Wie Bosch zu einem der größten Arbeitgeber der Region Heilbronn wurde
Während Bosch in Abstatt bisher nur Wachstum kannte, droht nun ein Stellenabbau. Vor dem Bau des Entwicklungszentrums gab es nur einen größeren Standort in Heilbronn-Franken.

Bosch will Stellen streichen. Wie viele am Standort Abstatt wegfallen, ist noch unklar. Die aktuell Lage drückt auch bei der Tochter Bosch Engineering (BEG) auf die Stimmung der Mitarbeiter.
Obwohl Bosch seine Wurzeln im Großraum Stuttgart und damit in relativer Nähe hat, war der Konzern lange Zeit im Raum Heilbronn kaum präsent. Als unser Medium 2001 erstmals eine Tabelle der größten Arbeitgeber Heilbronn-Frankens erstellte, zählte Bosch mit gerade mal 1190 Mitarbeitern zu den mittelgroßen Arbeitgebern und belegte Rang 21 – hinter Firmen wie Läpple, den Möbelwerken Rauch, den Standorten der Mahle-Gruppe oder Getrag.
Personalabbau bei anderen großen Arbeitgebern, während bei Bosch Wachstum angesagt war
Während Mahle heute quasi nicht mehr in der Region vertreten ist, Getrag im Magna-Konzern aufgegangen ist, Rauch von Stellenabbau erschüttert wird und Läpple eine Schrumpfkur mit mehreren Teilverkäufen hinter sich hat, legte Bosch jahrelang starkes Wachstum hin. Das war auch zu erwarten, den schon 2001 stand fest, dass das Unternehmen auf der Höhe zwischen Abstatt und Untergruppenbach sein neues Entwicklungszentrum errichten wird. Anfangs war übrigens die Rede von 2000 Arbeitsplätzen.
Warum Bosch nach Abstatt kam
Ausschlaggebend für die Ansiedlung waren nach Angaben des damaligen Bosch-Managers Christian Deplewski folgende drei "gleichermaßen wichtige Gründe: Erstens die verkehrsgünstige Lage in der Nähe des Weinsberger Kreuzes, gerade noch außerhalb der Verkehrsstaus rund um Stuttgart. Zweitens die Lage zwischen dem Entwicklungsstandort Schwieberdingen und dem Testgelände in Boxberg. Drittens das gute Angebot von Gemeinde, Landkreis Heilbronn und Regionalverband bezüglich Erschließung und Zugänglichkeit des Grundstücks, insbesondere was die Realisierungstermine betrifft." Die Entscheidung für Abstatt sei im Februar 2000 gefallen.
Erstmals bemerkbar machte sich dies in den Zahlen von 2003, als die ersten 700 Mitarbeiter eingezogen waren. 2004 war die erste Ausbaustufe erreicht, der neue Standort zählte da bereits schon etwa 1400 Beschäftigte. Ab 2006 folgten stetige Erweiterungen, wodurch die Mitarbeiterzahl Jahr für Jahr zulegte, bis 2020 die letzte Ausbaustufe erreicht wurde. Da war die Belegschaft in Abstatt bereits auf 6000 angeschwollen.
Seitdem schwankt die Zahl der Mitarbeiter zwischen 6000 und 6200. In diesem Jahr wurde allerdings erstmals ein Rückgang um 100 auf 6100 gemeldet. Dass die Gesamt-Mitarbeiterzahl von Bosch in Heilbronn-Franken schon höher lag, liegt am Standort Crailsheim: Das dortige Verpackungsmaschinenwerk, eine der Keimzellen der gesamten Verpackungs-Industrie im Raum Schwäbisch Hall, gehörte seit 1984 zu Bosch und zählte seit 2001 stets um die 1100 Mitarbeiter, aktuell sind es sogar 1200.
Allerdings trennte sich Bosch 2020 von der Verpackungssparte, die unter dem Namen Syntegon und neuen Eignern in die Selbstständigkeit ging. Auch die Bremsensparte ist nicht mehr bei Bosch: Unter dem Namen Chassis Brakes zog sie 2018 mit etwa 70 Mitarbeitern in den Telefunkenpark in Heilbronn. Heute gehört sie zum Hitachi-Konzern.
Bosch-Standorte in der Region: Großes Testgelände bei Boxberg
Ansonsten gibt es nur einen einzigen weiteren Bosch-Standort in der Region. Er ist zwar an Mitarbeitern klein, dafür an Fläche um so größer: Auf der Bosch-Teststrecke bei Boxberg werden auf einem 94 Hektar großen Gelände seit 1998 neue Technologien in Fahrzeugen ausprobiert, und zwar unter Extrembedingungen, was überhohe Geschwindigkeiten ebenso umfasst wie simulierte Wetterextreme. Erst vor wenigen Monaten wurde etwa eine neue Seitenwindanlage installiert, damit Autohersteller Stabilitätssysteme unter Realbedingungen testen können.