Audi will PSW-Standort in Neckarsulm schließen – 100 Beschäftigte betroffen
Beim Entwicklungsdienstleister PSW, einer Audi-Tochter, sollen bis zu 30 Prozent der 1000 Stellen wegfallen, dem Standort Neckarsulm droht das Aus. Die IG Metall gibt sich kämpferisch und kündigt einen heißen Herbst an.
Hiobsbotschaft für die Mitarbeiter des Entwicklungsdienstleisters PSW Automotive Engineering: Bei der Audi-Tochter mit Sitz in Gaimersheim bei Ingolstadt sollen bis zu 30 Prozent der aktuell rund 1000 Stellen abgebaut werden.
Besonders hart trifft es den Standort Neckarsulm, er soll geschlossen werden. Aktuell arbeiten hier rund 100 Beschäftigte für PSW.
PSW-Management informierte Mitarbeiter per Videoschalte: Bis zu 30 Prozent der Stellen vor dem Aus
Wie die IG Metall mitteilt, habe die PSW-Geschäftsführung die Mitarbeiter per Videobotschaft über die Personaleinschnitte informiert. Dieses Vorgehen sei der „Situation nicht angemessen und stellt eine Provokation dar“, kritisiert Michael Koch, Betriebsratsvorsitzender von PSW in Neckarsulm. Er verweist auf die erfolgreiche Entwicklung des Entwicklungsdienstleisters, der im April 2007 gegründet wurde.

Der PSW-Betriebsrat und die IG Metall gehen den Angaben der Gewerkschaft zufolge nun in die Verhandlungen mit dem Unternehmen. Anhand der Auftragsentwicklung werde PSW neu ausgerichtet, heißt es. Für die anstehenden Gespräche schlägt die IG Metall bereits erste Pflöcke ein. „Es wird hier keine betriebsbedingten Kündigungen geben“, sagt Christian Daiker, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Ingolstadt. Was das für den von der Schließung bedrohten PSW-Standort Neckarsulm bedeutet, ist unklar.
PSW-Betriebsrat: Wir lassen uns nicht abservieren
Die Arbeitnehmer-Vertretung sieht sowohl die Geschäftsführung als auch Eigentümer Audi in der Verantwortung, gemeinsam eine nachhaltige Neuausrichtung des Unternehmens zu entwickeln. Pikantes Detail: In der dreiköpfigen PSW-Geschäftsführung sitzt auch der langjährige Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Audi Peter Mosch.
„Wir haben jahrelang sehr gute Arbeit geleistet und lassen uns jetzt nicht abservieren“, gibt sich Dietmar Zinner, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von PSW, kämpferisch. „Jetzt ist das Management dran und kann zeigen, was es drauf hat“, sagt Zinner.
IG Metall will für Erhalt der Arbeitsplätze in Neckarsulm kämpfen
Auch die IG Metall Heilbronn-Neckarsulm will sich gegen den geplanten Kahlschlag wehren. „Die PSW in Neckarsulm ist gewerkschaftlich organisiert und der Betriebsrat in der IG Metall. Das sind die besten Voraussetzungen, diesen Kampf aufzunehmen“, sagt Gewerkschaftssekretär Christian Thym. Mit den Mitgliedern verfüge man über Gestaltungsmacht.
„Wir werden die nächsten Wochen nutzen, um uns für eine Zukunft der Beschäftigten in Neckarsulm und Gaimersheim einzusetzen“, kündigt Thym an. Die IG Metall sei bereit für einen „heißen Herbst“.
Audi erklärt die Stellenstreichungen mit umfassender Reorganisation
Während sich das PSW-Management am Mittwoch auf Stimme–Anfrage nicht äußerte, erläutert die PSW-Mutter Audi den geplanten Sparkurs. Audi habe in den vergangenen Monaten eine umfassende Reorganisation der Geschäftsbereiche gestartet, teilt der Autobauer mit.
„Mit den Maßnahmen der Zukunftsvereinbarung will Audi die deutschen Standorte zusätzlich produktiver, agiler und flexibler aufstellen“, heißt es. Das gehe mit einem sozialverträglichen Stellenabbau und einer konsequenten Priorisierung der Inhalte anhand definierter Zielbilder einher, so Audi weiter. „In diesem Zuge muss auch die PSW GmbH als 100-prozentige Tochter der Audi AG ihren Beitrag leisten und strukturelle und organisatorische Anpassungen vornehmen“, heißt es weiter.
Gemeinsames Ziel der Sozialpartner sei es, die Wettbewerbsfähigkeit von PSW deutlich zu erhöhen und das Unternehmen zukunftssicher auszurichten. Die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern würden schnellstmöglich aufgenommen.

Stimme.de