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Rupert Stadler und Wolfgang Hatz: Der Controller und sein Techniker

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In der Aufarbeitung des Dieselskandals geht es mit einem Geständnis des ehemaligen Audi-Motorenchefs Wolfgang Hatz ins Finale. Der ehemalige Audi-Chef Rupert Stadler zögert noch. Eine Geschichte über zwei sehr unterschiedliche Manager.

Rupert Stadler (links), ehemaliger Vorstandschef der Audi AG und Wolfgang Hatz zusammen im Gerichtssaal.
Rupert Stadler (links), ehemaliger Vorstandschef der Audi AG und Wolfgang Hatz zusammen im Gerichtssaal.  Foto: Peter Kneffel

Es gibt in der Automobil-Geschichte die großen Namen von Konstrukteuren und Designern. Oder jene Größen, die mit Sachverstand und einem untrüglichen Gespür für die Märkte automobile Entwicklungen beeinflussten und damit entscheidende Weichenstellungen bewirkt haben.

Wolfgang Hatz ist ohne Zweifel so ein "Car Guy", wie man umgangssprachlich oft von jenen Menschen spricht, die ihr Leben dem Automobil gewidmet haben. Wie es scheint, wurde ihm die Liebe zu vermeintlich innovativen technischen Lösungen zum Verhängnis. Im Prozess um den Diesel-Abgasskandal am Landgericht München II hat Hatz am Dienstag ein Geständnis abgelegt.


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Dieselprozess: Hatz gesteht, Ex-Audi-Chef Stadler verhandelt noch


Zehn Monate Untersuchungshaft

Hatz räumt ein, an der Entwicklung von illegalen Abschalteinrichtungen für Dieselfahrzeuge beteiligt gewesen zu sein. Zehn Monate Untersuchungshaft hat er bereits ab September 2017 verbüßt, so lange wie kein anderer im VW-Konzern. Damit bleibt allerdings weiterhin die Frage offen, welche Rolle der ehemalige Audi-Chef Rupert Stadler in dem Stück spielte.

Vertrauter von Martin Winterkorn

Wolfgang Hatz war über viele Jahre einer der wichtigsten und ranghöchsten Motorenentwickler - und zudem ein enger Vertrauter des Ex-VW-Chefs Martin Winterkorn. Von 2001 bis 2007 war der Ingenieur Chef der Motoren-Entwicklung bei Audi, ab 2007 trug er die Gesamtverantwortung für alle Aggregate des VW-Konzerns. Von 2011 an war Hatz Vorstand für die technische Entwicklung der Porsche AG. Im September 2015 wurde er beurlaubt, als der Dieselskandal aufflog.


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Durchbruch im Dieselprozess


Diesel in den USA etablieren

Seit 2015 hatten viele Zweifel an der Unschuld von Hatz, sowohl im VW-Konzern als auch außerhalb, gerade weil er an der Spitze der Motorenentwicklung stand und auch in der Zeit danach bestens über die Vorgänge im Konzern informiert war. Und schließlich war es Hatz, der die Etablierung des Diesels in den USA mit aller Macht vorantreiben wollte. Im ehrwürdigen Kodak Theatre von Los Angeles, wo alljährlich die Oscars verliehen werden, hatten die Autohersteller Audi, Jeep, Mercedes und Volkswagen Ende November 2006 den Start einer Diesel-Offensive auf dem amerikanischen Markt bekannt gegeben.

Durchbruch gelang nicht

Unter dem einheitlichen Namen Bluetec wollten die vier Marken besonders saubere Dieselmotoren mit geringem Verbrauch in den Staaten salonfähig machen. Gezündet hat der Diesel in den USA aber nie, zumal das Hersteller-Bündnis kurze Zeit später schon wieder aufgelöst wurde. Niedrige Benzinpreise und nicht zuletzt der Dieselskandal haben die Selbstzünder in den Vereinigten Staaten bis heute ein Schattendasein führen lassen.


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Stadler ist der Mann, der angeblich nichts wusste


Fleißig, aber eher unauffällig

Apropos Schattendasein. Bevor Rupert Stadler 2007 Audi-Chef wurde, war der Bayer für die viele, selbst intern, ein eher unbeschriebenes Blatt. Er war der fleißige, aber unauffällige Finanzvorstand. "Der war halt Controller, oft ein Erbsenzähler", sagt einer, der einst Manager unter ihm war. Einer, der sich für Zahlen interessierte, nicht für Technik.

"Bei uns ist alles in Ordnung"

Kurz nachdem im September 2015 bei Volkswagen die millionenfache Manipulation an Dieselfahrzeugen publik wurde, hatte Stadler klargestellt: "Bei Audi ist alles in Ordnung." Die Wahrheit, so zeigten die Folgejahre, ist indes eine andere. Immer wieder tauchten neue Betrügereien auf - von all dem will der ehemalige Boss nichts gewusst haben. Zwischenzeitlich schien es so, als könnte der heute 60-Jährige die Sache aussitzen. Bereits mehrfach stand Stadler vor dem Aus. Die schützenden Hände der Familien Porsche und Piëch, die im Konzern das Sagen haben, retteten den Bayern immer wieder, wenn seine Kritiker wieder lauter wurden.


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Rupert Stadler - Gefangen im Dieselskandal


Von den Ingenieuren getäuscht

Bis zum 18. Juni 2018, als das schier Unmögliche geschah. Am Morgen dieses sonnigen Montags fuhr die Staatsanwaltschaft in Ingolstadt zu Stadlers Haus und nahm ihn wegen Verdunklungsgefahr in Untersuchungshaft. Bei Razzien in der Audi-Zentrale in Ingolstadt und im Werk Neckarsulm wurde Material sichergestellt, Stadlers Privathaus in Ingolstadt durchsucht. Die zuständigen Ermittler hatten Unterlagen und E-Mails ausgewertet sowie Telefonate von Stadler abgehört.

Nach vier Monaten kam er wieder frei, sein Job als Vorstandsvorsitzender war aber weg. In der Vergangenheit kokettierte Stadler bei Autopräsentationen damit, dass er als Finanzer von technischen Details nicht so viel Ahnung habe. Nach außen agierte der Topmanager als Unwissender. Einer, der von seinen Ingenieuren getäuscht wurde. So sagt er es bis heute.

Zweiter Prozess in Braunschweig

Während sich der Dieselprozess inMünchen wohl nun nach zweieinhalb Jahren dem Ende entgegen neigt, zieht sich das zweite Verfahren in Braunschweig weiter hin. Etliche der geplanten Verhandlungstage für Februar, März und April sind ausgefallen. In dem riesigen Verfahren mit einem Streitwert von derzeit rund 4,34 Milliarden Euro ist auch der ehemalige VW-Chef Martin Winterkorn angeklagt. Aufgrund seines Gesundheitszustandes war er noch bei keinem Verhandlungstag dabei.

 

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