Von Recyling bis Fliegenzucht: Schwarz-Gruppe zeigt nachhaltige Lösungen im Handel
Erstmals gibt die Schwarz-Gruppe einen Überblick über ihre Nachhaltigkeits-Bemühungen. Dabei wird deutlich: Das Spektrum reicht weit über das normale Recycling hinaus.
Die Kaufland-Klapp-Palette ist zu besichtigen, die Schwarze Soldatenfliege, die PET-Flasche der Eigenmarke. Und auch eine Dachbahn. Einiges von dem, was die Schwarz-Gruppe bereits in Sachen Nachhaltigkeit unternommen oder angestoßen hat.
Kaufland: Handelsunternehmen längst in anderen Geschäftsfeldern tätig
Das größte Handelsunternehmen Europas verkauft eben nicht nur Lebensmittel, sondern ist längst auf angrenzenden Geschäftsfeldern tätig, von der Herstellung von Lebensmitteln und Getränken über Papierwerke bis zu Entsorgung und Recycling. Einen Überblick erhielten in der vergangenen Woche die etwa 4000 Beschäftigten auf dem Stiftsberg bei Neckarsulm, wo die Gruppe und ihre Sparten ihren Sitz haben.
Deutlich wird dabei: Vieles hängt zusammen. Die gesammelten PET-Pfandflaschen werden in eigenen Betrieben geschreddert, nach Farbe sortiert und zu Granulat verarbeitet. Daraus entstehen neue Rohlinge für Plastikflaschen, die dann in den eigenen Mineralbrunnen befüllt werden. In München sind nun Versuche angelaufen, auch einige Kosmetikbehälter einzusammeln – die Kunden erhalten dabei kein Pfand, sondern „cash back“, also Geld zurück, wie es Stefan Koczula von Schwarz Produktion erklärt. Diese Flaschen werden nicht geschreddert, sondern gewaschen und wieder befüllt.
Kunststoffbeutel bei Kaufland und Lidl: „Papier ist nicht immer das Beste“
Großes Problem ist aber, überhaupt recyclingfähige Verpackungen zu haben. Bislang war etwa eine Tütensuppe in einer Verbundverpackung drin: mit Alubeschichtung, Papier und Kunststoff. Seit einiger Zeit gibt es bei Kaufland und Lidl Produkte der Eigenmarke daher im Kunststoffbeutel – der lässt sich problemlos recyclen.

„Papier ist nicht immer das Beste“, sagt Florian Cebulla, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft in der Schwarz-Gruppe. „Das muss man aber den Verbrauchern erklären.“ Denn die meinten oft, Papier sei das umweltfreundlichere Material – was je nach Anwendungsgebiet aber nicht funktioniert.
Entsorgungs-Sparte Prezero: Eine Fliege als Resteverwerter
Dabei geht die Gruppe auch beim Thema Papier neue Wege. Während sie in der eigenen Fabrik in Maxau am Rhein Papier vor allem für Druckerzeugnisse produziert, experimentiert die Entsorgungs-Sparte Prezero mit Papier aus der Silphie-Pflanze und hat außerdem in Schwedt in Brandenburg eine Kooperation gestartet, um auch aus Stroh Pappe und Papier herstellen zu können.
Für Aufsehen sorgt daneben ihr Projekt, die Schwarze Soldatenfliege zu züchten, um dabei zum einen Lebensmittelreste aus den eigenen Lidl- und Kaufland-Märkten sinnvoll zu verwerten und zum anderen aus den Tieren Protein- und Fett-Produkte herzustellen. Die Pilotanlage bei Buchen befindet sich derzeit in Aufbau, Ziel ist ein Start Ende 2026, berichtet Mark Ebeling von Prezero.
Dachbahnen aus Recycling-Kunststoff für neue Lidl-Filialen
Angelaufen ist mittlerweile die Herstellung einer Dachbahn, mit der neue Lidl-Filialen abgedeckt werden und die zu etwa 60 Prozent aus Recycling-Kunststoff besteht. Sie wird zusammen mit einem Unternehmen aus Ostfriesland produziert und seit zwei Jahren verwendet, berichtet Jens Schwärmer, Geschäftsführer der Schwarz Beschaffung für den Bereich Einrichtung und Verbrauch.
500.000 Quadratmeter seien bereits verbaut worden, bei Logistikzentren ebenso wie bei Filialen. Die Neckarsulmer hätten hier Neuland betreten: „Dies ist das einzige derartige Produkt mit Rezyklat.“ Das Interesse bei den Herstellern und Anwendern sei groß. „Und wir haben die Power, das umzusetzen.“ Die Schwarz-Gruppe sei dabei offen dafür, dass auch andere Unternehmen, auch aus dem Handel, die Dachbahn einbauen. Indes: Der aktuelle Hersteller sei so gut ausgelastet, dass er momentan keine zusätzlichen Kapazitäten habe.
3,5 Millionen Tonnen Abfälle pro Jahr in der Schwarz-Gruppe
Insgesamt fallen pro Jahr 3,5 Millionen Tonnen Abfälle in der Schwarz-Gruppe an, berichtet Urszula Waldbuesser, zuständig für das Projekt „Road to Zero Waste“. Ziel ist nun, bis 2030 die Quote der Stoffe, die in irgendeiner Form wiederverwendet werden können, auf 95 Prozent zu steigern. Dies entspricht dem Gold-Standard, mit dem bereits unter Mithilfe von Prezero einzelne Bundesligastadien zertifiziert wurden. Für Florian Schütze, Geschäftsleiter Corporate Responsibility der Schwarz Corporate Affairs, bedeutet das schlicht: „Wir wollen am Ende das Leben künftiger Generationen verbessern.“
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