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„Zukunftsschicht“
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Stellenabbau bei Bosch: Mahnwache und symbolische Beerdigung in Stuttgart-Feuerbach

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Versammelte vor dem Bosch-Werk in Stuttgart-Feuerbach haben eine symbolische Trauerfeier abgehalten. Die Beerdigung war der Abschluss einer 36-stündigen Mahnwache gegen die Pläne des Unternehmens. 


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Feuerbach, Sebnitz, Bretten, Bühl, Schwieberdingen, Hildesheim, Waiblingen, Leinfelden, Homburg, Reutlingen: Diese Standorte von Bosch und Töchtern stehen auf den Holzkreuzen, die am Donnerstagabend in Stuttgart-Feuerbach bei einer symbolischen Trauerfeier im Fackelschein niedergelegt werden. Es folgen ein Sarg, der mit den Unternehmenswerten von Bosch – Verantwortung, Fürsorge, Fairness und Respekt – beklebt wird, und ein Grabstein.

Symbolische Beerdigung am Bosch-Standort in Stuttgart Feuerbach

Die Beerdigung schräg gegenüber von Werkstor 1 am Bosch-Standort in Stuttgart Feuerbach stellt den Abschluss einer 36-stündigen Mahnwache dar, die Boschler und Gewerkschaftler am Mittwoch und Donnerstag abgehalten haben. Sie positionieren sich damit gegen den Kurs des Konzerns zu dem aktuell die Planung eines massiven Stellenabbau-Programms gehört.  


Am Mittwoch gab es bereits im Rahmen der „Zukunftsschicht“, wie die Mahnwache auch genannt wurde, ein Pressegespräch zur aktuellen Situation der Stuttgarter Zulieferer- und Automobilindustrie sowie des regionalen Maschinenbaus. Dabei kamen Vertreter aus der Landes- und Kommunalpolitik und die Geschäftsführung der IG Metall Stuttgart, mit Betriebsratsvorsitzenden und Vertrauenskörperleitern aus diversen Unternehmen zusammen. Bosch, Porsche, Mercedes-Benz, Siemens: Betriebsräte der ganzen Industriepower im Südwesten waren vertreten. 

Bosch-Betriebsrat in Stuttgart: Werte werden durch die Geschäftsleitung beerdigt

„Wir stehen hier, um die Bosch-Familie, die Stiftung und die Arbeitgeber im Aufsichtsrat daran zu erinnern, dass Robert Bosch eine Kultur geschaffen hat, die auf gegenseitigen Respekt, Fairness Offenheit, Vertrauen und Verantwortungsbewusstsein basiert. Diese Kultur wird immer mehr durch die Worte ‚Ebit’ und ‚betriebsbedingte Kündigungen’ ersetzt und somit viele dieser Werte durch die Geschäftsleitung beerdigt“, sagte Andreas Kölpin, Betriebsrat und Vertrauenskörperleiter am Standort Feuerbach, am Mittwoch vor Ort. 

Das plant Bosch

Der Großkonzern will in seiner Sparte „Mobility“, also im Geschäft der Automobilzulieferung, 2,5 Milliarden Euro sparen. Das möchte die Firma mit Sitz in Gerlingen unter anderem durch einen massiven Stellenabbau erreichen. Etwa 13.000 Jobs sollen in Deutschland gestrichen werden, so die Pläne. „Hinter vorgehaltener Hand wird aktuell von einem Abbau von 22.000 Stellen gesprochen“, heißt es mittlerweile von der Gewerkschaft. Neben den Schritten in Feuerbach soll die Produktion in Waiblingen ganz geschlossen werden. Massiv abgebaut werden soll die Belegschaft außerdem in Bühl und Bühlertal (Landkreis Rastatt) sowie in Schwieberdingen (Landkreis Ludwigsburg). Am Donnerstag wurde zudem bekannt, dass Bosch plant weitere 830 Stellen abzubauen – und zwar bei Bosch Digital.  

„Mit der Mahnwache ‚Zukunftsschicht’ am Standort Feuerbach möchten wir Bosch auffordern, Verantwortung gegenüber der Region und ihren Menschen zu übernehmen. Wir fordern Sicherheiten für Arbeitsplätze und fordern unser Unternehmen auf, klar zum Standort zu stehen“, sagte Frank Sell, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Robert Bosch GmbH bei dem Gespräch am Mittwoch. 

36-stündige Mahnwache vor dem Bosch-Werk in Stuttgart-Feuerbach

Gestartet war die Mahnwache am Mittwochmorgen um 5:30 Uhr. Auch die Nacht hindurch war der kleine Pavillon an der Wernerstraße vor dem Betriebsgelände besetzt. Wärme spenden kleine Feuerstellen, es läuft Musik. Merlin Baudert vom Vertrauenskörper bei Bosch in Feuerbach erzählt, die Stimmung sei stets gesellig gewesen. „Es geht auch darum ein Zeichen zu setzen, dass man zusammensteht und auch sowas, wie eine 36-Stunden-Mahnwache in Kauf nimmt“, sagte er der Stimme vor Ort. Er sei insgesamt 18 Stunden plus Auf- und Abbau vor Ort gewesen. In der gesamten Zeit der Mahnwache habe er drei Stunden Schlaf bekommen.  

Baudert war es auch, der die Trauerrede bei der symbolischen Beerdigung am Donnerstagabend hielt. Es gab einen Moment des Schweigens. Kerzen wurden angezündet, Blumen niedergelegt. Die zehn Holzkreuze mit den Namen der Standorte seien während der Mahnwache vor Ort gebastelt worden, beschreibt Baudert, der auch einen Songtext extra für die Mahnwache geschrieben hat. „Schluss mit dem Stellenabbau, uns rauszuschmeißen ist nicht sehr schlau!“ sangen die Versammelten auch am Donnerstagabend vor der symbolischen Beerdigung vor der Bosch-Pforte in Stuttgart-Feuerbach. 

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