VW-Krise: Betreffen Sparpläne auch Audi? Gespräche mit Betriebsrat bestätigt
Bei Audi gilt das Aus für das Werk Brüssel als sicher. Weil sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert hat, wird nun über weitere Sparmaßnahmen diskutiert. Steht die Jobgarantie auf der Kippe?
Mit sorgenvollem Blick nach Wolfsburg verfolgen auch die Beschäftigten bei Audi, was sich derzeit bei der Konzernmutter Volkswagen abspielt. VW will nach Betriebsratsangaben mindestens drei Werke in Deutschland schließen. Bislang ist Audi von größeren Einschnitten verschont geblieben. Das könnte sich nun aber ändern. Der im Jahr 2019 geschlossene Pakt Audi.Zukunft sieht vor, dass bei verschlechterten unternehmerischen Rahmenbedingungen neue Verhandlungen aufgenommen werden.
"Der Audi-Vorstand bestätigt, dass dies nun der Fall sei und möchte Audi.Zukunft vor dem Hintergrund der veränderten Umfeldfaktoren und der verschärften Wettbewerbssituation gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern weiterentwickeln", teilte eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage der Heilbronner Stimme mit.
"Die Unternehmensleitung betont, dass trotz großem Handlungsdruck keine Rasenmähermethode zur Anwendung kommen soll, sondern eine geordnete Diskussion zur Transformation entlang der Inhalte im Fokus steht", so die Sprecherin weiter. Vorstand und Betriebsrat gingen nun in vertrauensvolle und geordnete Gespräche im Sinne des Unternehmens und der Beschäftigten.
Audi-Werk Brüssel ist nicht mehr zu halten – Weniger Auto-Auslieferungen
Bei Audi ist das Aus für das Werk in Brüssel inzwischen so gut wie sicher. Nachdem der letzte potenzielle Investor abgesprungen ist, laufen seit Anfang Oktober Gespräche über Sozialpläne für Audis kleinstes Werk. In Belgien stehen rund 3000 Jobs auf der Kippe. Bei dem Autobauer mit den vier Ringen hält man derzeit noch an der Beschäftigungssicherung fest, die bis Ende 2029 betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. "Die Vereinbarung hat Bestand", teilte die Audi-Sprecherin auf Anfrage mit.
Allerdings läuft es auch bei Audi nicht rund: Die Zahl der Auslieferungen ist von Januar bis September um 10,9 Prozent auf rund 1,236 Millionen Fahrzeuge gesunken. Zudem hatte der Autobauer weniger verdient: Das operative Ergebnis betrug im ersten Halbjahr 1,98 Milliarden Euro (Vorjahreszeitraum: 3,41 Milliarden Euro). Die operative Umsatzrendite lag bei 6,4 Prozent (Vorjahreszeitraum: 10,0 Prozent).
Audi hat bereits 9500 Stellen in Deutschland abgebaut
Im Rahmen des Pakts Audi.Zukunft hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren bereits 9500 Stellen in Deutschland sozialverträglich abgebaut. Weiterer zentraler Bestandteil des Deals damals: In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts soll die Produktionskapazität des Standorts Neckarsulm von derzeit 300.000 auf 225.000 Fahrzeuge pro Jahr reduziert werden. In Ingolstadt wird die Kapazität ebenfalls um 25 Prozent auf 450.000 Einheiten sinken.
„Wir müssen als Unternehmen jetzt konsequent handeln, um trotz massiver Herausforderungen für die Automobilindustrie weiterhin wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben“, hatte Audi-Chef Gernot Döllner unlängst auf der Betriebsversammlung des Unternehmens gesagt. Audi müsse sich der Aufgabe stellen, in allen Bereichen des Unternehmens effizienter zu werden, um dem Wettbewerb die Stirn bieten zu können. Mit der Neuausrichtung der Technischen Entwicklung, der Baureihen und der Produktstrategie habe das Unternehmen den Grundstein gelegt und damit den Anfang für weitere Bereiche gemacht.
Döllner forderte „mehr Geschwindigkeit in den Entwicklungs- und Fertigungszeiten sowie allen anderen unternehmerischen Prozessen“. Das Ziel: „Wir stellen Audi so auf, dass wir wieder Außergewöhnliches erreichen können“, so Döllner. Er appellierte, „jetzt gemeinsam die Zukunft unseres Unternehmens zu gestalten“.
VW in der Krise – Audi will 14 Prozent Rendite erreichen
Audi ist neben Porsche einer der wichtigsten Gewinnbringer im Konzern. Gleichwohl ist der Gewinn im ersten Halbjahr um deutlich geschrumpft. Fürs Gesamtjahr hat das Unternehmen die Renditeerwartungen nach unten korrigiert. „Wie der gesamte Konzern arbeiten wir bei Audi kontinuierlich an unserer Wettbewerbsfähigkeit. Wir bewegen uns in einem hochkompetitiven Umfeld. Den Wandel in die elektrische Zukunft können wir nur mit einer soliden Kostenbasis schaffen", sagte eine Audi-Sprecherin gegenüber der Heilbronner Stimme. "Dafür haben wir bei Audi mit unserem Performance Program 14 wirksame Maßnahmen implementiert.“
Die 14 steht für die geplante Umsatzrendite von 14 Prozent, die die von Audi geführte Markengruppe Progressive (mit Bentley, Lamborghini und Ducati) bis 2030 erreichen soll. Vor allem im Bereich der E-Autos sieht Audis-Finanzvorstand Jürgen Rittersberger großes Potenzial, Kostenpotenziale zu heben, da über viele Marken des Konzerns hinweg dieselben Plattformen genutzt werden.



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