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Debatte um EU-Verbrenner-Aus: Union, Autoindustrie und IG Metall fordern Verschiebung

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Unionspolitiker, Autoindustrie und IG Metall wollen das EU-Verbrennerverbot ab 2035 verschieben und mehr Ausnahmen durchsetzen. Umweltschützer üben scharfe Kritik. Am Freitag wird in Brüssel verhandelt.


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In Deutschland ist eine Debatte um das geplante EU-weite Verbrenner-Aus im Jahr 2035 entbrannt. Vor den Beratungen in Brüssel an diesem Freitag fordern zahlreiche Politiker von CDU und CSU sowie Vertreter der Automobilbranche, das Verbrennerverbot zu verschieben oder ganz abzuschaffen. Neben CSU-Chef Markus Söder und Unions-Fraktionschef Jens Spahn meldete sich auch der baden-württembergische CDU-Chef und Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2026 Manuel Hagel zu Wort. „Das Verbrenner- Aus muss weg. Es schadet der Innovation, schwächt unsere Industrie , gefährdet tausende Arbeitsplätze – und bringt unserem Klima nichts“, sagte Hagel. 

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) sagte „Auto, Motor & Sport“: „Der Staat gibt nicht vor, wie wir das im Einzelnen machen. Schon gar nicht im Hinblick auf Verbrenner, E-Mobilität, Wasserstoff oder was anderes. Wir müssen die Leitplanken setzen, Wege aufzeigen und auch fördern. Aber es muss letztlich eine Entscheidung des Verbrauchers sein.“ 

 Debatte um Verbrenner-Aus: Bundeskanzler Merz fordert Technologieoffenheit

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) blieb bei seinem Besuch der Automesse IAA Mobility in München dagegen vage, forderte lediglich „Technologieoffenheit im Antrieb. Wir wollen keine Einengung auf eine einzige Lösung. Wir wollen den Wettbewerb der besten Technologien. Verbunden immer mit effektivem Klimaschutz“, sagte Merz. Ähnlich äußerten sich auch Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), und die IG Metall, die am Donnerstag  eine gemeinsame Pressemitteilung mit zahlreichen Forderungen veröffentlichten.

Auch von den Grünen gab es zuletzt Signale, dass eine Verschiebung des Verbrennerverbots denkbar sei. Sowohl der Spitzenkandidat der Grünen in Baden-Württemberg Cem Özdemir als auch die Co-Fraktionschefin im Bundestag Katharina Dröge zeigten sich offen für eine geringfügige Verschiebung.   

Autos mit Verbrennungsmotor sollen EU-weit ab 2035 verboten werden. Daran gibt es in Deutschland nun heftige Kritik.
Autos mit Verbrennungsmotor sollen EU-weit ab 2035 verboten werden. Daran gibt es in Deutschland nun heftige Kritik.  Foto: Alicia Windzio

EU plant Verbrennerverbot ab 2035 mit wenigen Ausnahmen

Die Europäische Union hatte 2023 beschlossen, dass ab 2035 von wenigen Ausnahmen abgesehen nur noch emissionsfreie Autos zugelassen werden dürfen, um die Klimaziele zu erreichen. Das wäre faktisch das Aus für Benziner und Dieselfahrzeuge. Ausnahmen gibt es für Verbrenner, die mit synthetischen Kraftstoffen, sogenannten E-Fuels, betrieben werden. E-Fuels benötigen in der Herstellung aber sehr viel Energie und sind daher sehr teuer –  Experten sehen in ihnen daher keine echte Alternative.

Bei den Gesprächen in Brüssel dürfte es weniger um die Zurücknahme des Verbrennerverbots gehen als um eine Verschiebung. Auch über die CO2-Flottengrenzwerte und über Ausnahmen für Plug-in-Hybride und Range Extender (Reichweitenverlängerer) dürfte diskutiert werden.

Audi-Chef fordert Brüssel auf, für „Verlässlichkeit zu sorgen“

„Ich bin fest davon überzeugt, dass Elektromobilität sich perspektivisch weltweit durchsetzt. Schauen Sie sich nur mal die Innovationsgeschwindigkeit im Bereich des Elektroautos an“, sagte Audi-Chef Gernot Döllner im Gespräch mit der Heilbronner Stimme.  “Wir sind mit dem Dreiklang aus Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, Plug-in-Hybriden und vollelektrischen Fahrzeugen gut aufgestellt und können flexibel auf die Anforderungen der Märkte reagieren.“ Diesen Dreiklang werde es noch mindestens zehn Jahre so geben. „Doch wir fordern die Verantwortlichen in Brüssel auf, für Sicherheit und Verlässlichkeit zu sorgen, also klarzustellen, wann das Verbrenner-Aus erfolgt.“, so der Audi-CEO.


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Aus des Verbrenner-Verbots? Warum die Debatte unsinnig ist


Umweltverbände kritisieren die Debatte um die Rücknahme des Verbrennerverbots

Harte Kritik an den Forderungen kommt von Umweltschützern. Martin Bachhofer, Landesgeschäftsführer des BUND Baden-Württemberg, sagte der dpa: „Es ist und bleibt ein Rätsel, auf welche Weise das dringend notwendige Verbrenner-Aus ab 2035 der Innovation schaden sollte“, sagte er in Richtung Manuel Hagel. Es sei eine Illusion , mit synthetisch hergestelltem Treibstoff Fahrzeuge in nennenswerter Zahl betreiben zu können. Die dafür notwendige Energie gebe es nicht. Das sieht auch Greenpeace so. 

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) weist darauf hin, dass die deutschen Maßnahmen schon heute nicht ausreichten, um die Klimaziele zu erreichen. Und Agora Energiewende fordert von der Politik Förderprogramme für kleinere Elektroautos, Anreize zur Elektrifizierung von gewerblichen Fahrzeugflotten und günstigere Fahrstrompreise.

SPD-Fraktionschef Matthias Miersch warnte vor Planungsunsicherheit. Das Datum sein nicht vom Himmel gefallen, betonte er. Zudem drohten Milliarden an Strafzahlungen, wenn Deutschland die Klimaziele verfehle. „Das kann nicht im Interesse von verantwortungsbewussten Politikern sein“, so Miersch. 

Die europäische Autoindustrie kommt bei der Elektromobilität voran. Das zeigt eine Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT), einer Organisation, die technische und wissenschaftliche Analysen für Umweltbehörden erstellt. Demnach sind die europäischen Autobauer nur noch neun Gramm vom nächsten CO2-Zwischenziel für 2027 entfernt. „Unsere Analyse zeigt: Die Elektrifizierung in der EU ist nicht nur auf Kurs, sie nimmt sogar Fahrt auf“, sagte Peter Mock, Geschäftsführer des ICCT Berlin, dem „Spiegel“.  Um die Klimaziele zu erreichen, müssten mehr E-Autos verkauft und die Ladeinfrastruktur weiter ausgebaut werden. Verzögerungen könnten der Wettbewerbsfähigkeit die europäischen Industrie gefährden.

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