Razzien bei Porsche und Audi wegen Abgasskandals
Erneute Razzien in der Diesel-Affäre: Nun durchsuchen die Ermittler auch Porsche. Das Neckarsulmer Audi-Werk steht ebenfalls im Fokus. Unterlagen werden beschlagnahmt. Unter den Verdächtigten ist auch ein ranghoher Manager.

Während der Volkswagen-Konzern in Wolfsburg vergangene Woche mit neuem Personal und einer neuen Struktur versuchte, den Diesel-Skandal hinter sich zu lassen, holen Staatsanwälte aus München und Stuttgart den Autobauer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Nicht Audi-Mitarbeiter stehen dieses Mal im Visier der Razzia, die zur Stunde an zehn Orten in Baden-Württemberg und Bayern stattfinden, sondern Beschäftigte der Porsche AG, wie die Stuttgarter Staatsanwaltschaft mitteilt. Durchsuchungen gab es auch bei Audi in Neckarsulm und Ingolstadt. Das bestätigte eine Sprecherin der Heilbronner Stimme. Man werde mit den Behörden kooperieren.
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Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung
Ermittelt wird gegen einen früheren Beschäftigten des Sportwagenherstellers und gegen zwei aktuelle, darunter ein amtierendes Vorstandsmitglied. Es geht um den Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung im Zusammenhang mit der Manipulation des Emissionskontrollsystems von Diesel-Fahrzeugen.
Zehn unterschiedliche Objekte nehmen die Ermittler – insgesamt 33 Staatsanwälte und 160 Polizisten – unter die Lupe. Zur Identität der Beschuldigten macht die Staatsanwaltschaft keine Abgaben.
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Motoren stammen von Audi
Porsche hat keine eigenen Dieselmotoren verwendet, die Drei-Liter-Aggregate in den Fahrzeugen des Sportwagenbauers stammen alle von Audi – sie wurden in Neckarsulm entwickelt. Seit Porsche zum VW-Konzern gehört, gibt es auch einen regen Austausch von Managern zwischen den Marken. Wolfgang Hatz etwa, der seit September wegen des Dieselbetrugs in München in U-Haft sitzt, arbeitete in leitenden Funktionen für Audi und VW, bevor er Porsche-Entwicklungsvorstand wurde. 2015 beurlaubte ihn das Unternehmen wegen des Dieselskandals, später wurde sein Vorstandvertrag aufgelöst.
Der Name seines Nachfolgers als Entwicklungsvorstand, Michael Steiner, taucht in den Annalen des Dieselskandals ebenfalls auf. Nach Stimme-Informationen hat er im November 2015 zusammen mit Audi-Vorstandschef Rupert Stadler Mitarbeiter angewiesen, eine Präsentation für die US-Behörden, in der es um den auch von Porsche verwendeten Drei-Liter-Motor ging, um wesentliche Informationen zu kürzen. Damals war Steiner Leiter Entwicklung Gesamtfahrzeug/Qualität bei Porsche. Er galt auch als enger Vertrauter des jetzt als VW-Chef geschassten ehemaligen Porsche-Vorstandsvorsitzenden Matthias Müller.
Die Diesel-Affäre hatte im September 2015 bei Volkswagen begonnen. Der Autokonzern hatte damals eingeräumt, dass Millionen von Fahrzeugen mit Software ausgestattet worden waren, die die volle Abgasreinigung nur im Testbetrieb ermöglichte. Auf der Straße stießen die Wagen deutlich mehr Schadstoffe aus. Dies stürzte Volkswagen in eine schwere Krise.
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