Trendwende in der Bauwirtschaft? Experte erklärt Lage im Raum Heilbronn
Mehr Aufträge, aber kein Aufschwung: In den ersten vier Monaten des Jahres hat sich die Auftragslage der Bauwirtschaft im Südwesten leicht verbessert, auch in der Region. Die konjunkturelle Lage bleibt aber labil.
Die Auftragslage in der baden-württembergischen Bauwirtschaft hat sich in den ersten vier Monaten dieses Jahres stabilisiert – aber auch auf niedrigem Niveau. Laut aktuellen Berechnungen des Statistischen Landesamtes stiegen die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe von Januar bis April im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 Prozent.
Allerdings gab es im April mit einem Minus von 4,9 Prozent zuletzt einen leichten Dämpfer. „Die April-Zahlen zeigen, dass von einem soliden Aufschwung in der Baubranche derzeit nicht die Rede sein kann“, sagt Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Zumindest noch nicht.
„Grundstückspreise viel zu hoch“: Bauwirtschaft im Raum Heilbronn stagniert weiterhin
Auch im Wohnungsbau haben sich die Perspektiven etwas aufgehellt. So sind die Ordereingänge von Januar bis April um 9,2 Prozent angestiegen. Gleichzeitig habe sich die Anzahl der zum Bau freigegebenen Wohnungen im Vergleich zum Vorjahr leicht um 1,7 Prozent erhöht. „Die positiven Zahlen im Wohnungsbau sind zwar erfreulich, allerdings bleiben die Baugenehmigungen weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Eine wirkliche Trendwende ist damit noch nicht erreicht“, erklärt Möller.
Die kann auch Thomas Schmid, Obermeister der Bauinnung Heilbronn, für die Region nicht erkennen. Der Wohnungsbau laufe seiner Ansicht nach schlecht, speziell der Neubau. „Die Grundstückpreise sind viel zu hoch“, sagt Schmid. Allgemein bereite ihm die Preisentwicklung sorgen, die Materialkosten seien förmlich explodiert, das könnten sich immer weniger Menschen leisten. „Die Industrie diktiert die Preise, das ist ein Riesenproblem.“
Schwacher Start ins neue Jahr bei öffentlichem Bau
Genauso wie die CO₂-Steuer: Auch sie treibe die Preise nach oben, sagt Schmid. Mit Blick auf die Auftragslage könne er sich mit seinem Drei-Mann-Betrieb derzeit nicht beschweren. „Wir haben jede Menge Arbeit, ich könnte eher mehr Leute brauchen“, sagt er. Von den allgemeinen Zahlen zur Auftragslage hält er nicht viel. „Am Ende geht es darum, was für die Bauunternehmen unterm Strich als Gewinn bleibt.“ Gerade große Firmen mit vielen Angestellten müssten sehen, wie sie in der Wohnbaukrise ihren Kopf über Wasser halten.
Dafür läuft es noch lange nicht gut genug im Baugewerbe. Während die Nachfrage im Wirtschaftsbau in den ersten vier Monaten zwar ebenfalls aufwärts gerichtet war, ist der öffentliche Bau dagegen insgesamt schwach ins Jahr 2025 gestartet. Nur im April haben die Ordereingänge zugelegt. Im Straßenbau und im sonstigen Tiefbau weckt das Sondervermögen Infrastruktur der Bundesregierung Hoffnung. Die zusätzlichen Mittel dürften sich allerdings frühestens ab der zweiten Jahreshälfte in konkreten Aufträgen niederschlagen, schätzt die Bauwirtschaft Baden-Württemberg die Lage ein.
Bauwirtschaft mit klarer Forderung an Politik: Rahmenbedingungen müssen verbessert werden
„Alles in allem stellen sich die Aussichten für die Bauwirtschaft derzeit freundlicher dar als noch im Vorjahr. Dennoch bleibt die baukonjunkturelle Lage labil. Umso mehr muss die Politik zügig mit einer Verbesserung derRahmenbedingungen im Wohnungsbau und mit erhöhten Infrastrukturinvestitionen gegensteuern“, fordert Thomas Möller.
Auch Thomas Schmid sieht eine Verbesserung der Rahmenbedingungen als Lösung an, der Obermeister der Bauinnung Heilbronn spannt den Bogen aber deutlich weiter, sieht die Kaufkraft in Gefahr. „Die Menschen haben immer weniger Geld zur Verfügung.“ Auch da müsse die Politik aus seiner Sicht ansetzen.