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Audi fährt Produktion in China hoch – Wachsende Sorgen an europäischen Standorten

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Im VW-Konzern wird mal wieder um die künftige Werkbelegung gerungen. Bei Audi zeichnet sich ab, dass künftig noch mehr Fahrzeuge als heute im Ausland gefertigt werden – vor allem in China. Das trifft vor allem ein Werk in Belgien. Wie geht es in Neckarsulm weiter?

Das Audi-Werk in Neckarsulm. Hier wird der neue A5 gefertigt.
Das Audi-Werk in Neckarsulm. Hier wird der neue A5 gefertigt.  Foto: Audi (AUDI AG)

China wird für Audi immer wichtiger. Im Reich der Mitte hat der Autobauer im vergangenen Jahr rund 729.000 Fahrzeuge ausgeliefert, 13,5 Prozent mehr als Vorjahr. Nach Informationen der Heilbronner Stimme soll der Absatz in China bis zum Ende des Jahrzehnts auf eine Größenordnung von mehr als 900.000 Einheiten wachsen. Derzeit verfügt der Hersteller vor Ort über Produktionskapazitäten von etwas mehr als 600.000 Fahrzeugen an sechs Standorten.

Angesichts der ehrgeizigen Absatzplanungen plant Audi, die Fertigung in China hochzufahren. Im Norden des Landes baut Audi deshalb zurzeit in Changchun zusammen mit seinem chinesischen Partner FAW eine Fabrik auf, in der künftig nur Stromer auf Basis der neuen Plattform PPE gebaut werden sollen – der Q6 E-Tron und der A6 E-Tron. Geleitet wird das Projekt von Helmut Stettner, der von 2016 bis 2021 Werkleiter in Neckarsulm war. Ausgelegt ist die Fabrik auf bis zu 150.000 Autos pro Jahr.


Audi plant mit weniger Produktionskapazitäten in Europa: Brüssel könnte den Q8 E-Tron verlieren

Im Audi-Werk Brüssel wird derzeit das Elektroauto Q8 E-Tron gefertigt. Für das Nachfolgemodell sind Werk in China und Mexiko im Gespräch.
Im Audi-Werk Brüssel wird derzeit das Elektroauto Q8 E-Tron gefertigt. Für das Nachfolgemodell sind Werk in China und Mexiko im Gespräch.  Foto: Audi

Die zweite Generation des Elektroautos Q8 E-Tron soll dem Vernehmen nach ab 2027 ebenfalls in China gefertigt. Und eventuell in Mexiko im VW-Werk Puebla. Aktuell wird das Elektro-SUV exklusiv in Brüssel gefertigt. Wie es in dem belgischen Werk mittelfristig weitergeht, ist derzeit völlig unklar. Pläne, wonach Brüssel einen Teil der Kapazitäten des Q4 E-Tron erhalten sollte, liegen erst einmal auf Eis. Grund ist die aktuell geringe Nachfrage für den Stromer, der aktuell ausschließlich in Zwickau gebaut wird.

Die belgischen Gewerkschaften fordern nun Klarheit, wie mit dem Werk in Belgien weitergeht. „Eine Folgebelegung für Brüssel wird aktuell diskutiert“, teilt Audi auf Anfrage mit. „Ein konkretes Modell für Mexiko können wir noch nicht bestätigen.“  Entscheidungen sollen wohl bis zum Ende des ersten Quartals getroffen werden. Brüssel ist eines der kleinsten Werke im VW-Konzern, dort sind rund 3000 Menschen beschäftigt.

Standort Neckarsulm mit schwierigem Jahr

Am Standort Neckarsulm – inklusive Böllinger Höfe in Heilbronn – sind im vergangenen Jahr 161.569 Autos gebaut worden. Gegenüber 2022 ist das ein Plus von 8,7 Prozent (148.602 Autos). 2024 dürfte für die beiden Werke in der Region ein schwieriges Jahr werden. Nach Informationen der Heilbronner Stimme ist für 2024 ein Produktionsvolumen von etwa 130.000 Fahrzeugen geplant.

Hintergrund ist, dass der neue A5 ohnehin schon später als geplant kommt: Aktuell ist der Produktionsstart für die Kalenderwoche 27 (Anfang Juli) vorgesehen, geplant war ursprünglich die Kalenderwoche 13. Zudem läuft am Standort Böllinger Höfe die Produktion des Sportwagens R8 im ersten Quartal aus, die Nachfrage für den vollelektrischen E-Tron GT hat ebenfalls nachgelassen. Darüber hinaus kämpft das Unternehmen mit Versorgungsproblemen für die Motoren der Neckarsulmer Modelle A6, A7 und A8.


Auslastung steigt, Kapazität sinkt mittelfristig

Für Neckarsulm erwartet das Unternehmen ab 2025 wieder eine deutlich höhere Auslastung als zuletzt. 2025 sollen sowohl der neue A5 als auch der neue A7 vollumfänglich produziert werden. 2027 starten als Nachfolger des aktuellen Flaggschiffs A8 zwei vollelektrische Luxusmodelle. Nach Informationen der Heilbronner Stimme könnte die jährliche Stückzahl dann in Spitzenjahren wieder in Bereiche um die 250.000 Fahrzeuge und mehr steigen. Ausgelegt ist der Standort auf eine jährliche Kapazität von maximal 300.000 Einheiten.


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Zum Ende des Jahrzehnts soll die Stückzahl dann aber in die Größenordnung von 225.000 Fahrzeugen sinken. Wie es in Heilbronn weitergeht, ist nach wie vor unklar. Ein Nachfolger für den Sportwagen R8 ist bislang nicht in Sicht. Gebaut wird in den Böllinger Höfen weiterhin der vollelektrische E-Tron GT, der im April eine Überarbeitung erhält.

Stammwerk Ingolstadt verliert zwei Baureihen

Schwierig ist auch der Ausblick für das Stammwerk in Ingolstadt. Die aktuelle Baureihe A4 läuft in den nächsten Monaten aus und wird dann in Zukunft mit dem neuen Namen A5 in Neckarsulm gefertigt. Rückgrat des Standorts ist dann erst einmal das Kompaktmodell A3, das im Frühjahr eine Auffrischung bekommt. Drittes Modell in der Zentrale von Audi ist das kompakte SUV Q2. Die Entscheidung, dass der Wagen keinen Nachfolger erhalten wird, ist bereits vor zwei Jahren gefallen. Das planmäßige Produktionsende ist eigentlich für 2024 vorgesehen. Dem Vernehmen nach könnte der Wagen bei entsprechender Nachfrage noch etwas länger gebaut werden.

Neu anlaufen werden in Ingolstadt dafür in diesem Jahr die beiden E-Autos Q6 E-Tron und A6 E-Tron. Mittelfristig könnte Ingolstadt ab 2028 ein elektrisches Einstiegsmodell in Größe des heutigen A3 erhalten. Etwa zum selben Zeitpunkt ist der Start des A4 E-Tron in der gehobenen Mittelklasse geplant.

 

 

 

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