VW-Chef Oliver Blume: „Die Party ist vorbei“ – Konzern baut 10.000 Stellen ab
Der VW-Konzern kämpft wie alle anderen Autobauer mit sinkenden Gewinnen bei zugleich hohen Aufwendungen für die Transformation zur Elektromobilität. Mittlerweile entfalten die Sparprogramme bei Europas größtem Autobauer ihre Wirkung.
Oliver Blume ist keiner, der schnell resigniert und den Kopf hängen lässt. Aber der Chef des VW-Konzerns ist realistisch genug, dass diese Krise nicht so schnell vorüber geht. Schwache Geschäfte in China, hohe Belastungen durch die US-Zölle und Investitionen in die Elektromobilität drücken auf das Ergebnis. Der Nachsteuergewinn von Europas größtem Autobauer ist im ersten Halbjahr um 38,5 Prozent auf 4,47 Milliarden Euro eingebrochen. Die Marge fiel damit auf gerade einmal 4,2 Prozent – nur im Pandemie-Jahr 2020 meldeten die Wolfsburger eine niedrigere Marge in den vergangenen zehn Jahren.
„Die Party, die wir in der Automobilindustrie über Jahrzehnte gefeiert haben, die ist in dieser Form vorbei“, sagte Blume am Rande der Messe IAA Mobility in München (noch bis 14. September). Es gehe nun um eine Neuorientierung, die der VW-Konzern bereits entschlossen angehe. Das Geschäftsjahr 2025 sei ein „absoluter Tiefpunkt“.
VW-Konzern: Im letzten Jahr über alle Marken hinweg 15 Milliarden Euro eingespart
„Wir haben es weltweit weiterhin mit erheblichen Herausforderungen zu tun. Es ist kein Unwetter, das vorüberzieht. Die Welt verändert sich massiv – und vor allem anders als noch vor einigen Jahren erwartet“, sagt Blume, der nicht nur den Konzern, sondern auch den Sportwagenbauer Porsche in Personalunion führt. „Einzelne strategische Entscheidungen von damals erscheinen heute in einem anderen Licht. Deshalb entwickeln wir den VW-Konzern grundlegend weiter.“

In München hat der 57-Jährige skizziert, wie der Mehrmarken-Konzern mit den bislang größten Sparprogrammen in der Unternehmensgeschichte vorankommt. „Wir haben mit unseren Performanceprogrammen im vergangenen Jahr rund 15 Milliarden Euro erarbeitet“, so Blume. Die Programme laufen seit gut zwei Jahren über alle Marken hinweg und greifen quer über die gesamte Kostenkette – von Entwicklungsausgaben über Material- und Vertriebskosten bis zu den Fixkosten. Insider berichten, dass die Fabrikkosten rund um den Globus in einer Größenordnung von 15 bis 20 Prozent gesunken sind.
VW-Konzern: Massiver Stellenabbau schreitet voran, bereits 10.000 Jobs weggefallen
Im Blick hat der VW-Konzern vor allem die Personalkosten. 10.000 Stellen habe Europas größter Autobauer im vergangenen Jahr abgebaut, für weitere 20.000 Beschäftigte gebe es bereits unterschriebene Verträge für sozialverträgliche Anpassungen. Allein die Kernmarke Volkswagen will bis Ende des Jahrzehnts 35.000 Stellen abbauen. Bei Audi sind es an den deutschen Standorten Ingolstadt und Neckarsulm 7500 Jobs, die in diesem Zeitraum wegfallen. Damit will der Autobauer mit den vier Ringen mittelfristig eine Milliarde Euro pro Jahr an Personalkosten einsparen.
Selbst bei der erfolgsverwöhnten Schwester Porsche werden in Zuffenhausen und Weissach 1900 Jobs gestrichen. Aber bereits jetzt ist klar, dass das nicht ausreicht, weshalb der Sportwagenbauer ein zweites Sparprogramm aufsetzt. Was das neue Sparpaket alles beinhaltet, ist bislang noch unklar, es werde aber „tiefe Einschnitte“ geben.