Insolventer Autozulieferer Iwis: Gründerfamilie Söhner distanziert sich von Ereignissen
Geschäftsleitung, Betriebsrat und Gewerkschaft sind noch in Sondierungsgesprächen. Derweil äußern sich die Firmengründer zu den Geschehnissen rund um den insolventen Automobilzulieferer Iwis Mechatronics in Schwaigern.
Die Zeit für die Geschäftsführung von Iwis Mechatronics wird langsam eng: Ende des Jahres, also in gut vier Wochen, endet beim Automobilzulieferer aus Schwaigern die vorläufige Insolvenz, nach drei Monaten soll es ab Anfang Januar in einem Insolvenzverfahren in Eigenregie weitergehen. Den Betrieb muss das Unternehmen dann aus eigenen Mitteln bestreiten. "Mit der jetzigen Struktur werden wir das nicht können", sagt eine gut informierte Quelle. Sprich: Die Geschäftsführung muss noch ihre Hausaufgaben machen.
Nach Informationen der Heilbronner Stimme befinden sich Geschäftsführung, Betriebsrat und Gewerkschaft noch in Sondierungsgesprächen, echte Verhandlungen darüber, wie es konkret weitergehen kann und wie viele Stellen am Ende abgebaut werden müssen haben bisher nicht stattgefunden. "Wir befinden uns nach wie vor in der Informationsphase", bestätigt auch Bianka Hamann, die als Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Heilbronn-Neckarsulm die Gespräche begleitet. Das sei aber normal. "Die ersten sechs Wochen einer Insolvenz verlaufen in der Regel unspektakulär", sagt sie. "Danach nimmt es aber rasant an Fahrt auf."
Iwis Mechatronics insolvent: Fluktuation in der Belegschaft nimmt zu
Das in Schieflage geratene Unternehmen hatte Ende Oktober 91 Mitarbeiter sofort freigestellt. Allerdings auf Widerruf. Es handelt sich damit also nicht um Kündigungen, die Mitarbeiter befinden sich weiter in einem ganz normalen Beschäftigungsverhältnis und werden vom Insolvenzgeld weiterhin bezahlt. Zumindest noch im Dezember.
Dass Stellen abgebaut werden müssen, scheint aber außer Frage zu stehen. Der wirtschaftliche Rückgang, der die Branche insgesamt schwer belastet, ist auch in Schwaigern spürbar. "Das ist nicht wegzudiskutieren. Und das wird auch nächstes Jahr noch so bleiben", sagt ein Mitarbeiter. Entsprechend habe die Fluktuation bei Iwis inzwischen zugenommen, Mitarbeiter schauen sich nach neuen Arbeitgebern um. Die Geschäftsführung zeige bei Wechselwünschen ein Entgegenkommen, solle in der Regel nicht auf die Kündigungsfristen beharren.

Familie Söhner belasten die Schicksale der Iwis-Mitarbeiter
Die Entwicklungen um ihr einstiges Lebenswerk, von denen sie nur aus den Medien erfahren, lassen die Firmengründer Walter und Rosemarie Söhner nicht kalt. "Die Familie Söhner belasten die Ereignisse rund um den Insolvenzantrag in Schwaigern und die Schicksale der betroffenen Mitarbeiter und deren Familien sehr", teilt Marcel Burr mit. Der Anwalt der Familie hatte auch die Firmenübergabe 2021 an Iwis Mechatronics begleitet.
Was für die Familie, die nach wie vor in Schwaigern lebt und Eigentümerin der Iwis-Grundstücke ist, zudem schwer zu ertragen ist: Dass durch die Schlagzeilen um das Unternehmen der Eindruck gewonnen werden konnte, dass die Firma früher schon ein defizitärer Standort gewesen sei. "Dies ist in dieser Pauschalität nicht korrekt", lässt die Familie über ihren Anwalt ausrichten.
Trotz schwierigen Marktumfeldes sei das Unternehmen für die Zukunft gerüstet gewesen, wegweisende strategische Entscheidungen seien getroffen worden und die beschlossenen Maßnahmen hätten sich erfolgreich in Umsetzung befunden. "Daher möchten sich meine Mandanten von den aktuellen Ereignissen distanzieren und hoffen, dass sich im Sinne der vielen engagierten Mitarbeiter eine Lösung für ihr Lebenswerk findet."

Stimme.de