Meinung
Meinung zur Protestaktion der Bauern: Zu Tisch, bitte!
Für faire Preise müssen sich Handel und Erzeuger zusammensetzen, findet unser Redakteur.
von Jörg Kühl
Auch die jüngste Aktion der Bauern war wieder spektakulär. Dutzende Fahrzeuge, die plötzlich nachts mit blinkenden Lichtern, drapiert mit Slogans, auftauchen. Und zwar an sensibler Stelle: Dort, wo die Lkw, beladen mit frischen Lebensmitteln, das Zentrallager in Richtung Filialen verlassen.
Angesichts der Lage, in der sich die Landwirte befinden, ist verständlich, dass die Branchenvertreter auf immer lautere Weise ihrem Anliegen Gehör verschaffen. Vor allem unter den Schweinehaltern herrscht Verzweiflung: Die niedrigen Erzeugerpreise sind kaum kostendeckend, für Investitionen oder einfach nur Rücklagen bleibt kein Spielraum. Investitionen wären aber nötig, um die Vorgaben der neuen Nutztierhaltungsverordnung umzusetzen: Ohne bauliche Veränderungen oder gar Neubauten von Stallanlagen geht es nicht.
Es sind vor allem jüngere Bauern, die sich um ihre Zukunft sorgen. Sie nutzen die Sozialen Medien immer virtuoser: Per Whatsapp und Facebook gelingt es ihnen, buchstäblich in Nacht- und Nebelaktionen Dutzende Gleichgesinnter zu versammeln. Die Treckerkolonnen dürfen jedoch nicht die Sicht auf das Wesentliche verstellen: Bessere Lieferbedingungen erzielt man am Verhandlungstisch. Und hier sind weiterhin die altbewährten Strukturen unerlässlich. Der Deutsche Bauernverband mit seinen Landesverbänden ist immer noch Ansprechpartner Nummer eins für Rewe, Lidl, Aldi, Edeka und Co.
Neckarsulm/Ellhofen
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