PSW-Mitarbeiter kämpfen um Standort – Demonstrationszug durch Neckarsulm

Die Mitarbeiter des Entwicklungsdienstleisters PSW Automotive Engineering kämpfen um ihre Arbeitsplätze. Am Freitagmittag zieht ein rund 100-köpfiger Demonstrationszug vom PSW-Sitz in der Heiner-Fleischmann-Straße bis zum Deutschordensplatz, auf dem es eine kurze Kundgebung gibt. Die meisten Teilnehmer arbeiten bei der Audi-Tochter PSW, aktuell sind es in Neckarsulm noch 94. In Gaimersheim bei Ingolstadt, wo das Unternehmen rund 1000 Mitarbeiter beschäftigt, soll rund ein Drittel der Stellen gestrichen werden. Der PSW-Standort Neckarsulm soll komplett geschlossen werden. 

Betriebsratsvorsitzender in Neckarsulm: PSW hat zuletzt viel Solidarität erfahren

Mit Fahnen, Plakaten und Trillerpfeifen machen die PSW-Mitarbeiter ihrem Unmut über die Schließungspläne lautstark Luft, immer wieder hupen vorbeifahrende Autos als Zeichen der Solidarität, aus der gewaltigen Box dröhnen Kraftklub, die Beastie Boys und die programmatische Hymne „You’ll never walk alone“. Der ein oder andere Unterstützer von Audi läuft auch mit. „Wir haben in den letzten Wochen viel Solidarität erfahren“, sagt der PSW-Betriebsratsvorsitzende Michael Koch. 

Bei der Kundgebung weist Koch auf die hochqualifizierten PSW-Mitarbeiter in Neckarsulm hin, die man nicht einfach austauschen könne. „Wir haben die ganzen Jahre erfolgreiche Arbeit geleistet, die die Marke Audi gestärkt hat“, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Gerade jetzt in der Krise sei die Kompetenz der PSW-Entwickler gefragt. 

IG-Metall-Gewerkschafter Reiner: Wir lassen Audi nicht aus der Verantwortung

„Es gibt unternehmerische Freiheit in Deutschland“, sagt Steffen Reiner, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Heilbronn-Neckarsulm. „Aber es gibt keine Freiheit von Verantwortung.“ Er sieht die PSW-Mutter klar in der Verantwortung, eine gute Lösung für den Standort und die Mitarbeiter zu suchen. „Wir entlassen Audi nicht aus der Verantwortung. Und wir lassen uns nicht abspeisen“, stellt Reiner klar. Wenn Audi den PSW-Standort Neckarsulm unbedingt schließen wolle, dann werde es „ganz schön teuer“.

Jobabbau bei PSW: Verhandlungen um Abfindungen und Transfergesellschaft

Bei den am Montag stattfindenden Verhandlungen mit dem PSW-Management wird es daher vor allem um Abfindungen und die Einrichtung einer Transfergesellschaft gehen, lässt Koch durchblicken. Gleichwohl habe man einige Ideen, wie Arbeitsplätze in Neckarsulm gesichert werden könnten. So könnten Entwickler remote, also im Homeoffice in Neckarsulm für die PSW-Zentrale in Gaimersheim arbeiten, sagt Gewerkschaftssekretär Christian Thym. Allerdings habe das PSW-Management bisher alle Vorschläge abgelehnt. Deshalb sei die Aktion am Freitag, die in der Freizeit stattfand, wichtig gewesen, um den Druck auf den Arbeitgeber zu erhöhen, sagt Thym.

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