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Kaufland und Edeka kommen den Schweinebauern entgegen

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Die beiden Handelsketten versprechen den unter Preisverfall leidenden Landwirten einen Mindestpreis für ihre Schlachttiere. Allerdings ist daran eine Bedingung geknüpft.

Beim Schweinefleisch zogen die Preise Anfang des Jahres erst an, fielen dann aber wieder stark.
Beim Schweinefleisch zogen die Preise Anfang des Jahres erst an, fielen dann aber wieder stark.  Foto: Jens Büttner/zb/dpa

Bei den Preisen für Schweinefleisch gibt es derzeit wenig Grund zur Freude für die Erzeuger: Seit Wochen bewegen sich die Einnahmen abwärts, mittlerweile bis auf 1,25 Euro pro Kilo. Ihrem Unmut machten die Bauern in der Nacht zum Freitag mit einer Blockade des Edeka-Zentrallagers in Ellhofen Luft. Dabei versprechen die Handelsketten inzwischen, für bestimmte Qualitätsstufen einen Mindestpreis zu garantieren.

1,40 Euro pro Kilogramm

Nach Edeka und Rewe hat dies nun auch Kaufland verkündet. Die Großflächensparte der Neckarsulmer Schwarz-Gruppe verspricht: "Lieferanten erhalten dauerhaft eine Notierung von mindestens 1,40 Euro pro Kilo Schweinefleisch. Damit schafft das Unternehmen Verlässlichkeit für die deutsche Landwirtschaft." Seit Juli biete Kaufland frisches Schweinefleisch ausschließlich ab der Haltungsform Stufe 2 oder höher an.

"Schweinehälften werden üblicherweise auf Basis der wöchentlichen Notierung abgerechnet, die sich an Angebot und Nachfrage orientiert", erläutert eine Sprecherin. "Diese liegt aktuell bei 1,25 Euro. Eine Mindestnotierung am Markt gibt es nicht."

 


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Kaufland will Boni weiterhin zahlen

Kaufland zahle seit einiger Zeit Landwirten, die im Rahmen des "Wertschätze-Qualitätsfleischprogramms" Schweine aus Haltungsform Stufe 3 liefern, eine Mindestnotierung von 1,40 pro Kilo. Nun wurde dies auch für Schweinefleisch aus Stufe 2 eingeführt. Auch weiterhin bekommen im Rahmen des Wertschätze-Programms zusätzlich einen Tierwohlbonus sowie einen Bonus für gentechnikfreie Fütterung. "Diesen haben wir zuletzt aufgrund der gestiegenen Futterpreise ebenfalls erhöht." Mit den Boni soll der Mehraufwand der Landwirte honoriert werden, den sie durch die Umstellung in der Tierhaltung haben.

Bei Schweinefleisch aus Haltungsform Stufe 4 handelt es sich meist um Bio-Qualität. "Bio-Fleisch produzieren wir nicht selbst, sondern kaufen es zu", erklärt die Sprecherin. "Hier liegen keine Mindestnotierungen zu Grunde, sondern langfristig verhandelte Einkaufspreise, die sich an Angebot und Nachfrage orientieren."

Derzeit laufen Gespräche im Rahmen des Agrardialogs. Sie seien konstruktiv, dauerten jedoch an. Über den Stand gibt es keine Auskunft - alle Teilnehmer hätten sich dazu verpflichtet, Inhalte nicht nach außen zu tragen.

 


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Edeka verweist auf Regionalprogramm "Gutfleisch"

Auch Edeka verweist darauf, dass mit den Fleisch-Lieferanten gut umgegangen werde: "Als einer der größten Vermarkter regionaler Produkte und maßgeblicher Unterstützer der heimischen Erzeuger pflegen wir einen fairen Umgang", teilt Florian Heitzmann, Sprecher bei Edeka Südwest, mit. Seit Jahren gehe aber ein großer Anteil des in Deutschland erzeugten Fleisches in den Export, nur rund ein Drittel gelange in den deutschen Lebensmitteleinzelhandel. Durch die Ausbreitung der afrikanischen Schweinepest und die dadurch sinkende Nachfrage aus dem Ausland gerieten die Preise für Schweinefleisch aktuell massiv unter Druck. Edeka Südwest habe schon voriges Jahr kurzfristig eine befristete Preisstützung für die meist familiär geführten Betriebe des Regionalprogramms "Gutfleisch" eingeführt.

Die Corona-Auswirkungen am Schweinemarkt sind allerdings deutlich zu spüren: Lange kam der Konsum außer Haus fast vollständig zum Erliegen. Auch die Lockerungen zum Sommer brachten nur teilweise Besserungen. Und in vielen Kantinen sind die Umsätze noch immer deutlich geringer als vor der Pandemie, sofern sie überhaupt wieder geöffnet wurden.

Absatz in Restaurants und Kantinen brach wegen Corona ein

Da der Absatz in Restaurants und Kantinen vor Corona knapp ein Drittel des Marktes ausmachte, setzt dieser Rückgang mit dem fehlenden Export nach China die Fleischpreise unter Druck. Außerdem ist preiswerte Ware aus dem Ausland auf dem Markt, vor allem aus den anderen EU-Ländern. Nach den Berechnungen der Bundesanstalt für Landwirtschaft (BLE) kam 2020 ein Viertel der deutschen Verbrauchsmenge aus anderen EU-Ländern, während fast die Hälfte des hierzulande erzeugten Schweinefleischs exportiert wurde.

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