Gipfeltreffen der Weltmarktführer in Hall: Familie Würth auf dem Sofa
Beim Weltmarktführertreffen in Schwäbisch Hall geben drei Generationen der Familie Würth Einblicke in ihr neues Zusammenspiel im Unternehmen und Zuhause. Es ist ein Abend mit einigen Lachern.

Mehr als 300 Unternehmerinnen und Unternehmer sowie namhafte Entscheider starteten am Dienstagabend im Neuen Globe-Theater in Schwäbisch Hall in das dreitägige Gipfeltreffen der Weltmarktführer. Ein Highlight des exklusiven CEO-Abends war für die Besucher eine ungewohnt große Riege aus Künzelsau.
Mitveranstalter Walter Döring begrüßte Reinhold, Carmen, Bettina, Marion, Christian, Maria, Sebastian und Benjamin Würth. „So viele Würths gab es noch nie auf einmal“, fasste er mutig zusammen. Und wenig später saßen immerhin fünf von ihnen auf zwei Sofabänken und einem Sessel auf dem Podium und stellten sich den Fragen von Moderatorin Kristin Rau.
Schlimmer als die neugierigen Fragen
Es ist in dieser Form das erste Mal, dass sich alle drei Generationen einer breiteren Öffentlichkeit zeigen. Reinhold Würth fühlt sich im Scheinwerferlicht wie immer wohl. Seine Enkel Maria, Sebastian und Benjamin sind da teils noch etwas nervöser.
Dazwischen Bettina Würth, die auch an diesem Abend von ihrem Vater wieder einmal „Bienchen“ genannt und an ihre "Rebellenzeit" erinnert wird, was sie mehr aus der Fassung bringt als all die Fragen der neugierigen Moderatorin. Das Mitgefühl der Zuschauer ist ihr sicher.
Moderatorin Rau erfährt aber immerhin, dass der Kontakt zwischen den Enkeln und dem Opa nicht erst seit dem vergangenen Jahr enger wurde, seit die Weichen offiziell gestellt sind und Benjamin als Nachfolger von Reinhold Würth angekündigt wurde. „Wir wohnen ja alle gefühlt nur fünf Meter auseinander“, erklärt Benjamin Würth.
Über seinen „Opa“ verrät er: „Er verkörpert den klassischen Großvater, den Vater – und den Chef.“ Um dann, nachdem sich das Gelächter gelegt hat, nachzuschieben: „Und auch den Freund.“ Er sei immer präsent gewesen. Durch ihn hätten alle viel gelernt.
"Das Unternehmen war immer das wichtigste Kind am Tisch"
Regelmäßig hat die Familie offenbar zusammen am Tisch gesessen – oder die Enkel kamen vorbei, wenn es zu Hause mal nicht schmeckte. „Das Unternehmen war allerdings immer das wichtigste Kind am Tisch“, sagt Bettina Würth. „Aber das ist nicht unbedingt als schlecht anzusehen“, findet die 61-Jährige.
Auch Sebastian, der als Nachfolger der Beiratsvorsitzenden Bettina Würth vorgesehen ist, habe bei vielen Gesprächen die Würth-Welt kennengelernt. Oder auch wenn er mit ins Unternehmen ging.
Um das nicht dem Zufall zu überlassen, hat Würth solche Besuche übrigens institutionalisiert und veranstaltet sogenannte „Informationstage für junge Destinatäre“, also für den Nachwuchs, der von den Leistungen der Familienstiftung profitiert. So lernen alle die Arbeit in der Logistik kennen oder gehen mit Verkäufern auf Tour.
„Das kommt dann besonders zum Tragen bei der nächsten und übernächsten Generation, die unseren Großvater dann nicht mehr erleben“, sagt Maria Würth, die im künstlerischen Bereich Verantwortung übernimmt.
Freundlich bleiben kann man auch als Chef
Das Denken in Generationen ist ein Markenzeichen der Familienunternehmen, die einen großen Teil der Weltmarktführer im Hohenlohischen und bei der Veranstaltung ausmachen, die Bodenständigkeit ein zweites. Seine Abneigung gegen Arroganz erläutert Reinhold Würth auch an diesem Abend.
Ein „Geh und mach“ habe bei Würth nichts verloren, auch wenn ein Mitarbeiter mit Verantwortung und Macht ausgestattet worden ist. Denn auch dann sollte man bei dem „Wären Sie so nett und würden mir mal..“ bleiben, das davor für viele selbstverständlich war, findet der 87-Jährige.

Die Herausforderung sieht nun auch Benjamin Würth darin, die Unternehmenskultur auch nach dem starken Wachstum beizubehalten. Mehr als 85.000 Mitarbeiter sind bei dem Künzelsauer Schraubenhändler beschäftigt, der Umsatz hat im vergangenen Jahr die 20 Milliarden Euro nur haarscharf verfehlt.
Familie wird sich auf die Aufsicht beschränken
Verantwortlich dafür ist Konzernchef Robert Friedmann und ein Management, in dem die Familie keine aktive Rolle mehr spielt, seitdem sich Reinhold Würth 1994 aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat. Einem möglichen Zurück der Familie ins Management erteilte der Unternehmer eine Absage: „Der Konzern ist ja wohlgeführt von Robert Friedmann. Wir beschränken uns auf die Aufsicht.“ Nur für wichtige Entscheidungen behalte er sich und der Familie das letzte Wort vor.
Weiterhin ist das Familienoberhaupt an Politik interessiert. Das „imponiert mir natürlich“, was Christian Lindner gesagt hat, meint Reinhold Würth. Der Finanzminister hatte in seiner Rede zum Auftakt fünf Punkte für mehr Wettbewerbsfähigkeit vorgestellt und ein „ambitioniertes Paket für eine Unternehmenssteuerreform“ für dieses Jahr angekündigt.
Ach, und einen Einblick gibt es noch: Was er denn gelernt hat im Umgang mit der jungen Generation, wird Reinhold Würth noch gefragt. „Die Großzügigkeit gegenüber Leuten, die keine Krawatte tragen“, sagt der. Auch dieser Lacher war ihm sicher.
Das 13. Gipfeltreffen der Weltmarktführer
Zum 13. Mal fand das Gipfeltreffen der Weltmarktführer statt, das 2011 noch unter dem Titel Weltmarktführer-Kongress von Management-Experte Bernd Venohr und dem früheren baden-württembergischen Wirtschaftsminister Walter Döring initiiert wurde. Veranstaltet wird es seit 2014 von der Zeitschrift "WirtschaftsWoche", gemeinsam mit Dörings Akademie Deutscher Weltmarktführer(ADWM).
Alle 13 Mal dabei waren zumindest Walter Dörings Frau Karin und auch Würth-Konzernchef Robert Friedmann. Der zeigte sich im Anschluss an die Veranstaltung erfreut, dass Bettina Würth zuvor erklärt hatte, dass er noch einige Jahre „machen müsse“, bevor er sich dann – wie von Reinhold Würth gewünscht – um die Regelung seiner Nachfolge kümmert. Zahlreiche weitere Unternehmer aus der Region waren vertreten, etwa Spediteur Roland Rüdinger aus Krautheim, Gunther Wobser aus Lauda-Königshofen und EBM-Papst-Gründer Gerhard Sturm und sein Sohn Ralf Sturm.