Weder von Kurzarbeit noch einem Einstellungsstopp ist Bürkert-Mitbewerber Gemü betroffen. "Dank unserer breiten Aufstellung sind wir nicht nur von einer einzelnen Branche abhängig", teilt das Unternehmen mit. Das half auch schon zu Corona-Zeiten, auch da war Gemü ohne Kurzarbeit ausgekommen.
Kurzarbeit nimmt zu: So betroffen sind Würth, Ziehl-Abegg und EBM-Papst
Unternehmen in der Region müssen auf Kurzarbeit zurückgreifen – mit unterschiedlichen Ansätzen. Zum Teil ist ein Drittel der Belegschaft betroffen. Ein Blick auf Würth, Ziehl-Abegg und EBM-Papst.
Die anhaltende Schwäche der Konjunktur in Deutschland und der EU macht auch den Firmen in der Region zunehmend zu schaffen. Einige Unternehmen in Hohenlohe greifen auf Kurzarbeit zurück, um Überkapazitäten auszugleichen. Mit Beginn des Septembers ist der Ventilatoren-Hersteller Ziehl-Abegg dazugekommen - die Künzelsauer gehen im Vergleich zur Konkurrenz aber einen anderen Weg.
Während das Geschäft in den USA und in Asien brummt, ist der Markt speziell für Wärmepumpen in Deutschland eingebrochen, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Zuvor sei der Markt von der Regierung künstlich aufgebläht worden, weshalb Ziehl-Abegg wie andere Wettbewerber Produktions-Kapazitäten aufgebaut habe, die dann aber nicht benötigt wurden.
Wachstum kam nicht: Ziehl-Abegg und EBM-Papst betroffen
"Wir haben Mensch und Maschinen an Bord geholt für Wachstum, das dann nicht kam", sagt Rainer Grill, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit bei Ziehl-Abegg. Die lahmende Wirtschaft habe zur Folge, dass sowohl in der Industrie als auch im Wohnungsbau wenig vorangehe - und entsprechend gerade kaum Ventilatoren gebraucht werden. Ein Trend, den auch Mitbewerber EBM-Papst seit einigen Monaten spürt.
"Die Aufträge unserer Kunden in Deutschland und Europa gingen zurück und haben zu einer Unterauslastung der europäischen Werke geführt, so auch in Mulfingen", teilt ein Unternehmenssprecher auf Anfrage der "Heilbronner Stimme" mit. Um langfristig Arbeitsplätze zu sichern und die Stammbelegschaft am Standort Mulfingen mit seinen 3700 Mitarbeitern zu halten, haben Geschäftsführung, Personalabteilung und Betriebsrat "interessengerechte und zeitlich befristete Maßnahmen" vereinbart.
EBM-Papst setzen Kurzarbeit ein: Rund ein Drittel der Belegschaft betroffen
Bereits seit Februar haben die Mulfinger "sehr selektiv das Instrument der Kurzarbeit eingesetzt: Rund ein Drittel der Belegschaft war zunächst und in der Spitze an durchschnittlich 3 Tagen im Monat von Kurzarbeit betroffen", heißt es. Seit Juli 2024 wird jedoch insbesondere aufgrund der Urlaubszeit nur reduziert in einigen Bereichen der Produktion und außerhalb der Verwaltung kurzgearbeitet. "Wir fahren weiterhin auf Sicht und bewerten die Situation von Monat zu Monat neu", sagt der Unternehmenssprecher.
"Wir haben Mensch und Maschinen an Bord geholt für Wachstum, das dann nicht kam."
Rainer Grill, Ziehl-Abegg
Das macht auch Ziehl-Abegg. "Wir haben Kurzarbeit zwar länger beantragt, wissen aber nicht, wie genau wir es ausschöpfen", sagt Rainer Grill. Vorerst sei Kurzarbeit nur für September geplant, dann sehe man weiter. Was die Künzelsauer von Wettbewerbern unterscheidet: Nicht etwa Produktion und Vertrieb arbeiten kurz, sondern die Verwaltung. Die Idee dahinter: bei neuen Aufträgen schnell liefern zu können. Schneller als die Konkurrenz, um so vielleicht zu neuen Aufträgen zu kommen.
Würth-Gruppe ist bei Neueinstellungen mitunter zurückhaltend
Die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen gehen auch an der Würth-Gruppe nicht spurlos vorbei, schreibt das Unternehmen. Wobei sich die konjunkturelle Situation je nach Branche unterschiedlich auf die Unternehmen der Gruppe auswirken. "Aktuell ist eine geringe Anzahl an Mitarbeitenden bei wenigen deutschen Gesellschaften von der Kurzarbeit betroffen", heißt es. Dabei handele es sich um Produktionsunternehmen, die beispielsweise die Automobilindustrie beliefern.
Bei Neueinstellungen im klassischen Innendienst gibt sich die Würth-Gruppe vor dem Hintergrund einer wirtschaftlich herausfordernden Zeit zurückhaltend, wohingegen in den Bereichen Vertrieb und IT die personellen Kapazitäten weiter ausgebaut werden. "Wir beobachten laufend die wirtschaftliche Entwicklung und passen unsere Maßnahmen an", teilt eine Sprecherin des Konzerns mit weltweit knapp 90.000 Beschäftigten mit.
Auch Bürkert hat sein Recruiting auf die "absolut notwendigen Stellen" angepasst, beantwortet eine Sprecherin des Weltmarktführers für Mess-, Steuer- und Regelungstechnik eine entsprechende Anfrage. Kurzarbeit gebe es aktuell keine, aber man nutze die Flexibilität von Zeitkonten, "um Schwankungen auszugleichen", heißt es.