Laut Statistischem Bundesamt ist die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser im Januar um 21,7 Prozent auf 3400 angestiegen. Bei den Mehrfamilienhäusern habe sich die Zahl der genehmigten Wohnungen um 5,8 Prozent auf 9800 erhöht. Zuvor war die Zahl der zum Bau genehmigten Wohnungen seit April 2022 durchgängig gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat gesunken, teilen die Statistiker mit.
Mehr Baugenehmigungen in Baden-Württemberg – aber Zinsanstieg sorgt für Dämpfer
Noch bevor das milliardenschwere Finanzpaket überhaupt beschlossen war, haben Hypothekenzinsen einen der größten Sprünge der jüngeren Vergangenheit hingelegt. Was das fürs Bauen in der Region Heilbronn bedeutet.
Die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland ist im Januar den zweiten Monat in Folge gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, wurde der Bau von 18.000 Wohnungen genehmigt – im Vergleich zum Januar vor einem Jahr sind das 6,9 Prozent oder 1200 Baugenehmigungen mehr. Schon im Dezember 2024 war die Zahl um 5,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen.
Mehr Baugenehmigungen: Auch Baden-Württemberg profitiert
Auch der Südwesten profitiert. Nach Angaben der Bauwirtschaft Baden-Württemberg sind im Januar knapp 2000 Wohnungen im Neu- und Umbau zum Bau freigegeben worden. „Das sind 20,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor“, so die Landesvereinigung. Im Einzelnen seien die Genehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser um 4,4, die für Mehrfamilienhäuser um 21,5 Prozent gestiegen.
„Der verhältnismäßig deutliche prozentuale Anstieg darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die aktuellen Genehmigungszahlen nach wie vor auf extrem niedrigem Niveau bewegen“, sagt Thomas Möller, Geschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, jedoch. Zumal die Zahl der Baugenehmigungen im Januar 2024 mit 1660 einen absoluten Tiefstand erreicht hatte.
Hypothekenzinsen verzeichnen großen Sprung – Lichtblick für Bauwirtschaft
Dennoch: Für die kriselnde Bauwirtschaft ist der kleine Aufschwung ein Lichtblick. Die Baugenehmigungen von heute gelten als Frühindikator für die Neubauten von morgen. Doch ausgerechnet das in der vergangenen Woche im Bundestag beschlossene und anschließend im Bundesrat genehmigte Finanzpaket könnte den Aufwärtstrend in Teilen wieder einbremsen. Schon in Folge der Diskussion um das 500 Milliarden schwere Paket für Infrastruktur, Verteidigung und Klimaschutz sind die Hypothekenzinsen gestiegen.

Und das ordentlich. Deutschlandweit sind es 30 Basispunkte, die Landesbausparkasse (LBS) Süd verzeichnete bei zehnjährigen Zinsen einen Anstieg von 3,3 Prozent auf 3,7 Prozent. „Das ist der höchste Sprung binnen kürzester Zeit seit 1990“, sagt Vorstandsvorsitzender Stefan Siebert im Gespräch mit der Heilbronner Stimme. Beim letzten deutlichen Sprung herrschte nach der Wende zunächst Euphorie, alles boomte. Nach ungefähr einem Jahr sei den Finanzakteuren weltweit damals klargeworden: Das wird teuer für Deutschland. Daraufhin seien die langfristigen Zinsen stark gestiegen - allerdings auf einem höheren Niveau.
Bauzinsen orientieren sich an der Rendite für zehnjährige Bundesanleihen
„Wenn Zinsen von sieben auf siebeneinhalb Prozent steigen ist das prozentual nicht ganz so relevant als im aktuellen Fall“, sagt Siebert. Aber warum treiben die geplanten Milliardeninvestitionen die Bauzinsen überhaupt in die Höhe und dann gleich in diesem Ausmaß? Weil Hypothekenzinsen mit den Renditen für zehnjährige Bundesanleihen zusammenhängen.
„Ich glaube nicht, dass Veränderungen im Bereich von 0,3 oder 0,4 Prozent wirklich entscheidend sind.“
Stefan Siebert
Bundesanleihen sollen der Politik helfen, die Milliarden für das Finanzpaket zu stemmen. Braucht der Staat Geld, muss er denen, die ihm das Geld leihen sollen, attraktive Zinsen bieten. Abgesehen davon steigt mit wachsender Staatsverschuldung das Risiko für Investoren, ihr Geld zurückzubekommen. Die Folge: Die Renditen auf Anleihen des Bundes steigen mitunter deutlich - und damit auch die Hypothekenzinsen.
Bauwirtschaft: Experte sieht im Zinsanstieg nur eine kurzfristige Entwicklung
Dass der Sprung jedoch derart deutlich ausfällt, habe laut Stefan Siebert auch damit zu tun, „dass sich die Akteure auf eine veränderte Bundespolitik einrichten“. Das werde zudem überlagert durch das Geschehen in den USA und die Tatsache, dass die Politik unter Präsident Donald Trump kaum vorhersehbar sei. In der Summe seien das viele Themen auf einmal: „Und das wirkt halt“, sagt der Vorstandsvorsitzende der LBS Süd.
Gleichwohl erwartet Stefan Siebert für die Bauwirtschaft keinen nachhaltigen Dämpfer. „Ich glaube nicht, dass Veränderungen im Bereich von 0,3 oder 0,4 Prozent wirklich entscheidend sind“, sagt er aus seiner langjährigen Erfahrung heraus. Wer jetzt in Heilbronn oder Neckarsulm ein Grundstück hat und bauen möchte, werde das trotz einer Mehrbelastung von 50 oder 70 Euro im Monat tun, schätzt Siebert.
Zudem zeichnet sich eine Entwicklung ab, die für viele Verbraucher nicht sichtbar ist: Der Hypothekenzins ging in den vergangenen Tagen minimal zurück. „Das sind kleine Sprünge, jeden Tag 0,0,2 oder 0,03 Prozentpunkte“, sagt Siebert. Problematischer für das Bauen seien deswegen andere Effekte, wie beispielsweise die massiv gestiegenen Baupreise. „Da kann gerade niemand erkennen, wie die wieder runtergehen sollen.“