Nach Protest der Landwirte: Edeka betont fairen Umgang mit heimischen Erzeugern
50 Bauern machen in der Nacht auf Freitag ihrem Unmut Luft und zeigen am Edeka-Zentrallager in Ellhofen Flagge. Der Grund sind niedrige Erzeugerpreise für Schweinefleisch. Edeka betont, mit vielen Bauern in der Region gut zusammen zu arbeiten.

In der Nacht auf Freitag haben Landwirte mit rund 50 Traktoren vor der Edeka-Zentrale in Ellhofen demonstriert - und dabei kurzzeitig Lkw blockiert, mit denen von dort Waren verteilt werden. Hintergrund ist ein Kampf um rückläufige Preise für Schweinefleisch. "Die Preise sind im freien Fall, das kann so nicht weitergehen", sagt Landwirt Frank Spörner, der aus Rothenburg ob der Tauber ins Sulmtal angereist ist.
Am Donnerstag um 22.50 Uhr kommen die ersten Traktoren am Edeka-Zentrallager in Ellhofen an. Kurze Zeit später sind es rund 50 an der Zahl, einige Landwirte - vor allem die mit längerer Anfahrt - reisen zusätzlich mit Autos an. Die orangefarbenen Rundumleuchten sind von weitem zu sehen. Gelegentlich wird auch gehupt. Gemeinsam fahren die Landwirte zunächst mehrmals um das Zentrallager herum, bevor sie sich hauptsächlich in der Schillerstraße aufhalten und dort teilweise Ein- und Ausfahrten blockieren.
Wer die Polizei verständigt hat
Die Aktion sei erst vor Ort der Polizei als Eilversammlung mitgeteilt worden, sagt Polizeisprecher Gerald Olma. Einen Versammlungsleiter hätten die Landwirte aber nicht benannt. Die Polizei war von der Betriebsleitung des Edeka-Zentrallagers verständigt worden.
Der Weltmarktpreis pro Kilo Schweinefleisch sei jetzt von 1,30 Euro auf 1,25 Euro abgerutscht, kritisieren die Bauern. Edeka sei aber bei dieser Aktion nur stellvertretend für den gesamten Einzelhandel Zielobjekt. Doch bei Kaufland, Lidl und Aldi seien sie bereits gewesen.
Wie das Handelsunternehmen reagiert

"So etwas habe ich noch nie erlebt", sagt ein verantwortlicher Edeka-Mitarbeiter in Ellhofen. Er verstehe nicht, weshalb die Landwirte diese Aktion hier bei ihnen starteten. "Wir arbeiten mit vielen Bauern in der Region gut zusammen", zeigt er sich verwundert. Nach Angaben von Florian Heitzmann, Sprecher von Edeka Südwest in Offenburg, sei der Betriebsablauf durch die Blockade nicht nachhaltig beeinträchtigt worden. Er weist auf das Engagement des Unternehmens hin: "Als einer der größten Vermarkter regionaler Produkte und maßgeblicher Unterstützer der heimischen Erzeuger pflegen wir einen fairen Umgang und stehen mit allen Beteiligten der Wertschöpfungskette im kontinuierlichen, konstruktiven Austausch." Die Märkte im Land erhielten aus dem eigenen Fleischwerk in Rheinstetten bei Karlsruhe bereits heute Schweinefleisch ausschließlich deutscher Herkunft, das zudem den Vorgaben der Haltungsstufe 2 oder höher entspreche.
Was Edeka Teilnehmern des Regionalprogramms garantiert
Einer der Schwerpunkte liege dabei auf "Gutfleisch": Bei dem Markenfleischprogramm arbeitet das Unternehmen mit mehr als 400 Landwirten in Bundesländern des Vertriebsgebiets von Edeka Südwest zusammen, teilweise seit vielen Jahren. Den Schweinemästern dieses Regionalprogrammes garantiere die Handelskette für die angelieferten Schweine weiterhin einen Aufpreis für den Fall, dass die Notierung unter 1,40 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht fällt, versichert Heitzmann. "Darüber hinaus gilt eine zugesicherte Abnahmemenge."
Die Mäster gäben außerdem einen Teil dieses Mehrerlöses an die Ferkelerzeuger des Programms weiter. Alle Ferkel stammten von Betrieben aus Bundesländern des Vertriebsgebiets von Edeka Südwest, der Großteil aus Baden-Württemberg und Bayern. Edeka Südwest sei zudem bundesweit der einzige Partner der Landwirtschaft, der eine Ausgleichszahlung gemäß der Branchen-Initiative Tierwohl von 3,50 Euro pro Schwein leistet. Ob sich Edeka daher durch die Blockade zu Unrecht an den Pranger gestellt sieht, wollte der Sprecher nicht kommentieren.
Was der Bauernverband zu dem Protest sagt
Der Landesbauernverband hat sich an dem jüngsten Treckeraktion nicht beteiligt. Hauptgeschäftsführer Marco Eberle zeigt aber Verständnis für den Protest. "Wir haben es zur Zeit mt ruinösen Preisen zu tun." Die Landwirte, besonders die Tierhalter, seien verzweifelt. Verschärft werde die Situation durch die neue Haltungsverordnung, die kostspielige Investitionen erforderlich macht, Der Bauernverband führe "intensive Gespräche" mit dem Lebensmitteleinzelhandel, so der Hauptgeschäftsführer.