Kenngott Treppen reißt Natursteinwerk Weinsberg mit in die Insolvenz
Dem Steinbearbeiter am Autobahnkreuz Weinsberg droht die Zahlungsunfähigkeit. Eine der Ursachen liegt in der Insolvenz des Treppenherstellers Kenngott in Sinsheim.
Es ist eine Art Insolvenzkaskade: Das Natursteinwerk Weinsberg hat den Gang zum Insolvenzgericht angetreten. Es drohe Zahlungsunfähigkeit, berichtet der vorläufige Insolvenzverwalter Harry Kressl. Der Heilbronner Rechtsanwalt hebt allerdings hervor, dass dank der frühzeitigen Maßnahmen auf jeden Fall ausreichend Masse für die Eröffnung des Insolvenzverfahrens vorhanden ist. Betroffen sind neben dem Geschäftsführer neun Mitarbeiter.
Eine der wesentlichen Ursachen für die Schieflage ist nach Angaben von Kressl die Insolvenz eines der größten Kunden: Die Firma Longlife mit Sitz in Sinsheim, die unter der Marke Kenngott Treppen vertreibt, hat bereits im November Insolvenzantrag gestellt. Die Auftragslage sei dadurch im neuen Jahr beim Natursteinwerk stark zurückgegangen.

Natursteinwerk Weinsberg meldet Insolvenz an: Ärger mit dem Vermieter Baywa
Wie der vorläufige Insolvenzverwalter weiter berichtet, gebe es bereits einen Interessenten, der sich auch schon einmal den Betrieb angeschaut hatte. Probleme bereite eher der Vermieter: Die Gebäude gehören dem kriselnden Agrarkonzern Baywa, mit dem die Unternehmensleitung wegen einer nicht vollständig funktionierenden Heizung im Streit liegt.
Das Natursteinwerk ist in einer großen Halle auf dem Areal am Weinsberger Kreuz angesiedelt, das 2001 noch vom Baustoffhändler Taxis eröffnet wurde, 2005 an die Baywa ging und 2014 aufgespalten wurde - seitdem betreibt Baywa dort nur noch einen Bau- und Gartenmarkt, daneben hat sich der Baustoffhändler Kemmler angesiedelt, währen die Natursteinsparte in die Selbstständigkeit ging.
Longlife Treppen strukturierte erst um, geriet dann in die Insolvenz
Beim Großkunden Longlife ist die Zukunft unterdessen auch noch offen. Das Unternehmen, das bis 2009 in Heilbronn anässig war und dann in die Insolvenz ging, produzierte bis zu Jahresbeginn noch im Gewerbegebiet Sinsheim, schräg gegenüber vom Technikmuseum. Noch 2022 waren dort 80 Mitarbeiter beschäftigt, zu Jahresbeginn waren es nach Angaben des jüngsten im Handelsregister eingestellten Gsechäftsberichts noch 60. Dann zog der Betrieb um: Nach einem Bericht der „Rhein-Neckar-Zeitung“ wurden viele Fertigungsanlagen nach Waibstadt zur Schreinerei Braun gebracht, während der Firmensitz und der Ausstellungsbereich nach Sinsheim-Dühren verlagert wurden. Zuletzt, so der vorläufige Insolvenzverwalter Henrik Schmoll von der Heidelberger Kanzlei Wellensiek, seien nur noch etwas mehr als 30 Mitarbeiter im Unternehmen gewesen, darunter mehrere in Teilzeit oder als geringfügig Beschäftigte.
Als Hauptgrund für die Krise sieht Schmoll die Flaute der Baubranche. Longlife habe seine Umsätze zu 80 Prozent mit Renovierungen und zu 20 Prozent mit Neubauprojekten gemacht. Aber der Wohnungsneubau sei massiv eingebrochen, während angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit auch viele Hauseigentümer Renovierungen aufschöben oder ganz darauf verzichteten. Das Insolvenzgeld sei bis Ende Januar gesichert. „Wir sprechen bereits mit einigen Interessenten“, berichtet der Rechtsanwalt.

Stimme.de