Start ins Weihnachtsgeschäft: Einzelhändler erwarten "leicht positive Tendenz"
Trotz der schwierigen Wirtschaftslage gehen die Verkäufer von Spielzeug, Deko und Textilien im Land mit Zuversicht in die Adventszeit. Eine Umfrage ergab gute Werte – und die Begründung der Verbands-Verantwortlichen überrascht.
Mit dem Start ins Weihnachtsgeschäft ist der Einzelhandel in Baden-Württemberg einigermaßen zufrieden. Etwa die Hälfte der Teilnehmer an einer Umfrage des Handelsverbands Baden-Württemberg meldete bereits Mitte November, dass Kunden Weihnachtsgeschenke kauften, berichtete Verbandspräsident Hermann Hutter am Montag. Die Geschäfte gingen daher mit einer gewissen Portion Zuversicht in die Adventszeit. „Insgesamt erwarten wir eine leicht positive Tendenz im Vergleich zum Vorjahr“, sagte er.
Ampel-Aus beflügelt die Stimmung der Einzelhändler in Baden-Württemberg
Ausgerechnet das Ampel-Aus scheint das zu beflügeln, ergänzte Hauptgeschäftsführerin Sabine Hagmann. „Die Stimmung ist jetzt schon besser geworden“, sagte sie. „Die Menschen haben genug von schlechten Stimmungen.“ Es herrsche das Gefühl, dass es mit einer neu gewählten Regierung nur besser werden kann – entsprechend herrsche wieder mehr Zuversicht.
Dabei laufen die Geschäfte je nach Warengruppe derzeit unterschiedlich. Der Textilhandel profitierte zum Beispiel vom frühzeitigen kühlen Wetter im September und Oktober, berichtete Maximilian Klemm, Inhaber des Tübinger Modehauses Zinser. Auch der Wintereinbruch am Wochenende sei sofort zu spüren gewesen, verstärkt wurden Jacken und Winterschuhe gekauft. Insgesamt habe die Branche von Januar bis Oktober noch mit einem Prozent im Minus gelegen. „Aber wir haben das passende Wetter gehabt“, meinte er.

Nur wenige Händler in Baden-Württemberg machen bei Black Friday mit
Ein Problem für die örtlichen Händler sind die Rabattaktionen, die vom Onlinehandel eingeführt wurden: Black Friday, Black Week und Cyber Monday haben sich inzwischen etabliert. „Die Verbraucher erwarten auch von uns Riesenrabatte in dieser Woche“, sagte der stellvertretende Präsident Michael Endress, Inhaber von Endress Motorgeräte mit Sitz in Stuttgart.
Das könnten sich die Unternehmen aber bei ihrer geringen Marge gar nicht leisten – daher nähmen etwa 70 Prozent nicht an diesen Aktionen teil. Die Gewinnmarge schrumpfe auch so schon von 16,1 auf zehn Prozent, prognostiziert der Handelsverband Deutschland (HDE). Die Aktionen rund um Black Friday bedeuteten einen Nettoverlust von 258 Millionen Euro, wegen Preisnachlässen und Kannibalisierungseffekten im Handel.
Als weiteres Problem sind inzwischen die chinesischen Anbieter Temu und Shein hinzugekommen. Die Hoffnungen des Verbandes und seiner Mitglieder richten sich hier auf EU und Bundesregierung, die gegen Steuerumgehung und schlechte Qualität vorgehen sollten, wie Hutter forderte.
Der Präsident verwies aber auch darauf, dass ein Teil des Erfolgs im Einzelhandel von den Städten abhänge: Weihnachtsmärkte und Weihnachtsbeleuchtung höben die Stimmung – „das ist ein wichtiger Trigger“. Eine gute Erreichbarkeit auch für Autofahrer sei aber ebenso wichtig.
Zuversichtliche Händler vor Weihnachten: An Kindern wird nicht gespart
Immerhin: Bei ihren Geschenken wollen die Deutschen nicht knausern. „An den Kindern wird zuletzt gespart“, sagte Hutter, der neben seinen Büro- und Spielwarengeschäften auch einen Spieleverlag betreibt. Eltern legten besonders Wert auf edukative Artikel, bei denen also der Nachwuchs spielerisch etwas lernt. Insgesamt planten die Deutschen, sogar ein bisschen mehr für Geschenke auszugeben als im Vorjahr.

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