Mercedes-Gewinn bricht um 50 Prozent ein: was der Autobauer jetzt plant
Mercedes kämpft wie andere Autobauer mit der Absatzflaute und Belastungen durch die US-Zölle. Die laufende Modelloffensive soll 2026 die Wende bringen. Was jetzt geplant ist.
In kleiner Runde wird Ola Källenius derzeit sehr direkt, berichten Insider. „Die Lage ist ernst, wir müssen bis nächstes Jahr die Wende schaffen“, soll der Chef von Mercedes seinen Topmanagern immer wieder eindringlich sagen. Wie tief der Stuttgarter Autobauer in die Krise gerutscht ist, zeigt ein Blick auf die ersten drei Quartale: Der Gewinn von Mercedes-Benz ist um die Hälfte zurückgegangen.
Das Konzernergebnis sackte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 50,3 Prozent von 7,80 Milliarden Euro auf 3,87 Milliarden Euro ab. Schwache Geschäfte auf den beiden wichtigen Märkte China und den USA hatten den Stuttgartern im dritten Quartal erneut ein Absatzminus eingebracht.
Von Juli bis September setzte der Autobauer 525.300 Pkw und ab – zwölf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. In den ersten neun Monaten des Jahres steht insgesamt ein Minus von neun Prozent auf rund 1,6 Millionen Fahrzeuge.
Gewinn-Probleme bei Mercedes: Schwäche in China und stockende E-Mobilität
Besonders schmerzhaft dabei sei der zweistellige Rückgang bei der E- und S-Klasse, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR – Center Automotive Research in Bochum. Beide Modelle werfen mit die größten Gewinne pro Fahrzeug ab. Mercedes kämpft vor allem mit dem schwächelnden chinesischen Markt, hohen US-Zöllen und dem stockenden Hochlauf der Elektromobilität.
Zudem belasten Sondereffekte von mehr als einer Milliarde Euro das Ergebnis. Der Großteil von 876 Millionen Euro entfalle nach Angaben von Mercedes auf den Personalabbau in Deutschland sowie auf Sparbemühungen im Ausland.
Bis zu 20.000 Stellen in Deutschland bei Mercedes-Benz in Gefahr
Wie viele Stellen bislang abgebaut worden sind, teilte Mercedes nicht mit. Dem Vernehmen nach sind in Deutschland bis zu 20.000 Stellen in Gefahr. Mit dem Gesamtbetriebsrat hatte Mercedes im Frühjahr ein Paket mit Abfindungsprogramm für Beschäftigte in indirekten Bereichen vereinbart, also außerhalb der Produktion. Laut dem Management hat das Sparprogramm einen Umfang von rund fünf Milliarden Euro. Neben der Personalkosten sollen auch die Aufwendungen für Material und Produktion deutlich sinken.
Mercedes-Strategie trotz Gewinneinbruch: stehen für das Besondere
Von der einstigen Luxusstrategie hat man sich in Stuttgart nun aber verabschiedet. In der Kommunikationsabteilung ist man bemüht zu betonen, dass es die so nie wirklich gegeben habe. Offiziell heißt es nun: „Mercedes-Benz steht seit jeher für das Besondere. Das haben wir mit der Überschrift unserer Strategie Ende 2020 auf den Punkt gebracht: ’Wir bauen die begehrenswertesten Autos der Welt.’“

Intern sei die Rede davon, wieder breitere Käuferschichten anzusprechen. Bestes Beispiel ist der neue CLA als E-Auto. Während viele andere Stromer mit dem Stern seither floppten, fährt die Marke mit dem Stern Sonderschichten für die windschnittige Limousine, die mehr als 700 Kilometer weit fahren soll mit vollem Akku und extrem schnell lädt. Und da der neue CLA auf einer Mischplattform steht, gibt es ihn auch als Verbrenner.
Im Frühjahr 2026 folgt das SUV-Modell GLC ebenfalls mit Elektro- und Verbrennerantrieb. Im neuen Jahr wird zudem die vollelektrische C-Klasse erwartet, 2027 die Elektroversion der E-Klasse. Auch die Sport-Tochter AMG bereitet sich auf den Start von zwei Stromern vor. „Das ist noch lange nicht alles, wir haben noch viel mehr Ideen“, so Källenius.
Mercedes: Größere Wertschöpfung vor Ort für den chinesischen Markt
Und auf dem größten Automarkt der Welt? „Wir werden in Zukunft eine größere Wertschöpfung in China haben, das geht in Richtung 100 Prozent“, sagt ein Produktionsplaner im Gespräch mit der Heilbronner Stimme. „Mehr Wertschöpfung vor Ort bedeutet deutlich niedrigere Kosten.“
China ist für die deutschen Premiumhersteller der wichtigste Markt. Branchenexperten beobachten, dass sich das Kaufverhalten der Kundinnen und Kunden im Reich der Mitte verändert hat. „Made in Germany ist nicht mehr das, was es noch vor ein paar Jahren war“, warnt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. „Mittlerweile kaufen die Chinesen bevorzugt auch einheimische Fahrzeuge.“

Stimme.de