VW-Werke auf der Kippe – bei Audi ist das Aus für Brüssel besiegelt
Nach Betriebsrats-Angaben will VW in Deutschland mindestens drei Werke schließen und zehntausende Jobs abbauen. Beschäftigte sollen auf Lohn verzichten. Sorgen gibt es auch bei Audi.
Krisenstimmung bei Volkswagen: An diesem Montag (28. Oktober) ist Betriebsratschefin Daniela Cavallo vor die Belegschaft getreten und hat über die Sparpläne von Europas größtem Autobauer berichtet. "Der Vorstand will in Deutschland mindestens drei VW-Werke dichtmachen. Er hat außerdem vor, alle noch verbleibenden Werke hierzulande zu schrumpfen", sagte Cavallo.
Nach Informationen der Heilbronner Stimme rechnet man bei VW damit, dass es in Deutschland bei der Kernmarke VW eine Überkapazität von mindestens 500.000 Fahrzeugen gibt. "Alle deutschen VW-Werke sind von diesen Plänen betroffen. Keines ist sicher", so Cavallo.
Zehntausende Arbeitsplätze bei VW in Gefahr
Dem Vorstand gehe es um noch mehr, betonte Cavallo in ihrer Rede am Stammsitz des Unternehmens in Wolfsburg. Er wolle sich zusätzlich von ganzen Abteilungen und Bereichen trennen, und die dortige Arbeit ins Ausland verlagern oder sie gleich ganz extern vergeben.
Die Betriebsratsvorsitzende warnte, das alles als „Säbelrasseln in der Tarifrunde“ abzutun: „Das ist der Plan des größten deutschen Industriekonzerns, in seiner Heimat Deutschland den Ausverkauf zu starten. Mit diesen Vorhaben des Vorstandes stehen bei Volkswagen in Deutschland zehntausende Arbeitsplätze auf dem Spiel.“ Zu Erinnerung: VW hatte vor einigen Wochen die Beschäftigungssicherung gekündigt. Damit sind ab Juli 2025 betriebsbedingte Kündigungen möglich.
VW plant laut Betriebsrat Gehaltskürzungen
Nach Angaben des VW-Betriebsrats will das Unternehmen zudem an die Gehälter der Beschäftigten ran. Derzeit wird über den VW-Haustarif verhandelt. Dem Vernehmen nach fordert der Vorstand für 2025 und 2026 Nullrunden, also keine Gehaltserhöhung. Im Gegenteil, so Cavallo: "Der Vorstand will allen Beschäftigten zehn Prozent vom Monatsentgelt wegnehmen." Zudem sollen tarifliche Zulagen wegfallen.
Rechne man die Inflationsrate mit ein, würde das rund 18 Prozent Gehaltsverlust bedeuten, so die Betriebsratschefin. Von Seiten des Unternehmens will man sich zu möglichen Lohnkürzungen derzeit nicht äußern.
Bei Audi stellt man sich auf Einsparungen ein – Werksschließung in Brüssel
Bei der VW-Tochter ist das Aus für das Werk in Brüssel inzwischen so gut wie sicher. Nachdem der letzte potenzielle Investor abgesprungen ist, laufen seit Anfang Oktober Sozialpläne für Audis kleinstes Werk. In Belgien stehen rund 3000 Jobs auf der Kippe. Bei dem Autobauer mit den vier Ringen hält man derzeit noch an der Beschäftigungssicherung fest, die bis Ende 2029 betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Nach Informationen unserer Zeitung laufen hinter den Kulissen allerdings bereits Gespräche zwischen Vorstand und Betriebsrat über mögliche Sparmaßnahmen, die über die Schließung des Werks Brüssel hinausgehen.
Die Zahl der Auslieferung von Audi ist von Januar bis September um 10,9 Prozent auf rund 1,236 Millionen Fahrzeuge gesunken. Zudem hatte der Autobauer weniger verdient: Das operative Ergebnis betrug im ersten Halbjahr 1,98 Milliarden Euro (Vorjahreszeitraum: 3,41 Milliarden Euro). Die operative Umsatzrendite lag bei 6,4 Prozent (Vorjahreszeitraum: 10,0 Prozent). Die Prognose für die operative Umsatzrendite im Gesamtjahr liegt aktuell bei sechs bis acht Prozent – statt acht bis zehn Prozent. Als Gründe werden das schwache Geschäft in China und Rückstellungen für das Werk Brüssel genannt.