Heilbronner Knorr-Werk übernimmt Produktion aus Sachsen – "Top-Nachricht für den Standort"
Die Auslastung des Tütensuppen-Werks von Unilever in Heilbronn soll steigen, obwohl zwei Linien verlagert werden. Denn der Standort bekommt Mengen-Zuwachs.

Die Unternehmensleitung von Unilever hat entschieden: Im Werk im sächsischen Auerbach werden große Teile der Produktion aufgegeben. Und ein Großteil jener Artikel wird künftig in Heilbronn hergestellt. Dadurch stellt der hiesige Standort künftig 7500 Tonnen mehr her - was einem Plus beim Volumen von zehn Prozent entspricht.
Unilever verlagert Knorr-Produkte nach Heilbronn: "Eine Top-Nachricht" für den Standort
Die Mitarbeiter des Heilbronner Werks wurden am Dienstag über diese Entscheidung informiert, berichtet Werksleiter Julius Mannherz. Für ihn ist es "eine Top-Nachricht": Die Auslastung werde gesichert, die Produktivität gesteigert. Denn zusätzliches Personal werde nicht benötigt. Momentan stellt das Werk etwa 70.000 Tonnen pro Jahr her - Tütensuppen, Dressings, Soßen und Brühwürfel.
"Salatkrönung" gibt es künftig auch aus Rumänien
Da falle es auch nicht ins Gewicht, dass im Gegenzug in Heilbronn zwei Linien abgebaut und verlagert werden. Auf ihnen wurden bislang Dressings der Marke "Salatkrönung" hergestellt. Die Fertigungslinien sollen ins Knorr-Werk in Rumänien verlagert werden, berichtet Mannherz. Zwei Linien verbleiben aber in Heilbronn. Dahinter stehe die zentrale Strategie des Lebensmittel-Konzerns, Resilienz aufzubauen, also bei den verschiedenen Produkten nicht mehr von einem einzigen Standort abhängig zu sein, erläutert er.
Bei den Produkten, die nun von Sachsen ins Unterland verlagert werden, handelt es sich vor allem um sogenannte "Mischmengen" - Rohware, die zur weiteren Produktion verschiedener Artikel genutzt werden kann. Bislang hat auch das Werk Heilbronn in Sachsen diese Mengen für die Herstellung seiner Tütensuppen bestellen müssen. Aber auch andere Standorte des Unilever-Konzerns werden damit beliefert. Heilbronn werde damit zu einem zentralen Standbein für die gesamte Sparte.
Anfangs sollte das Werk in Sachsen sogar ganz geschlossen werden
Dass das Stammwerk von Knorr für Produkte aus dem Schwesterwerk infrage kommt, wurde schon seit den ersten Nachrichten über Stilllegungspläne in Auerbach diskutiert. Damals hieß es offiziell nur, dass Gespräche über die Verteilung der betroffenen Produktionen angelaufen sind. Anfangs wollte Unilever mindestens 80 der 175 Stellen am Standort bis Oktober abbauen, drei Produktionslinien sollten wegfallen. Nach Angaben einer Unilever-Sprecherin habe zunächst sogar die komplette Schließung des Werks zur Diskussion gestanden - das sei schon seit mehreren Jahren debattiert worden.
In Auerbach werden seit mehr als 70 Jahren Nahrungsmittel produziert. Allerdings sei die Nachfrage nach Trockenprodukten und Tütensuppen mittlerweile gesunken. Die Menschen griffen lieber zu frischen Zutaten, hieß es.
Hauptprodukte in Auerbach sind Tüten- und Tassensuppen sowie Packungen für Großverbraucher. Der niederländisch-britische Konsumgüterkonzern Unilever hatte das Werk in Sachsen im Jahr 2000 übernommen.
Nur noch 40 Stellen fallen weg, zehn Millionen werden investiert
Vor zwei Wochen folgte dann eine einigermaßen gute Nachricht für die Belegschaft: Statt 80 sollen jetzt nur noch 40 Stellen wegfallen, kündigte Unilever an. Dafür werde der Standort bis 2026 für rund zehn Millionen Euro zu einem sogenannten Kompetenzzentrum für schnelle Mahlzeiten ausgebaut. Darüber hinaus solle eine zusätzliche Produktionslinie entstehen. Die Mitarbeiter wurden demnach auf einer Belegschaftsversammlung über die Pläne informiert.
"Natürlich war das eine freudige Nachricht für alle, dass es jetzt bei uns weitergeht und dass wir auch diese Kündigungen kompensieren konnten", sagte Betriebsratschef Mario Schädlich dem MDR. "Und wir sind da eigentlich ganz zuversichtlich, dass wir jetzt mit dieser neuen Investition und dieser neuen Maschine weiterhin Volumen bekommen und auch gut für die Zukunft aufgestellt sind."
Gebäude in Heilbronn werden vermietet
Von dem großen Standort im Herzen des Heilbronner Südens hat Unilever in den vergangenen Jahren sukzessive Gebäude abgegeben. So wurde das große Verwaltungsgebäude geräumt und ist inzwischen von neuen Eignern saniert und zum Teil wieder vermietet worden. Das Mühlengebäude, in dem zuletzt die legendäre Erbswurst produziert wurde, steht leer und könnte ebenfalls gemietet werden. Vor wenigen Wochen erst wurde bekanntgegeben, dass sich das Startup Protein Distillery in einem Gebäude, in dem bis vor sechs Jahren die Entwicklungsabteilung neue Produkte abfüllte, ansiedeln will. Bis Jahresende soll die Herstellung von alternativen Proteinen - aus Bierhefe statt aus Fleisch oder Ei - hochgefahren werden.



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