So viel Fläche planen Kommunen in der Region Heilbronn für Windkraft und Solarenergie ein
Das Land fordert zwei Prozent der Fläche für Wind- und Sonnenenergie zu nutzen. Die Regionalverbände müssen es umsetzen. Auch in den Kommunen gibt es entsprechende Planungen. Auf welche Quote Städte und Gemeinden in der Region bereits kommen.

Die politischen Ziele sind hoch gesteckt: Bis 2025 will die baden-württembergische Landesregierung die erneuerbaren Energien auf zwei Prozent der Landesfläche ausbauen. 1,8 Prozent sollen es für Windkraft sein und 0,2 Prozent für Photovoltaik (PV). Wie weit sind die Kommunen und wie sieht es mit ihren Planungen aus?
Widdern würde mit neuen Solarparks Fläche für Photovoltaik schon übererfüllen
Widdern: Mit 0,4 Prozent der Gemarkungsfläche habe Widdern bereits das Doppelte der Zielvorgabe des Landes für Freiflächen-PV, so eine Initiative aus dem Teilort Unterkessach. Hier sollen drei Solarparks mit einer Gesamtfläche von 52 Hektar entstehen. Damit würden 2,1 Prozent der Gesamtfläche Widderns belegt werden, die Landesvorgabe von zwei Prozent für Windenergie und PV auf Freiflächen wäre mit dem 2015 in Betrieb gegangenen Windpark Hardthäuser Wald also deutlich übererfüllt. Gegen die Solarparks wehren sich die Einwohner. Ein Bürgerbegehren wurde allerdings aus formalen Gründen vom Landratsamt abgelehnt.
Warum die Ausweisung von PV-Flächen in Eppingen kontrovers diskutiert wird
Talheim: Voraussichtlich ab Mitte 2024 wird in Talheim auf einer Fläche von rund fünf Hektar eine PV-Freiflächenanlage mit einer Leistung von 3,8 Gigawatt errichtet. "Bei einer Gemarkungsfläche von 1162 Hektar ist damit ein Anteil von 0,4 Prozent erfüllt", so Bürgermeister Rainer Gräßle. Weitere Überlegungen in Bezug auf erneuerbare Energien sollen folgen.
Eppingen: Der Ausbau der erneuerbaren Energien führte in Eppingen zu einer der kontroversesten und knappsten Entscheidungen der vergangenen Jahre: Mit nur einer Stimme Mehrheit hat der Gemeinderat der Ausweisung von 86 Hektar bester Ackerfläche für den Bau von drei Freiflächen-PV-Anlagen zugestimmt. Bezogen auf die 8858 Hektar Stadtfläche handelt es sich um beinahe ein Prozent, also fünf mal so viel wie die geforderten 0,2 Prozent. In Sachen Windkraft gibt es in Eppingen Vorplanungen für bis zu sechs Anlagen im Hardtwald.
Firma Bürgerwindpark Hohenlohe realisiert auch Photovoltaik
Obersulm: Seit September ist im Teilort Wieslensdorf der zweite Abschnitt des Solarparks in Betrieb. Auf einem Acker entlang der S-Bahnlinie hat die Bürgerwindpark Hohenlohe GmbH damit auf 1,4 Hektar Module installiert unter denen Schafe weiden. Die Freiflächen-PV-Anlage hat laut Benjamin Friedle, einer der Geschäftsführer der GmbH, eine Leistung von 1062 Kilowatt und soll einen Ertrag von 1,4 Millionen Kilowattstunden pro Jahr liefern. Damit können 430 Haushalte mit Strom versorgt werden. Im Windpark Bretzfeld-Obersulm ist auf Obersulmer Gemarkung ein zweites Windrad geplant. Wenn dieses in Betrieb sein wird, werden auf 1,5 Prozent der Gemarkungsfläche Strom aus Wind und Sonne erzeugt, so der Klimaschutzmanager der Gemeinde, Stefan Fuchs. Damit verfehlt Obersulm zwar noch das Zwei-Prozent-Ziel. Aber immerhin, die Kommune habe schon viel erreicht, meint Friedle. Der Experte führt vor Augen, wie dicht besiedelt Stadt- und Landkreis Heilbronn sind, so dass Potenzialflächen ein Problem seien. "Der Weg ist noch weit, bis der Landkreis Heilbronn die zwei Prozent erfüllt", glaubt Friedle.
Klare Haltung der Lauffener Bürgermeisterin
Lauffen: Sarina Pfründer, Bürgermeisterin von Lauffen, hat zu Freiflächen-PV eine klare Meinung: "Was das Thema betrifft, wollen wir versiegelte Fläche vorziehen und werden dafür keine Freiflächen zur Verfügung stellen." Bisher sei dafür ein Hektar von privat in Planung.
Schwaigern: Mit zwei Windrädern auf ihrer kommunalen Gemarkung plant die Stadt Schwaigern gegenwärtig. An PV-Freiflächen sind 5,8 Hektar vorgesehen.
Erlenbach: "Wir haben schon 2011 einen vier Hektar großen PV-Park gebaut, haben fast alle unsere kommunalen Dächer mit PV belegt und machen den Rest auch noch. Und auch das Thema Wind gehen wir mit der Stadt Neckarsulm an", berichtet der Bürgermeister von Erlenbach, Uwe Mosthaf: "Aber einen Prozentsatz kann ich leider nicht nennen."
Oedheim hat bisher noch keine Windkraftanlage
Oedheim: "Bisher haben wir in Oedheim noch keine Windenergie", so Bürgermeister Matthias Schmitt. "Wir werden uns im kommenden Jahr mit dem Thema auseinandersetzen. Sicherlich wird das Thema Windenergie auch in der kommunalen Wärmeplanung betrachtet werden." An Freiflächen-Photovoltaik gebe es bereits eine Anlage neben dem Hubschrauberlandeplatz Meravo. Eine weitere sei über einen Investor am Buchberg nahe Falkenstein geplant gewesen. "Das Bebauungsplanverfahren war angestoßen. Leider wurde die Fläche vom Kampfmittelbeseitigungsdienst als Risikogebiet eingestuft, so dass die Kosten für den Investor nicht mehr kalkulierbar waren. So wurde das Bebauungsplanverfahren aufgehoben", so Matthias Schmitt.
Welche Befürchtung der Cleebronner Bürgermeister hat
Cleebronn: Thomas Vogl, Bürgermeister von Cleebronn, teilt zum Ausbau mit erneuerbaren Energien mit: "Wir können keine konkrete Fläche ausweisen." Zwar könne es in seiner Kommune, so wie es im Suchraum dargestellt ist, durchaus geeignete Flächen geben, "die stehen aber nicht in kommunalem Eigentum". Momentan gehe es aber nur um die Behördenbeteiligung: das Einsammeln von Stellungnahmen zu dem Plan. Cleebronn sei keine Kommune, die dagegen vorgeht, sagt Vogl hinsichtlich des Baus von Windkraft-, aber auch PV-Anlagen. Im Gegenteil: "Hätten wir eine große Fläche, würden wir proaktiv voranschreiten."
Flächen am Stromberg, wo ausreichend Windleistung identifiziert wurde, sind in Staats- oder Landesbesitz. Hier könnten womöglich Schutzgebiete den Bau von Windkraftanlagen verhindern, befürchtet der Bürgermeister. jök/bif/ck/fwi/sb/fri/jmh