Insolventer Mosbacher Maschinenbauer Hüller Hille: Käufer für Anlagen und Patente gefunden
Auf dem Gelände des insolventen Maschinenbauers Hüller Hille in Mosbach zieht erst einmal kein neues Leben ein. Nach der Schließung des Betriebs wurde aber ein Übernehmer für die Anlagen gefunden. Auch die Marke bleibt bestehen.
Auf dem Gelände des Maschinenbauers Hüller Hille wird nicht wieder neues Leben einziehen. Wenige Wochen nach der endgültigen Schließung des Unternehmens als Folge einer erneuten Insolvenz gab der Insolvenzverwalter Oliver Spiekermann aber eine Fortführungslösung bekannt.
Kirchgässner und Cloeter übernehmen Hüller Hille-Vermögenswerte
Demnach hat die in Binau bei Mosbach ansässige Kirchgässner Komponenten GmbH das Anlage- und Umlaufvermögen erworben und will Betreibern, die in den vergangenen Jahrzehnten bei Hüller Hille Anlagen und Maschinen erworben haben, Servicedienstleistungen anbieten.
Die ebenfalls dort ansässige Cloeter Investment GmbH, zu deren Geldgebern nach Angaben Spiekermanns eine weltweit tätige Unternehmerfamilie aus Baden-Württemberg gehöre, habe alle immateriellen Vermögenswerte erworben. Hierunter fallen demnach alle Marken- und Kennzeichnungsrechte sowie alle für die Herstellung neuer Anlagen und Maschinen notwendigen Patente. Die Gläubigerversammlung habe diesem Insolvenzplan zugestimmt.
Belegschaft muss in Binau komplett neu aufgebaut werden
Beschäftigte habe der Mosbacher Betrieb ohnehin nicht mehr, erklärt der Insolvenzverwalter: Sie seien alle freigestellt worden. Am Tag des Insolvenzantrages waren es noch 109 Mitarbeiter gewesen, zum Zeitpunkt der Schließung 76. Kirchgässner und Cloeter wollen die Geschäftstätigkeit ohnehin nach Binau verlagern, wie Geschäftsführer Jürgen Kirchgässner mitteilte.

„Nachdem das Unternehmen in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Eigentümerwechsel und einen kontinuierlichen Niedergang bis hin zur Betriebsstillegung durchleben musste, bin ich froh darüber, dass nunmehr ein Neustart mit wirtschaftlich erfolgreichen Gesellschaftern und kapitalstarken Unterstützern erfolgt, die erstmals seit vielen Jahren aus der Region kommen“, sagte Spiekermann. Die Kontakte seien erst nach der endgültigen Betriebsstillegung zustandegekommen.
Kirchgässner übernahm auch eine Marke aus Bad Friedrichshall
Kirchgässner wurde 1989 gegründet und hat sich auf Automatisierungs- und Steuerungstechnik spezialisiert. Seit 1992 besteht ein Standort in Plauen im Vogtland, 2008 kam außerdem Feuerwehrtechnik hinzu, als der Binauer Standort der Firma Bachert, die früher in Bad Friedrichshall ansässig war, übernommen wurde.
Erst vor wenigen Tagen hatte es eine ähnliche Lösung in Weikersheim gegeben: Bei dem insolventen Maschinenbauer und Lohnschäum-Unternehmen Ceracon war eine Unternehmerfamilie aus dem Land eingestiegen und hatte somit die Fortführung des Betriebs gesichert. In beiden Fällen wollten die Investoren ungenannt bleiben.
Wechselvolle Standortgeschichte in Mosbach
Für den Standort Diedesheim geht damit eine fast 80-jährige Geschichte zu Ende, für die Marke jedoch nicht: 1947 als Maschinenfabrik Diedesheim (MFD) gegründet, wurde die Firma 1983 von Thyssen übernommen und fusionierte 1994 mit Hüller Hille. 2005 verkaufte der Stahlkonzern die Maschinenbauer-Gruppe an Maxcor, der daraus fünf Jahre später die MAG IAS GmbH mit allen deutschen Standorten formte. Im Dezember 2013 verkaufte der US-Konzern dann die Sparte Industrial Equipment an den taiwanesischen Investor FFG. 2017 ging der Betrieb an einen Investor, der ihn in Zuse Hüller Hille umbenannte. Nach der ersten Insolvenz 2019 stieg mit Visionmax einer der Gesellschafter der vorherigen Eigentümer ein.
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