Homeoffice auf dem Rückzug: Das liegt im Trend
Dass jetzt auch die Schwarz-Gruppe anfängt, Mitarbeiter für mehrere Tage verpflichtend ins Büro zu beordern, ist keine Überraschung, meint unser Autor.
Es war seinerzeit mutig von der Schwarz-Gruppe, ihren Büro-Mitarbeitern bis zu fünf Tage mobiles Arbeiten pro Woche einzuräumen. Was seinerzeit zum einen den Erfordernissen der Corona-Maßnahmen geschuldet war, andererseits für einen modernen Arbeitgeber stehen sollte, entpuppte sich aber als Bumerang: leerstehende Bürobauten - in Bad Wimpfen wurde ein Teil der Lidl-Deutschland-Zentrale sogar geräumt -, weniger Zusammenhalt im Team, weniger spontane, kreative Begegnungen im Sozialraum oder in der Kantine.
Dass das über kurz oder lang nicht zu halten sein wird, hatte sich schon lange abgezeichnet.
Homeoffice: Auch SAP, Bechtle oder die Deutsche Bank drehten das Rad zurück
Schließlich ist die Schwarz-Gruppe kein Einzelfall. Auch SAP, Bechtle oder die Deutsche Bank haben ihre Belegschaft wieder verpflichtet, mehrere Tage pro Woche im Büro zu arbeiten. Entsprechende Betriebsvereinbarungen sind in vielen Konzernen abgeschlossen worden.
Homeoffice pur ist fast nur noch in Spezialfällen möglich - wenn die Kollegen ohnehin ein Aufgabengebiet außerhalb der Zentrale betreuen, etwa im Kundendienst, Vertrieb oder als Korrespondent, oder wenn sie in einer schon immer stark online arbeitenden Sparte wie der IT tätig sind. Manche können auch in Verhandlungen mit ihrem Arbeitgeber darauf setzen, dass es so wenige Spezialisten in ihrem Bereich gibt, dass sie bessere Bedingungen rausschlagen können.
Doch generell gilt: Fünf Tage mobiles Arbeiten sind kein allgemeines Modell mehr. Eine hybride Arbeitsweise wird sich im Büro durchsetzen, feste Anwesenheitstage inklusive. Am weitesten verbreitet ist inzwischen das Modell, drei Tage in der Firma arbeiten zu müssen und bis zu zwei Tage mobil arbeiten zu können, stets in Absprache mit den Vorgesetzten.
Zurück aus dem Homeoffice: Eine Frage des Images – und der Vergangenheit
Warum tut sich nun ausgerechnet die Schwarz-Gruppe so schwer mit diesem Schritt? Zum einen, weil sie unter starker medialer Beobachtung steht. Schließlich werden News über Lidl und Kaufland von Tausenden gierig aufgesogen. Zum anderen, weil sie immer noch bei vielen mit den Skandalen der frühen 2000er Jahre verknüpft wird und alles dafür tut, sich als offener und moderner Arbeitgeber zu präsentieren, der nichts mehr mit den bösen Zeiten strenger Mitarbeiterführung zu tun haben will.
Wenn dann Betroffene die geplanten Änderungen an die Medien durchstechen, kann der Druck so groß werden, dass die Maßnahme abgeblasen wird - so ist es im Februar vorigen Jahres schließlich schon einmal geschehen. Daraus hat die Leitung der Gruppe offenbar gelernt: Vorerst hat sie die Büropflicht nur für die zentralen Bereiche eingeführt. Wann Lidl, Kaufland, Prezero und Schwarz Digits folgen, ist offen. Dass sie aber folgen werden, ist wahrscheinlicher denn je.