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Pleite bei Paulus Wohnbau: Insolvenzverfahren wird sich über Jahre ziehen

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Das Insolvenzverfahren um die Paulus Wohnbau kommt voran – trotzdem ist ein Abschluss in weiter Ferne. Was das für Projekte in Heilbronn, Langenbrettach und Co. bedeutet. 


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Trotz der Fortschritte in den vergangenen Monaten wird sich das Insolvenzverfahren um die Paulus Wohnbau GmbH aus Pleidelsheim noch eine Weile hinziehen. „Angesichts des Gesamtumfangs ist von einer mehrjährigen Bearbeitungsdauer auszugehen“, schreibt Insolvenzverwalter Holger Leichtle von der Stuttgarter Kanzlei Görg auf Anfrage der Heilbronner Stimme. Dennoch sei das Verfahren im vergangenen halben Jahr gut vorangekommen.

Schwerpunkt der Aktivitäten war und ist die Fertigstellung angefangener Bauprojekte aus der Insolvenzmasse in Kooperation mit externen Partnern, teilt Leichtle mit. Während zwei Projekte im Rahmen des Insolvenzverfahrens  abgeschlossen worden sind, befänden sich vier weitere im Bau. „Trotz der schwierigen Situation im Baubereich können voraussichtlich alle sechs Projekte erfolgreich zu Ende gebracht werden“, teilt Leichtle mit.

Insolvenzverfahren bei Paulus Wohnbau – Betrieb auf Baustelle in Heilbronner Wollhausstraße

Weitere Vorhaben befänden sich zurzeit noch im Projektstadium. „Auch hier konnten wir bereits mehrere Projekte erfolgreich verkaufen“, sagt Holger Leichtle. Einige davon hatte die Merkur Bank aus München übernommen und stellt diese auch fertig. Dazu zählen drei Wohnhäuser in der Heilbronner Wollhausstraße, bei denen es infolge der Paulus-Pleite zeitweise wenig bis gar nicht voranging. 

Das hatte sich Mitte vergangenen Jahres - nach bewegten Zeiten - geändert. Auch in diesen Tagen wird auf der Baustelle gearbeitet. „Die beiden Neubauten werden bis zum Sommer fertig“, sagt Marcus Lingel, Geschäftsführer der Münchener Privatbank. Nur beim Altbau hatte es unerwartet Verzögerungen gegeben. „Wir mussten ein paar statische Fragen klären“, sagt er.

Deswegen werde das dritte Gebäude des Ensembles mit insgesamt 54 Wohneinheiten erst im Sommer 2026 fertig. Aufgrund dieser Verzögerung war die Bank auch nicht wie ursprünglich geplant bereits im Herbst 2024 in die Vermarktung der restlichen Wohnungen gegangen. „Dafür hätte der Bau-Stand weiter sein müssen“, sagt Marcus Lingel. Abgesehen davon sei die Marktlage gerade schwierig.

Pleite bei Paulus Wohnbau: Projekt in Langenbrettach kommt voran

Bewegung scheint inzwischen auch in ein Vorhaben in Brettach zu kommen. Am Schlössle im Zentrum hatte die Paulus Wohnbau ein Wohnprojekt für Menschen über 65 Jahre realisieren wollen. Eigentlich war auch alles schon in trockenen Tüchern, die Pläne nach einem langen Prozess der Abstimmung: fertig. Die Baugenehmigung wäre kein Problem mehr gewesen. Doch dann kam die Insolvenz und stoppte das Vorhaben abrupt.

An dem Wohnbau in der Wollhausstraße in Heilbronn wird gearbeitet, es soll noch in diesem Jahr fertig werden.
An dem Wohnbau in der Wollhausstraße in Heilbronn wird gearbeitet, es soll noch in diesem Jahr fertig werden.  Foto: Peter, Martin

Eine Pleite mitten im Bau wäre zwar noch ärgerlicher gewesen, trotzdem hing die Gemeinde Langenbrettach in der Luft. „Wir hatten aber noch die Hoffnung, dass das Projekt umgesetzt wird“, erklärt Bürgermeister Timo Natter im Rückblick. Denn eine Frist für die Umsetzung lief noch. Und tatsächlich: Noch vor Ablauf erreichte die Gemeinde ein Bauantrag. Von wem, darf Natter nicht sagen. Es handele sich um eine GmbH, sagt er nur.

„Wenn es klappt, haben wir nichts dagegen, dass das Projekt umgesetzt wird.“

Timo Natter

Der Gemeinderat hat den Antrag behandelt und ihm zugestimmt, nun ist das Landratsamt am Zug. „Wenn es klappt, haben wir nichts dagegen, dass das Projekt umgesetzt wird“, sagt der Bürgermeister. Die Insolvenz des Bauträgers mache das Projekt selber nicht schlechter. „Es ist nach wir vor wünschenswert.“ Eine Bauruine wolle die Gemeinde freilich nicht, „daher werden wir das Projekt so begleiten, dass es auch umgesetzt werden kann“.

Insolvenz von Paulus Wohnbau: Vermarktung der Bestandsimmobilien läuft 

Sofern auch das Landratsamt keine Einwände hat, könnten theoretisch die Bagger anrollen. Wann genau das der Fall sein wird, kann Timo Natter zwar nicht absehen. Aber auch dafür gebe es vertragliche Fristen. Daher gehe er davon aus, dass das Projekt realisiert wird. Zumal das auch im Interesse des Bauherrn liegen sollte. „Für Baugenehmigungen und Planungen sind ja bereits Kosten entstanden.“ Vermutlich im sechsstelligen Bereich.     

So geht es an einigen Stellen Schritt für Schritt mit den ehemaligen Paulus-Vorhaben voran. Insolvenzverwalter Holger Leichtle ist parallel dabei, Bestandsimmobilien der Paulus Wohnbau zu veräußern. „Die Vermarktung der Immobilien läuft angesichts des Marktumfeldes vernünftig“, lässt er wissen. Einzelne Projekte, die im Verfahren nicht fortgeführt werden konnten, seien verkauft worden. „Eine Fortführung wäre schädlich für die Insolvenzmasse und ist daher nicht im Interesse der Gläubiger“, schreibt Leichtle.

Die Paulus Wohnbau hatte am 4. August 2023 Insolvenzantrag gestellt. Am 1. November wurde das Insolvenzverfahren über das Vermögen eröffnet. Seit Anordnung des Verfahrens hatte der Insolvenzverwalter eine Analyse der begonnenen Projekte vorgenommen - und Gespräche mit den beteiligten Banken geführt. Ein halbes Jahr später, im Januar 2024, meldete Geschäftsführer Erwin Paulus Privatinsolvenz an: Der frühere Bauunternehmer und Bürgermeister von Pleidelsheim haftet mit seinem privaten Vermögen.

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