Sport-Union Neckarsulm in der Analyse: Umschwung weiter aufgeschoben
Besser, aber noch nicht gut genug: Mart Aalderinks 70-Tage-Bilanz bei der Sport-Union ist wechselhaft. Der Trainerwechsel zeigt in Teilen Wirkung, doch die Abstiegsgefahr bleibt weiterhin akut.

Die Neckarsulmer Hoffnung auf den großen Umschwung musste am vergangenen Samstagabend abermals verschoben werden. Das 26:32 gegen den VfL Oldenburg war im Unterland angesichts der mageren Darbietung ein sportlicher Rückschlag und ein Stimmungsdämpfer. Es zeichnet sich inzwischen immer deutlicher ab, dass über einen Neckarsulmer Bundesliga-Verbleib wohl erst auf den letzten Metern der Saison entschieden wird - vorausgesetzt, die Konkurrenz spielt mit und die Sport-Union erledigt ihre eigenen Hausaufgaben.
Das Können folgt nicht immer dem Wollen
Für Trainer Mart Aalderink ist inzwischen Halbzeit. Acht Spiele hat der Niederländer seit seinem Antritt als hauptverantwortlicher Trainer Mitte Januar verantwortet, sieben weitere stehen ihm noch bevor. Seine Vorgängerin Tanja Logvin hatte in dieser Spielzeit bei elf Bundesliga-Begegnungen die Hauptverantwortung getragen, bevor sie wegen ausbleibendem Erfolg freigestellt wurde. Weil Aalderink nun seit 72 Tagen im Amt ist, besitzt ein statistischer Vergleich zwischen den beiden Sport-Union-Trainern der aktuellen Saison inzwischen eine gewisse Aussagekraft. Beim Blick auf die Zahlen steht als Haupt-Erkenntnis: Mart Aalderink mag ein guter Handball-Trainer sein, ein Zauberer ist er allerdings nicht.

Seine wohl wichtigste Leistung bestand darin, die Mannschaft aus dem mentalen Tief herauszuholen und der teils offen zur Schau gestellten Lustlosigkeit mit neuen Spielideen entgegenzutreten. Beides gelang recht schnell. Anders als noch im Herbst, war die notwendige Einstellung zuletzt meist zu sehen, auch wenn das Können dem Wollen nicht immer zu folgen vermochte. Beim Blick auf die Statistiken ist das Zwischenfazit hingegen ambivalenter.
Besserer Punkteschnitt stimmt hoffnungsvoll
Der bessere Punkteschnitt lässt hoffen. Beide Trainer stehen bei zwei Siegen, Aalderink verantwortete dazu noch ein Remis gegen Bad Wildungen. Und 1,43 Gegentore pro Spiel weniger sind ein gutes Zeichen, aber derzeit noch zu wenig, um den Relegationsrang zu verlassen. Bei vielen Vergleichskategorien sind die Unterschiede zwischen den Leistungen unter den jeweiligen Trainern jedoch marginal. Die Zunahme bei Siebenmeter-Gegentoren lässt sich aus der aggressiveren Abwehrarbeit unter Aalderink erklären. Dass dabei die Zahl der Zwei-Minuten-Strafen im Vergleich abnahm, liegt zuvorderst in der ohnehin deutlich höheren Quote während der Logvin-Ära begründet.

Über 13 technische Fehler pro Partie sind unterirdisch
Etwas überraschend ist, dass das Verhältnis und die Durchschnittswerte bei Gegenstoß-Toren schlechter geworden sind. Bei aggressiverem Abwehrverhalten und früheren Ballgewinnen sollten sich diese Werte eigentlich verbessert haben. Weil die Paradenquote des Torhüter-Duos ebenfalls nicht besser geworden ist, lässt sich schlussfolgern, dass die veränderte Abwehrarbeit den Gegner eher zu unpräziseren Abschlüssen über oder neben das Neckarsulmer Tor zwingt, als dass die Sport-Union das Spielgerät dadurch schneller und höher zurückerobern würde - um in der Folge Gegenstoß-Tore zu erzielen. 1,26 technische Fehler weniger täuschen darüber hinweg, dass der Wert mit mehr als 13 pro Partie noch immer viel zu hoch ist.
Gemeinsame Misere, gemeinsame Lösungen
Zu berücksichtigen ist mit Blick auf die Statistik, dass Tanja Logvin und ihr Team in der ersten Saisonhälfte vor allem auswärts antreten mussten, während Aalderink eine verunsicherte Mannschaft übernommen hatte, die es früh zweimal mit Branchen-Primus Bietigheim zu tun bekam.
"Am Ende können wir als Trainer die Pässe nicht geben und die Bälle auch nicht ins Tor werfen - jede Spielerin muss bei sich selbst schauen, was sie verbessern kann", sagt Mart Aalderink zur Situation. Er und sein Trainerteam hatten noch am Samstagabend in der Kabine eine erste Kurz-Analyse vorgenommen. "Wir als Trainer haben gefragt: Wo können wir noch weiterhelfen? Denn das ist das Wichtigste: wir sind alle zusammen da unten drin."