lag vor allem daran, dass ein Fonds bei der LBBW im Wert für 11,9 Millionen Euro verkauft wurde – das Geld sei aber zu besseren Konditionen bei der EnBW angelegt worden, erklärt Schütz. Insgesamt lief jedenfalls das Geschäft deutlich schwächer: Die Strompreise sanken, wodurch auch die Einnahmen aus Einspeisungen überschüssigen Stroms zurückgingen. Vorab vereinbarte Stromlieferungen mussten zu den höheren Preisen der Kauftage bezogen werden.
Und außerdem nahmen sowohl Privat- als auch Gewerbekunden weniger Strom ab – bei den Unternehmen sei das auch ein Ausdruck der konjunkturellen Flaute, meint Schütz. Der Stromabsatz sank dadurch um acht Prozent. Insgesamt ging der Umsatz sogar von 329,0 auf 253,4 Millionen Euro zurück. Neben geringerer Nachfrage und gesunkenen Erlösen für Strom lag dies an der ungünstigen Witterung, erklärt der Vorstand: Sowohl die Erträge der Windräder als auch der Photovoltaikanlagen lagen vergangenes Jahr unter dem langjährigen Durchschnitt. „Die Zeag ist zunehmend abhängig von externen Faktoren“, fasst Schütz zusammen.
Trotz Umsatzrückgang: Zeag investiert Milliarden in die Energiewende
Mittlerweile hat sich die Zeag zu einem fast reinen Erneuerbare-Energien-Unternehmen gewandelt: Nur noch drei Prozent der Stromerzeugung verursachen überhaupt noch CO2-Emissionen, und zwar die Blockheizkraftwerke, die mit Gas betrieben werden. 70 Prozent des erzeugten Stroms stammten 2024 aus den Windrädern, 13 Prozent aus Photovoltaik und 14 Prozent aus Wasserkraft.
Geringere Dividende – hohe Investitionen: Zeag setzt auf grüne Zukunft
Für das laufende Jahr geht der Vorstand nicht von einer deutlichen Besserung aus. Erwartet werde ein weiterer leichter Umsatzrückgang auf 249 Millionen Euro bei einem halbierten Ergebnis vor Steuern. Dabei soll der Stromabsatz wieder leicht zulegen von 712 auf 739 Gigawattstunden.
Für die Aktionäre haben Geschäftsentwicklung, Investitionen und Prognose direkte Folgen: Die Hauptversammlung beschloss, dieses Jahr nur einen Euro Dividende pro Aktie auszuzahlen – im Vorjahr waren es noch 2,30 Euro. Das schmeckte Volker Graf von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SDK) nicht. „Das ist sehr mager. Das Unternehmen müsste nicht am Hungertuch nagen, wenn es 1,50 oder zwei Euro wären“, kritisierte er. Man könne ja den Ausbau der Erneuerbaren drosseln – „dann hätten wir auch mehr Dividende“.

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