Würth-Gruppe plant eigenen Windpark mit zwei Anlagen in Hohenlohe
Zwei Unternehmen der Würth-Gruppe wollen ihre Energieversorgung unabhängiger machen und planen den Bau zweier Windräder. Die neue Energiezentrale ist dagegen so gut wie fertig.
Auf der Baustelle auf dem südlichen Würth-Campus in Gaisbach direkt vor dem bald fertigen Gebäude staunt Norbert Heckmann nicht schlecht. Seit dem letzten Besuch des Mitglieds der Konzernführung hat der Bau nun Konturen angenommen, die Dimension der künftigen Energiezentrale lässt sich inzwischen gut erkennen. „Ich bin von der Größe selbst überrascht“, gesteht Heckmann. In etwas mehr als einem Jahr ist ein 50 mal 50 Meter großer, bald 20 Meter hoher Bau entstanden, in dem die Würth GmbH ihr Energiemanagement auf neue Füße stellt.
Würth setzt auf Windkraft: Noch läuft das Genehmigungsverfahren für die Anlagen
„Es ist ein Riesenschritt in Richtung bezahlbare Energie der Zukunft“, macht Norbert Heckmann bei einer Führung deutlich. Zumal die Würth-Gruppe den Bau zweier eigener Windräder im Kreis Schwäbisch Hall an der Grenze zu Hohenlohe unweit der Autobahn 6 plant. Zusammen mit vielen Photovoltaik-Anlagen auf freien Flächen sowie auf Dächern des Unternehmens sollen sie zum einen die Adolf Würth GmbH in Gaisbach und die SWG Schraubenwerk GmbH in Waldenburg mit Strom versorgen.

70 Prozent ihres Bedarfs wollen die beiden Unternehmen der Würth-Gruppe auf diese Weise selber abdecken und sich unabhängiger vom Strommarkt machen. „Der Wettbewerbsvorteil hängt künftig entscheidend davon ab, dass die Energieversorgung unabhängiger und damit kalkulierbarer wird“, sagt Thomas Wahl, Mitglied der Geschäftsleitung der Würth GmbH, am Montag bei einer Infoveranstaltung auf dem Würth-Campus vor Besuchern. Das Unternehmen hatte Bürger aus umliegenden Gemeinden eingeladen, um detailreich über seine Pläne zu informieren – und um Zustimmung zu werben.
Windkraft-Pläne von Würth: Grünes Licht aus Untermünkheim
Denn noch läuft das Genehmigungsverfahren. Die Gemeinde Untermünkheim-Übrigshausen, auf deren Gebiet die beiden Windkraftanlagen an der Grenze zum Hohenlohekreis entstehen, hatte in der Vorwoche bereits einstimmig grünes Licht für das Vorhaben gegeben. „Wir hoffen, bis zum zweiten Quartal 2026 die Genehmigung zu erhalten, um dann Ende 2026 mit dem Bau beginnen zu können“, verdeutlichte Daniel Hölper vom Energieversorger GP Joule, der das Projekt für Würth geplant hat und umsetzen soll.

Geht es nah den Planern und Verantwortlichen bei Würth, sollen die Anlagen mit einer Leistung von jeweils sieben Megawatt im Frühjahr 2028 in Betrieb gehen und zusammen 28.000 Megawattstunden Strom pro Jahr liefern. Die Hälfte direkt für das Schraubenwerk, einer Würth-Tochter mit 430 Mitarbeitern. Zwölf Millionen Schrauben werden im Werk in Waldenburg produziert – und das täglich. Kaltumformung, Wärmebehandlung, Galvanik: Der Bedarf an Energie dort sei riesig, sagt Geschäftsführer Roland Janner. „Unser Ziel ist, die Energiekosten auf ein erträgliches Niveau zu senken.“ Und dadurch den Standort zukunftssicher machen und Arbeitsplätze halten.
Wärmespeicher ist Herzstück der neuen Energiezentrale in Künzelsau-Gaisbach
Insofern versteht die Würth-Gruppe die Investitionen im mittleren zweistelligen Millionenbereich auch als ein Bekenntnis zur Region. „Wir unterstreichen, dass wir weiter in die Region investieren und Arbeitsplätze schaffen“, sagt Norbert Heckmann. Ausgangspunkt für die Überlegungen war vor fünf Jahren, dass die drei Gaskessel des Unternehmens schwer in die Jahre gekommen waren. Spätestens mit Beginn der Ukraine-Krise war klar, dass Gas nicht die Zukunftslösung sein würde, machte Roland Schneider, Würths Energiemanager klar.
Einen Gaskessel gibt es zwar auch in der neuen Energiezentrale, entscheidend für die Abdeckung des Bedarfs im Unternehmen sind neben zwei Holzfeuerungsanlagen aber die vier Wärmepumpen und der große Wärmespeicher mit 1,6 Millionen Liter Wasser. Letzterer sei das Herzstück, „eine Batterie aus Wasser“, sagt Schneider. „Wir wollen Energie hier effektiv nutzen.“ Der Strom aus den beiden 262 Meter hohen Windräder – so der Plan – fließt über eine Direktleitung nach Gaisbach und Waldenburg – also ohne den Umweg über das öffentliche Netz. Um den Verlauf der Trasse zu sichern, führe man derzeit Gespräche mit den Grundstückseigentümern.