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Bosch-Mitarbeiter aus Abstatt äußert sich: "Man weiß einfach nicht, was kommt"

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Stellen abbauen, Arbeitszeit verkürzen: Die aktuelle Lage bei Bosch drückt auch bei der Tochter Bosch Engineering auf die Stimmung. Wie es in Abstatt vorerst weitergeht.


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Die Krise bei Bosch drückt auch bei den Tochtergesellschaften auf die Stimmung. Am Donnerstagvormittag hatte die Bosch Engineering (BEG) ihre Betriebsratsversammlung in Abstatt: Und obwohl die Zahlen im Vergleich zum Mutterkonzern, der Robert Bosch GmbH, im Moment noch halbwegs ordentlich ausfallen, macht sich auch hier Ungewissheit unter den Angestellten breit. "Man weiß einfach nicht, was kommt", sagt ein Mitarbeiter, der seinen Namen lieber nicht in den Medien lesen will.

Grundlegend gelte: Geht es Bosch schlecht, dann auch der hundertprozentigen Tochter BEG. "Wir leben von Bosch und den entwickelten Komponenten, die wir modifizieren und weiterverkaufen", sagt der Mitarbeiter. Noch, das zeigte die Betriebsratsversammlung am Donnerstag, macht die BEG Gewinn. Und auch wenn der Ausblick angesichts der schwierigen Lage des Hightech-Unternehmens insgesamt schwer abzuschätzen sei, gehe die Geschäftsführung auch für 2025 von einem positiven Ergebnis aus. 

Mitarbeiter aus Abstatt äußert sich: Bei Bosch Engineering sollen keine Stellen abgebaut werden

Dazu bei trügen auch vorausschauende Maßnahmen wie der schon länger geltende Einstellungsstopp sowie die zuletzt verkündete Arbeitszeitreduzierung. Seit Oktober arbeiten auch die BEG-Mitarbeiter weniger. Zudem würden die "Leute intern rumgeschoben, je nachdem, wo gerade Arbeit ist". Einige Bereiche hätten mehr zu tun, andere eher weniger. Das sei sehr ungleichmäßig – und nicht immer einfach.

Im Vergleich zu anderen Bereichen im Mutterkonzern sollen bei Bosch Engineering aber keine Stellen reduziert werden. Das sei so mit dem Betriebsrat vereinbart, hieß es gestern auf der Versammlung. "Aber niemand weiß, ob und wann sich das ändert", sagt ein Versammlungsteilnehmer. Denn wenn die Robert Bosch GmbH eine schlechte Entscheidung trifft, "merken wir das meist zwei bis drei Jahre später".

Im Januar kriegen die Bosch-Engineering-Mitarbeiter aus Abstatt eine Gehaltserhöhung

Im Januar aber gibt es für die Angestellten der BEG erst einmal eine Gehaltserhöhung. Das war Mitte des Jahres, vor Bekanntwerden der Bosch-Krise und deren Ausmaß, vereinbart worden. Die BEG sei zwar nicht tarifgebunden, die Gehälter aber orientierten sich am Tarif. "Ganz so schlecht kann es dem Laden dann ja nicht gehen", sagt ein Mitarbeiter, der ebenfalls nicht erkannt werden möchte.

Vor solchen Schlüssen aber warnt Helmut Meyer. Der Betriebsratschef der Robert Bosch GmbH betont, dass es sich bei der Arbeitszeitreduzierung von 40 auf erst 37 und ab 1. Januar auf 36 Stunden pro Woche nicht um eine triviale Maßnahme handelt. Die Krise betreffe die Mobilitätssektor bei Bosch insgesamt, da gehöre auch die BEG dazu. Wenngleich der Geschäftsbereich Cross-Domain Computing Solutions am meisten betroffen ist.

Abteilung in Abstatt umfasst rund 1000 Mitarbeiter

Die erst vor wenigen Jahren neu entstandene Sparte mit weltweit rund 20.000 Mitarbeitern entwickelt Technik für autonomes Fahren und Fahrassistenzsysteme, die aber nicht wie angenommen nachgefragt werden. Die dafür aufgebauten Kapazitäten sollen nun reduziert werden: Von den 3800 Stellen, die Bosch abbauen will, sollen allein 1850 Stellen deutschlandweit in diesem Bereich wegfallen. In Abstatt umfasst die Abteilung, die im noch relativ neuen Gebäude 102 untergebracht ist, rund 1000 Mitarbeiter.

In einem ersten Schritt war im Frühjahr bereits der Wegfall von 950 Stellen in dem Bereich beschlossen worden. Nun sollen noch einmal mehr als doppelt so viele Stellen abgebaut werden. Ein Kahlschlag mit unvorhersehbaren Folgen, kritisiert der Betriebsrat. "Wenn ich so gravierende Einschnitte vornehme, ist der Rest vielleicht auch nicht mehr überlebensfähig", erinnert Meyer an die Bedeutung des Geschäftsbereichs Cross-Domain Computing Solutions. "Veränderungen müssen manchmal sein. Aber die Antwort auf die Krise kann nicht der Exodus sein."

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