Vor kurzem hatten sich die Gründer der 2021 von Iwis übernommenen Söhner-Gruppe von den aktuellen Geschehnissen in Schwaigern distanziert – wenige Tage später ist Rosemarie Söhner am 1. Dezember im Alter von 81 Jahren gestorben. Mitarbeiter reagierten verwundert, da die Geschäftsleitung keine Traueranzeige für die Firmengründerin geschaltet hatte. Am 13. Dezember aber kondolierte das Unternehmen in einer Anzeige in der Heilbronner Stimme. Aufgrund der aktuellen Situation passierte das verspätet, heißt es.
Iwis Mechatronics baut 150 Stellen in Schwaigern ab – "ganz schlimme Stimmung"
Um sich für die Zukunft stabiler aufzustellen, baut der insolvente Automobilzulieferer 150 Stellen ab. Ein Großteil davon muss zum Ende des Jahres gehen. Wie es bei Iwis Mechatronics in Schwaigern weitergeht.
Es war als Woche der Wahrheit angekündigt. Nach zwei harten Verhandlungstagen zwischen Geschäftsführung, Betriebsrat und IG Metall steht nun fest, wie es bei Iwis Mechatronics in Schwaigern weitergehen soll. Wie von vielen Mitarbeitern befürchtet, wird es einen massiven Stellenabbau beim insolventen Automobilzulieferer geben. Die ersten Kollegen müssen bereits zum Ende des Jahres gehen.
Nach Stellenabbau soll es bei Iwis Mechatronics im neuen Jahr weitergehen
"Aufgrund anhaltender wirtschaftlicher Herausforderungen sieht sich das Unternehmen gezwungen, insgesamt rund 150 Arbeitsplätze abzubauen", teilt das Unternehmen am Donnerstagnachmittag mit. Immerhin: Es geht im neuen Jahr vorerst weiter. Aber deutlich kleiner. Von aktuell 500 Mitarbeitern, die nach einer erst in diesem Jahr beschlossenen und umgesetzten Restrukturierung geblieben waren, wird das Unternehmen mit 350 Angestellten in die Zukunft gehen.
"Die Mehrheit der 150 Stellen wird zum 31. Dezember 2024 abgebaut, einige kleinere Teams mit Sonderaufgaben werden erst zu späteren Zeitpunkten von den Maßnahmen betroffen sein", teilt die Geschäftsleitung mit. Die Mitarbeiter wurden am Donnerstag in einer Versammlung über den Stellenabbau informiert. Das sei ernüchternd, hart und traurig gewesen, berichtet Bianka Hamann von der IG Metall Heilbronn-Neckarsulm. "Das war eine ganz schlimme Stimmung."
Iwis-Mitarbeiter können in eine Transfergesellschaft wechseln
Um den betroffenen Mitarbeitenden den Übergang zu erleichtern, wird Iwis jedem betroffenen Mitarbeiter ab dem 1. Januar 2025 den Übertritt in eine Transfergesellschaft für eine Dauer von sechs Monaten anbieten. Über die Gesellschaft wird den betroffenen Angestellten ermöglicht, sich zu qualifizieren sowie neue Perspektiven und Beschäftigungsmöglichkeiten zu finden. Auf diesen Punkt hatten IG Metall und Betriebsrat bei den Verhandlungen gepocht und sich letztlich auch durchgesetzt.
Aufgrund einer stark rückläufigen Nachfrage hatte das Unternehmen Ende Oktober Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet, um so nach eigenen Angaben "die erforderlichen Maßnahmen zur Sanierung und Stabilisierung des Betriebs durchführen" zu können. "Diese Entscheidung ermöglicht es, die Weichen für eine zukunftsfähige Ausrichtung des Unternehmens zu stellen und gleichzeitig die Interessen der Mitarbeitenden bestmöglich zu wahren", heißt es in einer Mitteilung. Die Geschäftsführung werde weiterhin eng mit dem Betriebsrat und der IG Metall zusammenarbeiten.

Viele Mitarbeiter hätten mit Iwis Mechatronics abgeschlossen
Bei einer Betriebsversammlung am vergangenen Freitag war die Geschäftsführung noch sehr vage geblieben. Vielen der vorab eingereichten und bekannten Fragen wurde ausweichend begegnet, konkrete Antworten auf drängendste Fragen gab es kaum, berichten Teilnehmer der zweieinhalbstündigen Veranstaltung. Das bestätigt auch Bianka Hamann. "Die Leute haben nachgehakt, wollten unbedingt Antworten." Entsprechend schlecht sei die Stimmung gewesen, als diese dann ausblieben.
Denn auch rund drei Wochen vor Ende der vorläufigen Insolvenz sei nicht klar gewesen, wie viele Mitarbeiter am Ende des Monats gehen müssten – und vor allem: wen es alles treffen würde. "Es steht alles in den Sternen", sagte ein Mitarbeiter, der unerkannt bleiben möchte, frustriert. Die meisten Mitarbeiter hätten mit Iwis abgeschlossen, sobald sie einen neuen Job in Aussicht hätten, "sind sie weg". Wenngleich das Signal der Geschäftsleitung bei der Betriebsversammlung schon gewesen sei, dass es ab Januar in kleinerem Umfang weitergehen soll.
Zuletzt war die Geschäftsleitung unter Druck geraten: Durch Anmeldung der Insolvenz gegen Ende des Monats Oktober sowie der ab Ende nächster Woche beginnenden Betriebsferien fielen insgesamt fast fünf Wochen der dreimonatigen vorläufigen Insolvenzzeit weg, um wichtige Entscheidungen für die Fortführung zu treffen.

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