Kunststoffverarbeiter Wirthwein investiert in neue Geschäftsfelder
Der Kunststoffverarbeiter aus Creglingen verzeichnet im Geschäftsjahr 2017 ein deutliches Umsatzplus. Das Unternehmen ist auf Wachstumskurs - und beteiligt sich auch an Startups.

Das abgelaufene Jahr war gut. So gut, dass die Umsatzplanung bei der Wirthwein AG für 2018 niedriger ausfällt als die erreichte Summe des Vorjahres. "Wir planen eben konservativ", sagt Finanzvorstand Rainer Zepke. Und das bedeute: auf der Basis der Umsatzplanung für 2017.
Dass diese so deutlich übertroffen wurde − am Jahresende standen in der AG 416 Millionen Euro in den Büchern, nach 402,5 Millionen im Vorjahr −, habe vor allem an einem sehr starken ersten Halbjahr gelegen, erklärt Zepke. Dabei ist Wirthwein in vielen verschiedenen Branchen unterwegs: Größter Umsatzbringer ist der Bereich Automotive, gefolgt von der Hausgeräte-Branche, Bahntechnik und der Sparte Medizin/Kosmetik. Hinzu kommen die kleineren Felder Inneneinrichtung und Energie, wo es vor allem um Teile für Ventilatoren geht, bis hin zu ganzen Lüfterrädern.
Bekenntnis zum Standort Creglingen
Sorgen bereiten Zepke und Vorstand Marcus Wirthwein in Deutschland die steigenden Strompreise. Dennoch stehe der Standort Creglingen, wo inzwischen 380 Mitarbeiter beschäftigt sind, nicht zur Diskussion, versichern sie. "Da müssen wir eben prozesstechnisch Fortschritte machen." Insgesamt zählen zehn Standorte in Deutschland zur Wirthwein AG, hinzu kommen Werke in Polen, China, den USA, Spanien und der Türkei. Die Gruppe beschäftigt mehr als 3000 Mitarbeiter. Beim nicht zur AG gehörenden Parketthersteller Bembé, ebenfalls in Familienbesitz, arbeiten weitere 650 Beschäftigte. Er steigerte 2017 den Umsatz um 8,4 Prozent auf 69,9 Millionen Euro.
Und das Wachstum soll weitergehen. So laufen derzeit Verhandlungen über ein Joint Venture mit einem ähnlich großen chinesischen Familienunternehmen, berichtet Zepke. Dabei geht es um Teile für Autohersteller, Standort soll in der Provinz Shenyang, im Nordosten des Landes, sein. In den USA ist Wirthwein zudem auf der Suche nach einem Übernahmekandidaten im Bereich Medizintechnik. "Wir haben einen strukturierten Akquiseprozess gestartet", sagt der Finanzvorstand.
Investieren in neue Ideen
Parallel investiert der Konzern in Startups. Den Anfang machte 2016 eine Beteiligung an der Firma Jenabatteries, einer Ausgründung aus der Universität Jena. Hier geht es um großformatige Stromspeicher, die anders als bisherige Batterien weder auf Lithium- noch auf Säure-Vanadium-Basis funktionieren. Wirthwein hält hier knapp 25 Prozent am Unternehmen. Im März soll ein erster Prototyp im thüringischen Nordhausen in Betrieb gehen, erzählt Marcus Wirthwein.
Bis ins Fernsehen schaffte es eine weitere Beteiligung der Gruppe, die Haveltec GmbH. Das Startup aus Brandenburg hat ein elektronisches Fahrradschloss entwickelt, mit dem es bei der Sendung "Die Höhle der Löwen" (Vox) um Investoren warb − auf zehn Prozent der Anteile für 135.000 Euro wollte aber keiner der fünf Investoren eingehen. "Darüber sind wir insgeheim froh", räumt Marcus Wirthwein ein. Denn das Projekt nimmt auch so schon Fahrt auf. Dabei kam der Kontakt eher zufällig zustande: Die Erfinder betraten eines Tages das Wirthwein-Werk in Brandenburg und fragten, ob man ihnen das nötige Kunststoffteil fertigen könnte. "Wir waren von den Leuten begeistert", erzählt Rainer Zepke. Wirthwein stellt nun tatsächlich den Plastikbügel her und hilft bei der Weiterentwicklung.



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