Stimme+
Handball
Lesezeichen setzen Merken

Wenig Erstligareifes rund um das Sport-Union-Heimspiel gegen Blomberg-Lippe

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Das 31:37 der Sport-Union Neckarsulm gegen die HSG Blomberg-Lippe dient auf gleich mehreren Ebenen nicht als Mutmacher im Abstiegskampf.

Weil sich Schiedsrichter- und Hallen-Technik in die Quere kamen, musste improvisiert werden. Eine Spielzeit-Anzeige entfiel, das Ergebnis wurde auf der Videotafel angezeigt. Besser als vor dem Anwurf wurde es für die Sport-Union aber nicht.
Weil sich Schiedsrichter- und Hallen-Technik in die Quere kamen, musste improvisiert werden. Eine Spielzeit-Anzeige entfiel, das Ergebnis wurde auf der Videotafel angezeigt. Besser als vor dem Anwurf wurde es für die Sport-Union aber nicht.  Foto: Kunz, Christiana

Der Samstagabend in der Ballei war aus Sicht der Sport-Union Neckarsulm bereits weit vor dem Anwurf ein gebrauchter Tag. Weitgehend chancenlos verlor der Tabellenvorletzte mit 31:37 (15:21) gegen die HSG Blomberg-Lippe. Auf gleich mehreren Ebenen wurde wenig Erstligareifes geboten.

Das Spiel: Obwohl Trainer Mart Aalderink es im Vorfeld noch explizit angemahnt hatte, misslang seinem Team der Start in die Partie erneut. Nach fünf Minuten stand es 1:5, Blomberg hielt früh alle Trümpfe in der Hand und ließ sich auch von einem Neckarsulmer Zwischenhoch rund um die Halbzeit nicht aus der Ruhe bringen. In den letzten zehn Minuten verkürzten die Gastgeberinnen einen Zehn-Tore-Rückstand immerhin noch. Dass Gäste-Trainer Steffen Birkner in dieser Phase Nachwuchsspielerinnen aufbot und Tessa Budelmann zu ihrem Bundesliga-Debüt verhalf, verschweigt des Sängers Höflichkeit.


Mehr zum Thema

Thomas Zeitz wird ab Sommer als Trainer und mit den Aufgaben des Sportlichen Leiters ein vielbeschäftigter Mann in Neckarsulm sein.
Stimme+
Handball
Lesezeichen setzen

Sport-Union Neckarsulm geht ohne Sportlichen Leiter in die Saison 2023/2024


Der Angriff: "Die Mädels haben vor allem im Angriff echt gekämpft, sind die ganze Zeit Eins-gegen-Eins gegangen und in die Lücken gestoßen. Damit haben wir aber erst gegen Ende der ersten Halbzeit angefangen - das war ein bisschen spät", sagte Aalderink auf die Frage nach dem Positiven der Partie. 31 erzielte Tore gegen den Tabellenvierten sind gut, viele davon fielen allerdings zu spät. Während die Gäste mit einer rund 90-prozentigen Trefferquote ins Spiel starteten, fehlte die Präzision im Abschluss des Neckarsulmer Spiels: 59 zu 74 Prozent Erfolgsquote erklären Vieles.

Die Abwehr: Rückzugs- und Zweikampfverhalten waren phasenweise katastrophal. Mart Aalderink ließ zunächst überraschend zurückhaltend im 6:0 decken, bevor er sich entschloss, Spielmacherin Sophie Lütke vereinzelt mit der Einzelbewachung von Malina Marie Michalczik zu betrauen. "Die Abwehr war viel besser als gegen Oldenburg. Die vielen Gegentore haben etwas mit unserem Rückzug und der Organisation zu tun", erklärte der Trainer. Symptomatisch war das 15:8 von Laetitia Quist (19.): Während sich Lin Johannsen und Daphne Gautschi nach Johannsens Tor zum 8:14 im Rückzugsverhalten noch freudig abklatschten, stieg Quist aus neun Metern bereits zum wuchtigen Abschluss hoch.

"Wir haben ab und zu rausgeschoben, sind auch ab und zu ein bisschen höher gegangen auf zwölf oder 13 Meter und sind manchmal auch auf neun Metern geblieben. Das haben wir mit Absicht gemacht, damit die Rückraum-Spielerinnen von Blomberg immer wieder nachdenken und kreativ werden müssen", erklärte Mart Aalderink. Es wirkte allerdings so, als hätten seine Spielerinnen mit dieser Taktik mehr Probleme, als die Gäste aus Blomberg. "Wir hatten uns mehr vorgenommen, vor allem in der Abwehr. Wir hatten uns die ganze Woche darauf vorbereitet, haben aber viel zu viele schnelle Gegentore bekommen", bilanzierte Carmen Moser.

Die Torhüterinnen: Sarah Wachter, die erst am Ende der Woche von der Nationalmannschaft zurückgekehrt war, war zu keiner Zeit ein Faktor. Man tritt der Torhüterin nicht zu nahe, wenn man bemerkt, dass ihre Paradenquote von 8,7 Prozent nicht der Anspruch der 23-Jährigen sein kann. Aalderink nahm sie zur Halbzeit vom Feld, ließ Valentyna Salamakha spielen. Die 36-Jährige hatte bei einigen Würfen Pech, doch auch ihre 20-prozentige Paraden-Quote war unter dem Strich schwach. Dass Torwart-Trainer Oliver Rieth als Korrektiv und Mutmacher von außen krankheitsbedingt fehlte, machte die Sache nicht einfacher.

Die Technik: Weil das Headset des Schiedsrichterinnen-Duos mit seiner Funkfrequenz die Hallentechnik in der Ballei störte, funktionierten weder Spielzeit-, noch Spielstandanzeige auf der Anzeigetafel. Das Spiel begann mit 15 Minuten Verspätung und einer improvisierten Ergebnisanzeige. In welcher Minute sich das Spiel gerade befand, wussten die Zuschauer hingegen nicht. "Sowas hatten wir bislang noch nie", sagte Sascha Göttler, bei der Sport-Union für die Spieltagsorganisation zuständig.

Die Schiedsrichterinnen: Tanja Kuttler und Maike Merz waren offenbar mit besonderer Technik nach Neckarsulm gekommen. Besonders gut war die Leistung des Schwestern-Duos, das im Januar auch bei der WM der Männer gepfiffen hatte, allerdings nicht. Eine klare Linie fehlte, Stefanie Kaiser hätte nach einem Foul ins Gesicht von Sharon Nooitmeer auch Rot statt einer Zwei-Minuten-Strafe bekommen können (25.) und dass Kuttler/Merz mit Nooitmeer und Annefleur Bruggeman zweimal den Neckarsulmer Innenblock wegen ihrer Meinung nach unzureichendem Tape-Verband vom Feld schickten, sorgte ebenfalls für viel Unverständnis.

Die Zuschauer: Offiziell 738 Zuschauer verfolgten das Spiel gegen den Tabellenvierten am Samstagabend. Das bedeutete die zweitschlechteste Auslastung der Ballei in dieser Spielzeit. Nur beim Weihnachtsspiel gegen den Thüringer HC waren mit 712 Zuschauern noch mehr Plätze frei gewesen. Am unattraktiven Gegner oder sportlicher Bedeutungslosigkeit kann das fehlende Zuschauerinteresse nicht liegen. Von einer Hexenkessel-Atmosphäre - ein potenzieller Trumpf im Abstiegskampf - war die Ballei jedenfalls ein ganzes Stück entfernt.


Mehr zum Thema

Nach dem 35:29-Erfolg im Hinspiel gegen Union Halle-Neustadt war die Freude bei Trainer Mart Aalderink und seinen Spielerinnen groß. Am letzten Spieltag könnte sich im Rückspiel der Ligaverbleib entscheiden.
Stimme+
Handball
Lesezeichen setzen

Sport-Union Neckarsulm in der Analyse: Umschwung weiter aufgeschoben


Die Außendarstellung: Es hätte für die Sport-Union wohl keinen allzu großen Unterschied gemacht, aber dass die verletzte Fatos Kücükyildiz als Spielführerin der Mannschaft die Partie lieber neben ihrem Lebenspartner auf der Tribüne verfolgte, anstatt wie üblich mit den anderen verletzten Spielerinnen neben der Trainerbank, zeugt nicht von besonders ausgeprägtem Teamgeist, sondern Egoismus. Kein gutes Zeichen im Abstiegskampf.

Die Mutmacher: Carmen Moser (50.) und Laila Ihlefeldt (55.) kamen spät von der Bank in die Partie und brachten sofort mächtig Schwung ins Neckarsulmer Spiel - freilich gegen eine HSG Blomberg-Lippe, die in dieser Phase bereits zwei Gänge zurückgeschaltet hatte. Neben Ihlefeldt feierte auch Amber Verbraeken nach ihrer Verletzungspause ein kurzes Comeback auf Rechtsaußen. Mart Aalderink gewinnt dadurch für die nächsten Wochen wieder neue Alternativen.


Sport-Union Neckarsulm: Wachter (2 Paraden); Salamakha (4 Paraden) - Gomilar Zickero (2), Gorshenina (4/2), Bruggeman (1), Nooitmeer (2), Gautschi (5), Johannsen (3); Ihlefeldt (3), Verbraeken, Lütke (1), Engel (4), Moser (6).

Erfolgreichste Werferinnen HSG Blomberg-Lippe: Malina Marie Michalczik (7), Laura Rüffieux (5), Laetitia Quist (5), Nieke Kühne (5), Nele Franz (5/2).

Schiedsrichterinnen: Tanja Kuttler/Maike Merz.

Siebenmeter: Sport-Union Neckarsulm: 2/4; HSG Blomberg-Lippe: 2/2.

Zeitstrafen: 2/2.

Zuschauer: 738.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben