Sinsheimer Firma Longlife Treppen schließt endgültig – 34 Mitarbeiter verlieren Job
Die Flaute am Bau hat die Sinsheimer Firma Longlife Treppen in die Insolvenz rutschen lassen. Nun steht fest, dass das Unternehmen mit der Marke Kenngott den Betrieb endgültig einstellt.
Die Zahl der Unternehmenspleiten hat im vergangenen Jahr deutschlandweit zugenommen. 2024 sind mehrere Firmen in der Region Heilbronn bankrottgegangen. Jetzt verschwindet ein weiterer bekannter Name.
Firma Longlife Treppen aus Sinsheim mit Marke Kenngott stellt Betrieb nach Insolvenz ein
Die Firma Longlife Treppen mit Sitz in Sinsheim hat den Betrieb einstellen müssen. Die Suche nach einem Investor ist erfolglos geblieben. Das berichtet der Insolvenzverwalter Henrik Schmoll von der Heidelberger Kanzlei Wellensiek. 34 Mitarbeiter verlieren somit ihren Job. Das Insolvenzverfahren wurde am Montag eröffnet.
Hinter Longlife steht ein in der Branche und im Raum Heilbronn bekannter Name: Hergestellt wurden dort bislang Stein- und Holztreppen der Marke Kenngott. Diese ist auch in der neuen, 20. Auflage des Buchs „Deutsche Standards - Marken des Jahrhunderts“ als Leitmarke für Treppen aufgeführt. Offen ist allerdings, ob sie weiterhin hergestellt werden.
Produktion bei Longlife Treppen in Sinsheim wurde vor Monaten aufgegeben
Seit einigen Monaten hatte das Unternehmen selbst keine Produktion mehr, berichtet Rechtsanwalt Schmoll. Die Werkhallen direkt an der A6-Abfahrt Sinsheim-Süd seien zu Jahresbeginn geräumt worden. Sie seien auch nicht Teil der Insolvenzmasse. Die Firma hatte ihren Sitz zuletzt in Büroräumen im Gewerbegebiet von Sinsheim-Dühren. Nach Medienberichten wurden aber mehrere Bearbeitungsmaschinen in eine Schreinerei nach Waibstadt gebracht.
Ohnehin hatte Longlife nur Holzteile selbst hergestellt. Die Steintreppen, Metall- und Glasteile wurden bei Zulieferern gefertigt. In einem Fall hatte die Krise bei Longlife bereits Folgen: Das Natursteinwerk Weinsberg musste im Dezember ebenfalls den Gang zum Insolvenzgericht antreten.

Nach Kenngott-Insolvenz in Heilbronn ging es in Sinsheim weiter
Die Firma Kenngott war bis 2009 in Heilbronn ansässig und produzierte mit bis zu 300 Mitarbeitern in großen Hallen am Neckar, direkt an der Neckargartacher Brücke. Nach einer turbulenten Insolvenz folgte der Neustart unter dem Namen Longlife in Sinsheim. Noch 2022 waren dort 80 Mitarbeiter beschäftigt; im jüngsten Geschäftsjahr waren es nach Angaben des jüngsten im Handelsregister eingestellten Geschäftsberichts im Durchschnitt noch 60 - jenes Geschäftsjahr endete am 30. Juni 2023.
Kenngott 1895 in Zaberfeld gegründet – in Sinsheim wurden Holztreppen gefertigt
Als Hauptgrund für die Insolvenz nannte Schmoll schon im Dezember die Flaute der Baubranche: Longlife habe seine Umsätze zu 80 Prozent mit Renovierungen und zu 20 Prozent mit Neubauprojekten gemacht. Aber der Wohnungsneubau sei massiv eingebrochen, während angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit auch viele Hauseigentümer Renovierungen aufschöben oder ganz darauf verzichteten.
Begonnen hatte Kenngott einst als Steinbruch- und -verarbeitungsbetrieb in Zaberfeld, den Wilhelm Kenngott 1895 gründete. Über Fassadenarbeiten kam die Herstellung von Steintreppen hinzu, nach dem Zweiten Weltkrieg stieg das Unternehmen in die Produktion von Holz- und Metalltreppen ein. Daher der Sinsheimer Standort – er wurde 1978 für die Holztreppen-Fertigung errichtet, während die Bereiche Stein und Metall bis zur ersten Insolvenz im 1972 errichteten Werk in Heilbronn blieben – bis 2009.