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„Überraschend und schockierend“: Sorgen in Abstatt wegen massivem Jobabbau bei Bosch

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Bosch hat den Abbau von weiteren 13.000 Stellen in Deutschland angekündigt. Der Standort Abstatt ist davon zwar nicht direkt betroffen, doch auch hier sind die Mitarbeiter in Sorge. 


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Über der Autoindustrie in Deutschland hängen düstere Wolken. Hersteller, aber auch Zulieferer stehen unter Druck - und reagieren mit Stellenabbau. Am Donnerstag kündigte Autozulieferer Bosch an, 13.000 weitere Stellen abbauen zu wollen. Betroffen seien vor allem die deutschen Standorte der Zuliefersparte Mobility. Hintergrund ist den Angaben zufolge eine jährliche Kostenlücke in Höhe von rund 2,5 Milliarden Euro.

Bereits im Vorjahr hatte der Konzern aus Gerlingen bei Stuttgart aufgrund der anhaltenden Marktschwäche den Abbau von 9000 Stellen angekündigt. In Summe sind das 22.000 Stellen. „Das ist rund ein Viertel der Belegschaft in Deutschland“, ordnet Helmut Meyer, Betriebsratsvorsitzender der Robert Bosch GmbH in Abstatt, die Lage ein. In dieser Größenordnung und Schärfe sei die Ankündigung vom Donnerstag „überraschend und schockierend“ gewesen.

Konzern will tausende Stellen abbauen – auch bei Bosch Engineering in Abstatt

Nicht nur für den Betriebsratsvorsitzenden – sondern auch für die Belegschaft in Abstatt. Zwar betreffe die neueste Ankündigung den Entwicklungsstandort nicht direkt. Hinsichtlich eines Stellenabbaus in Abstatt sei nicht explizit nachgelegt worden, sagt Meyer zwar. „Aber wir stehen hier unter dem gleichen Kosten- und Abbaudruck wie alle anderen Standorte im Konzern auch.“ 

Mit Blick auf die schwierige wirtschaftliche Lage in der Autobranche hatte die Tochter Bosch Engineering (BEG) aber Ende Juli bereits reagiert. Wie das Unternehmen mit Hauptsitz in Abstatt damals mitteilte, sollen bis Ende 2027 weltweit rund 460 Stellen abgebaut werden – davon 380 Arbeitsplätze in Abstatt und Holzkirchen bei München.

Zudem ist derzeit nicht absehbar, wie es in den auch in Abstatt angesiedelten Geschäftsbereichen Vehicle Motion und Cross-Domain Computing Solutions (XC) weitergeht.

Job-Abbauprogramm von Bosch, das Abstatt betrifft, noch nicht fertig verhandelt

Nach Angaben von Bosch sollen hier deutschlandweit 3800 Stellen abgebaut werden. In der Softwareentwicklung für Autonomes Fahren (XC) sind die Standorte Leonberg, Abstatt, Renningen, Schwieberdingen und Hildesheim betroffen. An diesen Standorten sollen rund 1850 Stellen gestrichen werden. In dem Bereich wurde die Arbeitszeit von 40 oder 38 Stunden auf 35 Stunden pro Woche verkürzt.

„Das zweite Abbauprogramm ist noch nicht fertig verhandelt“, sagt Helmut Meyer. Die erste Welle des Abbaus laufe zwar bereits. Inwieweit Abstatt in dem Bereich von den Plänen betroffen sei, „ist Gegenstand der Diskussionen“, so der Betriebsratsvorsitzende der BEG.

„Abbau ist kein Zukunftskonzept.“

Helmut Meyer

Die schockierenden Abbauzahlen, die der Konzern am Donnerstag bekannt gab, schlagen natürlich auch in Abstatt Wellen, wenngleich der Standort nur indirekt betroffen sei. „Die Leute haben Bedenken, Angst und stellen kritische Fragen“, berichtet Meyer aus Gesprächen. Die meisten Mitarbeiter wollten wissen, wie es in ihrem Bereich nun weitergehen soll. Dazu habe das Management keine Angaben gemacht. „Die Kollegen sehen die inhaltlichen Lücken in den Aussagen“, gibt Meyer zu Bedenken.

Bei Bosch Waiblingen sorgt angekündigte Schließung für großes Bedauern

Auch Betriebsrat und Gewerkschaft vermissen entsprechende Aussagen zu Ausrichtung und Perspektive. „Abbau ist kein Zukunftskonzept“, macht Helmut Meyer klar. „Wozu soll der Abbau am Ende gut sein, wie sieht es mit der Absicherung der Standorte in Deutschland und Europa aus? Wir vermissen Ideen und Fantasie der Menschen, die im Konzern die Entscheidungen treffen.“ Ohne entsprechende Zukunftsperspektive würden der Ankündigung von einem weiteren Stellenabbau nur weitere Reduzierungsmaßnahmen folgen.

Der am Donnerstag angekündigte Stellenabbau betrifft Abstatt nicht direkt. Am Standort läuft bereits eine Reduzierung von Arbeitsplätzen.
Der am Donnerstag angekündigte Stellenabbau betrifft Abstatt nicht direkt. Am Standort läuft bereits eine Reduzierung von Arbeitsplätzen.  Foto: Lina Bihr

Entsprechend kündigte Baden-Württembergs IG-Metall-Chefin Barbara Resch Widerstand an. „Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie Bosch sich aus der Verantwortung stiehlt und den Standort im Stich lässt“, sagte sie. „Jetzt heißt es zusammenstehen – wir werden gemeinsam mit den Beschäftigten den Widerstand organisieren und für den Erhalt der Arbeitsplätze und eine starke Zukunft in der Region kämpfen.“

Bosch sei mehr als ein Unternehmen – es sei Teil des Rückgrats der Industrie in Baden-Württemberg. „Wer hier Arbeitsplätze streicht, trifft nicht nur einzelne, sondern ganze Familien und Gemeinden“, sagte Resch.

Die geplante Schließung eines Bereichs im Bosch-Werk in Waiblingen sorgt in der Stadt für großes Bedauern. Oberbürgermeister Sebastian Wolf (CDU) sprach von einem „herben Schlag für den Wirtschaftsstandort Waiblingen“. In Gedanken sei er bei den 560 Mitarbeitern, die teilweise seit Jahrzehnten für Bosch tätig seien. „An die Konzernspitze habe ich die klare Erwartungshaltung, dass das Unternehmen seiner Verantwortung für die Beschäftigten nachkommt“, betonte Wolf.

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