Nach Sieg gegen Eintracht Frankfurt: Warum der VfB Stuttgart Vizemeister werden kann
Der souveräne 3:0-Sieg gegen den Tabellensechsten Eintracht Frankfurt hält den VfB Stuttgart auf Augenhöhe mit dem Zweiten, dem FC Bayern München. Die Vizemeisterschaft ist möglich.

Die Partylaune wird immer besser. "Wir wollen dann am letzten Spieltag richtig die Sau rauslassen", sagt Fabian Bredlow, der Ersatztorwart des VfB Stuttgart, der den angeschlagenen Stammkeeper Alexander Nübel beim 3:0 (3:0) gegen Eintracht Frankfurt fehlerfrei ersetzt hat.
Seit dem 20. Januar, seit der 0:1-Niederlage zum Rückrundenstart in Bochum hat der VfB Stuttgart in der Bundesliga nicht mehr verloren. Neun Siege gab es und zwei Unentschieden, 29 von 33 möglichen Punkten wurden geholt. Die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß ist bärenstark, nur die unglückliche Pokalniederlage beim Superteam in Leverkusen gab es zwischendrin. Jetzt sind es noch fünf Spiele, eines davon zu Hause gegen den aktuell punktgleichen Tabellenzweiten FC Bayern.
Der 2022 und 2023 beinahe in die 2. Liga abgestiegene VfB Stuttgart darf sogar auf die Vizemeisterschaft schielen. Fabian Bredlow lacht. "Das werden wir sehen, was passiert." Er glaubt ans Optimum. "Im Fußball ist vieles möglich. Das soll jetzt keine Kampfansage oder sonstiges werden. Fakt ist natürlich, dass wir jedes Spiel gewinnen wollen. Was am Ende dabei rauskommt, das wird sich zeigen. Aber ich glaube, so wie wir die letzten Wochen gespielt haben, können wir jetzt mit einer breiten Brust nach Bremen fahren."
Riesenparty zum Saisonschluss am 18. Mai beim VfB Stuttgart
Und am 18. Mai nach dem in kürzester Zeit ausverkauften Abschluss-Heimspiel des 34. Spieltags gegen Borussia Mönchengladbach dann die Sau rauslassen. In der dominant bestrittenen ersten Hälfte gegen den Tabellensechsten Eintracht Frankfurt sorgten Torjäger Serhou Guirassy (11. Minute), der damit zum historischen Bundesliga-Saison-Rekordtorschützen des VfB aufstieg, sowie Deniz Undav (17.) und Jamie Leweling (37.) für die Tore.
Damit ist sicher, dass der VfB Stuttgart in der kommenden Saison zumindest in der Europa League dabei sein wird, wahrscheinlich aber in der Champions League, weil der Vorsprung des Dritten auf die Verfolger Leipzig und Dortmund weiterhin sieben Punkte beträgt.
VfB Stuttgart: Wohlgemuth ist glücklich über den Europacup
Sportdirektor Fabian Wohlgemuth ist neben Trainer Hoeneß zum Erfolgsmacher geworden. "Ich bin ja tatsächlich erst anderthalb Jahre hier. Aber natürlich war das jetzt ein schnelles Wachstum." Der Europacup? Famos, "schon was Außergewöhnliches, nach zehn Jahren daran wieder teilzunehmen". 2016 und 2019 ist der VfB in die 2. Liga abgestiegen. Es gab viel Schlechtes zu durchleiden. Jetzt ist es das ganz große Glücklichsein – abgesehen vom eskalierten Zoff in der Führungsspitze des VfB. Es läuft sportlich unfassbar gut. "Da sieht man schon den Glanz in den Augen, den Stolz der Fans", sagt Wohlgemuth.
Und jetzt: Vizemeister werden, warum nicht? Der Sportdirektor bremst, wie er es seit vielen Monaten auch beim Thema Champions-League-Teilnahme immer getan hat. Man gehe "Schritt für Schritt". Aber, ja: Man wolle "vorantreiben, was wir erreicht haben" und "das Beste aus der Saison herausholen". Groß drüber reden brauche man über das Thema Vizemeisterschaft aber nicht. "Das sind Ziele, die wir gar nicht brauchen. Die Mannschaft hat ja gezeigt, dass sie in jedes Spiel so reingeht, dass sie gewinnen möchte."
Wieder mal hat beim 3:0 gegen Frankfurt Serhou Guirassy getroffen, wieder mal war es ein wegweisendes 1:0. Er hat die Legende Mario Gomez als Vereins-Rekordtorschützen des VfB Stuttgart in der Bundesliga überholt. "Großartig. Ein Stück weit gehen die Superlative aus", sagt VfB-Coach Sebastian Hoeneß über den Torjäger, der allerdings kurz vor Schluss angeschlagen ausgewechselt worden war. Fabian Wohlgemuth empfindet beim Blick auf Guirassy "ganz viel Freude", kennt aber die Branche und ihre Mechanismen. "Er spielt eine herausragende Saison. Das weckt natürlich auch Begehrlichkeiten."
Der VfB Stuttgart will seinen herausragenden Stürmer unbedingt halten. Für die mögliche Champions-League-Teilnahme ist ein starker Kader Pflicht. Der Sportdirektor sagt: "Durch die Teilnahme am internationalen Wettbewerb hat sich natürlich im Vergleich zum letzten Jahr die Wirtschaftlichkeit des Vereins ein Stück weit verändert." Aber: "Ganz große Sprünge können wir trotzdem nicht machen. Deswegen müssen wir genau hinschauen, was wir umsetzen."
So war es in der Europa-Saison 2013/14 beim VfB Stuttgart
Die Vorfreude auf glanzvolle internationale Spiele ist enorm. Es soll ganz anders sein als bei der letzten Europacuprunde 2013/14, als der VfB sich erst gegen Botev Plovdiv aus Bulgarien sehr mühte, um dann in den Playoffs zur Europa League gegen HNK Rijeka rauszufliegen.
Waldemar Anton, der Nationalspieler und VfB-Mannschaftskapitän von heute, ist heiß auf die Champions League. Noch muss er am Fernseher zuschauen. Zuletzt hat er Arsenal gegen Bayern und Manchester City bei Real Madrid gesehen. Aber die CL-Hymne im Stadion auf dem Platz zu hören, das ist für ihn ein großes Ziel. "Ja, natürlich. Ich glaube, das ist ein Traum von jedem Spieler in einem Wettbewerb zu spielen, in dem die besten Mannschaften Europas sind." Als Vierter in der Bundesliga-Abschlusstabelle wäre der VfB Stuttgart sicher dabei. Aber warum nicht sogar Vizemeister werden? "Wenn die Möglichkeit besteht, dass wir da auf den zweiten Platz kommen können, wollen wir die natürlich ergreifen", sagt Anton. Und dann bei einer Mega-Party die Sau rauslassen.